Die Worte klingen wahrhaft erleuch tet: "Yoga ist der Weg, wie wir uns ganzheitlich veredeln können." Das behauptet zumindest Christy Turlington, früher Supermodel, heute Yoga-Expertin und Modemacherin. Turlington ist nicht nur Yogi, sondern auch Geschäftsfrau, und so folgt ihrem Zitat der Hinweis, wo man ihre Yoga-Kleidung, die sie exklusiv für die Firma Puma entwirft, erwerben kann. Ihre Worte und Produkte finden sich auf der Internetseite von "Nuala", so der Name ihres Labels, das sie seit vier Jahren betreut - mit wachsendem Erfolg.
Die ganzheitliche Veredelung durch Yoga spiegelt sich längst in den Kollektionen vieler namhafter Designer. Auch Louis Vuitton, Boss und Ralph Lauren setzen neuerdings auf den Trendsport, der vorgeturnt wird von Starfrauen wie Madonna, Jerry Hall, Gwyneth Paltrow, Julia Roberts und Cindy Crawford. Yoga ist Mode, wie sie zuletzt bei der Präsentation der neuen Adidas-Linie "adidas by Stella McCartney" zu sehen war. Dort präsentierte Stella, die Tochter von Paul McCartney, ihre erste Sportkollektion. Ein Schwerpunkt auch hier: Yoga.
Bislang war Stella McCartney
bekannt für ihre Arbeit bei Chloé (wo sie Karl Lagerfeld nachfolgte), dann unter eigenem Label-Namen im Gucci-Konzern. Die Beatles-Tochter ist von Haus aus hip: Als Teil der High Society von London heißen ihre besten Freundinnen Kate Moss und Naomi Campbell, Madonna ließ sich von ihr das Hochzeitskleid schneidern. Jetzt rechnet Adidas damit, dass Stellas Glanz auch auf die drei Streifen abfärbt. Für McCartney ist Sportkleidung zwar modisches Neuland, doch die Mixtur aus Romantik und Sexyness, die ihre eigenen Kollektionen prägt, finden sich auch in der neuen Trainingskleidung wieder. Einziger Unterschied: Letztere darf auch mal kräftig durchgeschwitzt werden.
"Ich sehe nicht ein, warum man seinen Stil in der Umkleidekabine lassen muss", sagt Stella im Anschluss an die Präsentation in New York. Die Modefrau weiß um die Wirkung und Bedeutung jeder ihrer bevorzugten Sportarten: "Wenn ich mich abreagieren muss, gehe ich schwimmen. Brauche ich gute Ideen, gehe ich reiten. Nur beim Yoga, da gönne ich mir sogar einen persönlichen Trainer."
Denn Yoga geht über reine Körperbetätigung hinaus; nicht nur für Stella McCartney ist die fernöstliche Praxis eine Lebenshaltung, die perfekt in eine Zeit der Sinnsuche passt. Wer Yoga betreibt, hat sich auf eine Reise nach innen gemacht. Und wer Yoga-Mode trägt, demonstriert der Welt seine Selbstreflexion. Und ganz nebenbei: Der neue Yoga-Style trägt sich ausgesprochen bequem. Er eignet sich perfekt für einen Spaziergang, man ist aber auch im Büro nicht unpassend angezogen. Bestes Beispiel: der Yoga-Kaftan aus der aktuellen Nuala-Kollektion.
Liebstes Mode-Utensil, auch bei Stella McCartney, ist die Yoga-Matte, für die man, ganz klar, eine passende Tasche braucht. Was vor einigen Saisons noch die "Baguette Bag" von Fendi war, ist jetzt der längliche Sack, in den bequem ein Meterbrot passen würde. Ein Must-Have, ein lässig geschulterter Begleiter, viel zu schade fürs Fitnessstudio. Selbst Louis Vuitton hat bereits solch einen feinen Beutel im Angebot - Kostenpunkt: um die 1250 Euro, Matte inklusive, immerhin.
Es geht aber auch günstiger:
Die "adidas by Stella McCartney"-Kollektion bietet Teile zwischen 40 und 200 Euro, von der eng anliegenden Hose übers figurschmeichelnde Top bis zum großen Bademantel, der sich flach zu einer Decke ausbreiten lässt. Stellas Sportfarben der Saison sind: Rosenholz, ein zartes Türkis, Sandgelb, Schwarz und Grautöne.
Die Linie, die ab Mitte Februar 2005 in den Sportläden in Europa verkauft wird (in Amerika und Japan dagegen nur in Edelshops), ist ausschließlich für Frauen gemacht. "Wir mussten bislang entweder Schuhe in der kleinsten Männergröße kaufen - oder halt das Mädchenmodell, das dann nur in Grellpink vorhanden war", sagt Stella McCartney, die diesen Umstand als abwertend empfindet. "So wie die großen Firmen uns anziehen, könnte man meinen, dass sie Frauensport in keinster Weise ernst nehmen."
Stella McCartney jedenfalls möchte ernst genommen werden, auch von ihrem persönlichen Yoga-Trainer. Der dürfte auf ihren Wunsch hin das Übungsprogramm umgestellt haben: Stella erwartet im Frühjahr ihr erstes Kind und wird sich auf die Geburt sicherlich intensiv mit Schwangerschaftsyoga vorbereiten.