Nacktbilder ins Netz gestellt FBI verhaftet Promi-Hacker

Vier Monate lang zapfte ein Hacker E-Mail-Konten und Handys diverser Hollywoodstars an und stellte Nacktfotos der Promis - darunter auch Scarlett Johansson - ins Netz. Jetzt hat das FBI den Mann geschnappt. Bei einer Verurteilung droht ihm eine sehr harte Strafe.

Die "Operation Hackerazzi" endete beim Frühstück. Zwölf FBI-Beamte klopften an die Tür von Christopher Chaneys Wohnung in Jacksonville in Florida. Der 35-jährige Computer-Experte leistete nach Angaben der Polizei keinen Widerstand. Wortlos ließ er sich festnehmen und beobachtete wie die Beamten seinen PC beschlagnahmten. Nach einem Termin beim Untersuchungsrichter durfte Chaney gegen 10.000 Dollar Kaution das Gefängnis vorerst verlassen. Die Auflagen: Er darf nicht im Internet surfen und er muss bei seiner Mutter wohnen.

Bei Verurteilung drohen 121 Jahre Haft

In einer am Mittwoch veröffentlichten Anklageschrift wird Chaney vorgeworfen, sich in 26 Fällen in fremde Computer gehackt und diverse Identitäten geklaut zu haben. Er habe nicht nur hunderte von fremden E-Mail-Accounts durchstöbert, sondern auch private Fotos von Hollywoodstars ins Internet gestellt. Darunter auch Nacktbilder von Scarlett Johansson. Sollte Chaney verurteilt werden, drohen ihm bis zu 121 Jahre Gefängnis.

Das FBI in Los Angeles teilte mit, dass Chaney über diverse Social Media Dienste wie zum Beispiel Facebook und Twitter Zugang zu den Passwörtern von Prominenten fand.

"Es ist oftmals leichter als man denkt, ein Passwort herauszufinden. Der Hacker probiert vielleicht den Namen des Haustiers oder das Geburtsdatum des Stars aus und schon ist er drin", so Steven Martinez, FBI-Agent aus Los Angeles.

Deckname "Operation Hackerazzi"

Neben Johanssons Computer wurden auch die privaten E-mail-Adressen von Christina Aguilera, Mila Kunis und Simone Harouche angegriffen. Johansson zeigte sich nach der Festnahme des mutmaßlichen Hackers zufrieden: "Es ist gut, dass Kriminelle auch dann gefasst werden können, wenn sie im virtuellen Raum ihr Unwesen treiben."

Elf Monate lang jagte die Cyber-Unit des FBI unter dem Decknamen "Operation Hackerazzi" den Tatverdächtigen, der vom November 2010 bis zum Februar diesen Jahres sein Unwesen getrieben haben soll.

Der angebliche Hacker hat laut FBI nicht nur private Fotos von den Prominenten gestohlen und ins Internet hochgeladen, sondern auch ganze Unterhaltungen kopiert und sogar noch nicht veröffentlichte Filmmanuskripte gelesen.

Gezielte Angriffe auf Prominente?

Dies ist nicht der erste Hackerskandal, der Hollywood erschüttert. 2005 wurde das Telefon von Paris Hilton gehackt. Die Eindringlinge luden diverse Fotos ins Internet. Die Hacker hatten eine Sicherheitsfrage für den Zugang zu Hiltons Telefon richtig beantwortet. Im März des laufenden Jahres meldete sich Vanessa Hudgens bei der Polizei, nachdem ihr Gmail-Konto von Hackern angegriffen worden war.

Auch in Deutschland sorgte ein Hackerangriff auf Promis schon für Schlagzeilen, als im Dezember zwei Männer die E-Mails von diversen Berühmtheiten, darunter Lady Gaga und Ke$ha, geknackt hatten.

Im Zuge der jüngsten Hackerangriffe auf Prominente vermuten diverse Blogger eine gezielt angelegte "Hacktivist"-Aktion von bekannten Hackerringen wie "Anonymous" und "LulzSec". Diese Gruppen wollen in der Vergangeneheit dafür verantwortlich gewesen sein, die Webseiten von großen Banken und diversen Regierungsabteilungen bewusst angegriffen zu haben.

Einer der wohl bekanntesten Hacker der Welt, Kevin Mitnick, ist davon überzeugt, dass es den grossen Hacker-Ringen letztendlich nur darum geht, "noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen". Und der beste Weg sei, so Mitnick, der Weg über Hollywood. "Jeder interessiert sich für Promis", sagte der einstige Kriminelle, der heute als Sicherheitsberater fungiert. Und für nackte Promis gleich umso mehr.

Frank Siering, Los Angeles

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