Die mit 56 Jahren verstorbene Sinéad O'Connor hinterlässt einen der ikonischsten Musikvideo-Momente der Geschichte. Ihre Tränen, die sie im Video zu "Nothing Compares 2 U" weinte, verhalfen ihr zu Weltruhm – etwas, das ihr jahrelang zu schaffen machte.
Sinéad O'Connor warnte Miley Cyrus
Und so klingelten bei O'Connor die Alarmglocken, als sie mitbekam, dass ihre jüngere Kollegin Miley Cyrus sich von ihr hat inspirieren lassen. Im Video zum Welthit "Wrecking Ball" schwingt Cyrus nicht nur halbnackt und später nackt auf einer Abrissbirne, sondern weint – frontal in die Kamera blickend – bittere Tränen. "Es ist wie das Video von Sinéad O'Connor, aber die modernste Version", sagte Cyrus damals der Musikzeitschrift "Rolling Stone". "Ich wollte, dass es hart, aber wirklich hübsch ist. Das ist es, was Sinéad mit ihren Haaren und allem gemacht hat."
Eine Aussage, die O'Connor nicht nur nicht gefiel, sondern die sie zu einer Reaktion verleitete. Und so antwortete die irische Musikerin ihrer jüngeren Kollegin in einem offenen Brief. "Ich mache mir große Sorgen um dich, weil dein Umfeld dich zu dem Glauben verleitet oder dich in deinem Glauben bestärkt hat, dass es in irgendeiner Weise 'cool' ist, in deinen Videos nackt zu sein und an Vorschlaghämmern zu lecken", schrieb sie. "Es ist in der Tat so, dass du dein Talent verschleierst, wenn du zulässt, dass du prostituiert wirst, sei es durch das Musikgeschäft oder durch dich selbst", warnte sie Cyrus. Es sei weder für Cyrus gut noch für andere Frauen, wenn man denken könnte, sie sei nur wegen ihres Körpers bekannt und nicht wegen ihres Talentes.

Cyrus reagierte wütend
"Das Musikgeschäft schert sich einen Dreck um dich oder irgendeinen von uns. Sie werden dich für alles, was du wert bist, prostituieren und dir geschickt weismachen, dass es das ist, was DU wolltest", so die Sängerin in ihrem Brief an ihre amerikanische Kollegin. Viele Frauen verwechselten Lust mit Liebe, sagte sie außerdem. Harte Worte, die wohl in O'Connors eigenen Erfahrungen begründet sind. Die Musikerin sprach oft über den Missbrauch, den sie erlebt hat. Auch ihr kahlrasierter Kopf, ihr Markenzeichen, hatten damit zu tun. "Ich wollte nicht vergewaltigt oder belästigt werden, ich wollte mich nicht wie ein Mädchen anziehen, ich wollte nicht hübsch sein. Andere Mädchen verprügelten dich, wenn du hübsch warst", sagte sie einst in einem Interview mit dem TV-Psychologen Dr. Phil.
Diese Tränen rührten die Welt: Sinéad O'Connors Leben in Bildern

Doch während ihrer Mutter sie misshandelte, so O'Connor, erschien ihr Jesus. "Ich liebe Jesus, weil er mir eines Nachts in den Sinn kam, als meine Mutter mich auf dem Küchenboden festhielt. Ich war nackt und hatte überall Cornflakes und Kaffeepulver auf mir", schrieb sie in ihrer Biografie.
Doch Miley Cyrus nahm O'Connors Brief keineswegs als nett gemeinten Rat wahr. Im Gegenteil, sie reagierte wütend und veröffentlichte eine Sammlung von O'Connors Tweets, in denen diese zugab, an psychischen Problemen zu leiden und Medikamente brauche. Dazu schrieb sie "Bevor es Amanda Bynes gab, gab es ..." und spielte damit auf O'Connors öffentliche Abstürze an. Zur Zeit der Veröffentlichung von "Wrecking Ball" sorgte Kinderstar Amanda Bynes aufgrund psychischer Probleme für Schlagzeilen. "Ich bin entsetzt, dass eine 20-jährige Frau im 21. Jahrhundert sich so unverantwortlich verhält", erwiderte daraufhin O'Connor und sagte, Cyrus mache sich über Menschen mit mentalen Problemen lustig.
Es dauerte nicht lange, da reagierte Cyrus erneut. "Sinéad, ich habe keine Zeit, dir einen offenen Brief zu schreiben, da ich diese Woche bei 'Saturday Night Live' auftrete. Falls du dich also treffen willst, um zu reden, lass es mich in deinem nächsten Brief wissen", twitterte sie. In der "Today Show" erklärte sie damals außerdem, sie sei von O'Connors Reaktion überrascht gewesen. Immerhin hatte sie verraten, dass ihr Video eine Hommage war.
Quellen: "Rolling Stone" / Twitter
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