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Gleichberechtigung Weil er Vater ist: Mister Mecklenburg-Vorpommern muss Titel zurückgeben

Ein Mann bewirbt sich um den Titel Mister Mecklenburg-Vorpommern - und gewinnt. Doch die Freude währt nur kurz. Weil er eine kleine Tochter hat, wird er disqualifiziert. "Regeln sind Regeln", sagt der Veranstalter.

Hätten Sie's gewusst? Wer Miss Germany oder Mister Germany werden will, der darf kein Kind haben. Besonders schmerzlich erfahren musste das kürzlich der Sieger bei der Wahl zum Mister Mecklenburg-Vorpommern 2017. Der Rostocker Sport- und Fitnesskaufmann Denny Kambs war am 19. November im Club "Zenit" in Schwerin zum schönsten Mann des nordöstlichen Bundeslandes gekürt worden. Doch nur wenig später war der 29-Jährige den Titel wieder los. Wie die "Schweriner Volkszeitung" (SVZ) berichtet, wurde Kambs der Titel aberkannt, weil er eine vierjährige Tochter hat. Mister Mecklenburg-Vorpommern 2016 ist damit der ursprünglich Zweitplatzierte, Tony Eberhardt.

Für die Miss Germany Corporation (MGC), den Veranstalter der Schönheitswettbewerbe, ist der Vorfall äußerst unangenehem. "Das ist alles sehr ungünstig gelaufen", gibt MGC-Sprecher Karim Ghadhab gegenüber der SVZ zu. Tatsächlich hätte Kambs gar nicht erst an der Mister-Wahl teilnehmen dürfen. Der Grund: Anfang des Jahres wurde die Satzung geändert, so der MGC-Sprecher weiter, und diese besage nun eindeutig, dass Bewerber kinderlos sein müssen. Besonders peinlich: Denny Kambs hatte bei seiner Bewerbung keinesfalls verschwiegen, dass er eine kleine Tochter hat. Doch am Tag des Wettbewerbs wurde das - wie offenbar üblich - nicht mehr kontrolliert.

Miss Germany Cooperation: "Regeln sind Regeln"

Ein junger Vater darf also kein Schönheitskönig sein? Was nach einer Diskriminierung klingt, ist zunächst einmal ein Akt der Gleichstellung. Wie Ines Klemmer von der MGC-Geschäftsführung in Oldenburg gegenüber "Focus online" betont, sei die Satzungsänderung auf Hinweise einer Gleichstellungsbeauftragten vorgenommen worden. Für Frauen, die an einer Miss-Wahl teilnehmen wollen, ist "familiäre Unabhängigkeit" schon lange eine Teilnahme-Bedingung. Der Grund: Die Siegerinnen müssten für ein Jahr ihren Beruf aufgeben und als Miss zur Verfügung stehen, so Klemm.

"Dass er raus ist, ist wirklich ärgerlich. Denny ist ein cooler Typ", fühlt MGC-Sprecher Ghadhab mit dem abgesetzten Mister MV. Betonte gegenüber der SVZ aber auch: "Regeln sind Regeln. Wir können keine Ausnahmen machen." Dumm nur, dass die MGC die eigenen neuen Regeln zunächst selber nicht anwendete und kontrollierte. Wie der "Nordkurier" berichtet, lag Kambs sogar ein veraltetes Bewerbungsformular vor, in dem die neuen Bedingungen nicht vermerkt waren.

Kambs: "Will davon nichts mehr hören"

Der Leidtragende erfuhr von seiner Disqualifizierung während seines Stand-Up-Paddling-Trainingslagers auf Fuerteventura. "Ich hatte mich schon sehr auf die Mister-Germany-Wahl gefreut und nun so was", zitiert der "Nordkurier" Kambs. "Ich möchte davon nichts mehr hören." Im Gegensatz zu Nachrücker Tony Eberhardt. Der 22-Jährige, der derzeit den Bundesfreiwilligendienst leistet und als Model arbeitet, will beim Finale "gut abschneiden". Mit Schönheitswettbewerben kennt er sich aus: Eberhardt gewann vor rund einem Jahr den Titel Mister Gay Germany.

Derweil hat die MGC weitere Gleichstellungspläne. So soll es auch für Männer - wie bei den Frauen - künftig Wettbewerbe für höhere Altersklassen geben, zitiert "Focus online" MGC-Frau Ines Klemmer. Spätestens dann dürfte Kinderlosigkeit als Teilnahme-Bedingung keine Rolle mehr spielen.

dho

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