Ein bisschen Extravaganz gehörte schon seit jeher zum guten Ton unter Monarchen. Man denke nur an Schloss Neuschwanstein, dem Märchenschloss von Ludwig II, oder an die Dekadenz des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Inzwischen zeigen sich die Royals zwar weniger goldbehangen und prunkvoll, aber auch der britische König hat so seine ganz besonderen "Schätze", die das normale Volk staunen lassen. Charles III. fährt einen alten Aston Martin DB6, der mit einem doch eher außergewöhnlichem Treibstoff betankt wird – Weißwein und Molke. Zumindest teilweise.
Autos mit Verbrennermotoren gelten als Umweltschweine, welche die Klimakrise befeuern. 2020 soll der Straßenverkehr laut des Statistischen Bundesamtes für 29 Prozent aller CO2 -Emissionen der EU verantwortlich gewesen sein. Wer die Umwelt schützen will, rüstet um. Auch König Charles III. hat seinen Oldtimer für die Zukunft fit gemacht. Seither kann der Aston Martin mit einem Kraftstoffgemisch betrieben werden, das zu 85 Prozent aus Bioethanol und zu 15 Prozent aus bleifreiem Benzin besteht. Im Falle der "Königskutsche" werde dafür "überschüssiger britischer Weißwein und Molke aus der Käseproduktion" verwendet, erzählte der Monarch in einem BBC-Interview nicht ohne Stolz.
König Charles' Auto wird mit Biosprit betrieben
Gefeiert wurde der König für seine Lebensmittelretter-Initiative allerdings nicht unbedingt. Stattdessen empörten sich manche Experten nach der Bekanntgabe der Umrüstung sogar. Greg Archer, Direktor von T&E, einer europäischen Kampagnengruppe für nachhaltigen Verkehr, bezeichnete den Ansatz gegenüber "The Guardian" gar als "kuriose Lösung", die "nicht mit einer ernsthaften Lösung zur Dekarbonisierung von Fahrzeugen verwechselt werden" sollte. Unter Dekarbonisierung versteht man, verknappt gesagt, einen Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energien, wodurch sich der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert.
Biokraftsstoffe sind laut Archer keine Lösung für die breite Masse. Würde man sie in einem größerem. Maßstab nutzen, schadeten sie mehr als das sie nützen, meinte er, "da sie die Abholzung und den Wandel der Landnutzung vorantreiben, was die Klimakrise verschärft".
Charles' Spezial-Umbau "nicht skalierbar"
In Deutschland wurden 2021 laut Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mehr als 3,9 Millionen Tonnen Biokraftstoff produziert. Den größten Anteil machte Biodiesel aus (61 Prozent), gefolgt von Bioethanol (22 Prozent) und Hydrierte Pflanzenöle (14 Prozent). Die durchschnittliche Treibhausgaseinsparung dieser Biokraftstoffe gegenüber fossilen Kraftstoffen habe demnach 84 Prozent betragen. Als Rohstoff für die Biokraftstoffe wurden vor allem Palmöl, Raps und Mais genutzt (gut 70 Prozent), Abfall und Reststoffe machten knapp 48 Prozent aus. Beinahe die Hälfte der Rohstoffe stammen aus Europa, 39 Prozent aus Asien.
Dass der Spezial-Umbau von Charles III. in der breiten Bevölkerung zur Schablone für umweltfreundlichere Autoumbauten wird, ist also unwahrscheinlich. Im Grunde sei dieses "spezifische Modell nicht skalierbar", urteilte auch der Berater für alternative Kraftstoffe und Nachhaltigkeit Chris Malins im Gespräch mit "The Guardian".
Quelle: BBC, The Guardian, Statista, BLE