Ein ganzes Land trauert um seine Königinmutter. Sirikit, die Witwe von König Bhumibol Adulyadej, ist am Freitag im Alter von 93 Jahren in einem Krankenhaus in Bangkok gestorben. Das teilte das königliche Hofamt mit. Seit dem 17. Oktober hatte sie an einer Blutinfektion gelitten, der sie trotz aller medizinischen Bemühungen erlag.
Wie "AP" weiter meldet, versammelten sich bereits Samstagmorgen Trauernde vor dem Chulalongkorn-Krankenhaus. "Es ist ein weiterer großer Verlust für die ganze Nation", sagte ein Trauernder der Nachrichtenagentur Associated Press. "Ich hörte davon um vier Uhr morgens. Mir wurde ganz schwindelig. Die ganze Welt schien stillzustehen."
König ordnet höchste Trauerzeremonien an
König Maha Vajiralongkorn (73) verfügte, dass seine Mutter mit den höchsten Ehren bestattet werden soll. Mitglieder der königlichen Familie und Hofbedienstete müssen ein Jahr lang Trauer tragen. Premierminister Anutin Charnvirakul (59) bezeichnete Sirikits Tod als "großen Verlust für das Land". Die Nationalflagge wird 30 Tage lang auf halbmast wehen, auch Staatsdiener sollen ein Jahr lang trauern.
Für Millionen Thailänder war Sirikit weit mehr als nur die Frau an der Seite des hochverehrten Königs Bhumibol (1927-2016). Ihr Porträt hing in Häusern, Büros und öffentlichen Räumen im ganzen Land. Ihr Geburtstag am 12. August wurde als Muttertag gefeiert. Nach einem Schlaganfall 2012 hatte sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ihr Ehemann war im Oktober 2016 gestorben.
Eine Liebesgeschichte wie im Märchen
Sirikit Kitiyakara wurde am 12. August 1932 in eine reiche, aristokratische Familie in Bangkok hineingeboren. Beide Elternteile waren mit früheren Königen der Chakri-Dynastie verwandt. Als ihr Vater nach dem Zweiten Weltkrieg als Botschafter nach Frankreich ging, zog sie mit ihm.
Mit 16 Jahren begegnete sie dem frisch gekrönten König in Paris, wo sie Musik und Sprachen studierte. Aus Freundschaft wurde mehr, nachdem Bhumibol einen schweren Autounfall erlitten hatte. Sie zog in die Schweiz, wo er studierte, um ihm bei der Genesung zu helfen. Der König umwarb sie mit Gedichten und komponierte für sie einen Walzer mit dem Titel "I Dream of You".
Engagement für die Landbevölkerung
1950 heiratete das Paar, noch im selben Jahr fand die Krönungszeremonie statt. Beide schworen, "mit Gerechtigkeit zum Wohl und Glück des thailändischen Volkes" zu herrschen. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: der heutige König Maha Vajiralongkorn sowie die Prinzessinnen Ubolratana, Sirindhorn und Chulabhorn.
Während die thailändischen Royals in den ersten Ehejahren als Botschafter des guten Willens um die Welt reisten, konzentrierten sich König und Königin ab den frühen 1970er Jahren auf Thailands innere Probleme. Armut auf dem Land, Opiumsucht in Bergstämmen und eine kommunistische Aufstandsbewegung forderten ihre Aufmerksamkeit.
Die stets makellos gekleidete Königin scheute nicht davor zurück, Hügel zu erklimmen und einfache Dörfer zu besuchen. Ältere Frauen nannten sie "Tochter". Tausende trugen ihr ihre Probleme vor, von Ehestreitigkeiten bis zu schweren Krankheiten. Die Königin und ihre Assistenten nahmen sich vieler Anliegen persönlich an.
"Die Menschen im ländlichen Thailand sagen, sie werden vernachlässigt, und wir versuchen, diese Lücke zu füllen, indem wir bei ihnen in abgelegenen Gebieten bleiben", erklärte sie 1979 in einem Interview mit AP.
1976 gründete Sirikit eine Stiftung zur Förderung traditioneller thailändischer Handwerkskunst. In den Projekten wurden Dorfbewohner in Seidenweberei, Schmuckherstellung, Malerei und Keramik ausgebildet. Auch Wildtierzuchtzentren, "offene Zoos" und Brutstätten zum Schutz gefährdeter Meeresschildkröten gingen auf ihre Initiative zurück.