"The Voice of Hind Rajab" hatte als einer der Favoriten für den Goldenen Löwen gegolten, nachdem er bei seiner am Lido mit 23-minütigem Applaus gefeiert worden war. Der Film erzählt die Geschichte eines fünf Jahre alten palästinensischen Mädchens, das bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden war. Viele Festivalbesucher waren während des Films in Tränen ausgebrochen.
Stattdessen entschied sich die Jury unter der Leitung von US-Regisseur Alexander Payne für den Film des unter anderem mit "Down By Law", "Night on Earth" und "Stranger Than Paradise" bekannt gewordenen Independent-Filmemachers Jarmusch. "Danke dafür, dass ihr unseren leisen Film würdigt", sagte er in seiner Dankesrede.
Die französisch-tunesische Regisseurin Ben Hania sagte in ihrer Dankesrede, ihr Film "The Voice of Hind Rajab" erzähle nicht nur die Geschichte der kleinen Palästinenserin Hind Rajab. "Es ist die tragische Geschichte eines ganzen Volkes, das einen Völkermord erleidet", sagte sie bei der Verleihung des Silbernen Löwen. Auch Jarmusch brachte bei der Preisverleihung seine Ablehnung des israelischen Vorgehens im Gazastreifen zum Ausdruck: Er trug einen Anstecker mit dem Wort "Enough" (deutsch: "Genug").
Den Silbernen Löwen für den besten Regisseur erhielt der US-Filmemacher Benny Safdie für "The Smashing Machine". In der Filmbiografie über den US-Kampfsportler Mark Kerr spielt Action-Star Dwayne "The Rock" Johnson die Hauptrolle.
Als beste Hauptdarstellerin wurde die Chinesin Xin Zhilei für ihre Rolle in dem Film "The Sun Rises on US All" ausgezeichnet. Der Italiener Toni Servillo erhielt den Preis für den besten Hauptdarsteller in "La Grazia" von Paolo Sorrentino.
Servillo nutzte seine Dankesrede, um seine "Bewunderung" für die pro-palästinensischen Aktivisten auszudrücken, die derzeit an Bord einer Gaza-Hilfsflotte versuchen, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen. Die Aktivisten, unter ihnen die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, "haben beschlossen, voller Mut ihre Segel zu hissen, um Palästina zu erreichen und ein Zeichen von Menschlichkeit in ein Land zu bringen, in dem die menschliche Würde täglich und auf grausame Art und Weise erniedrigt wird", sagte der italienische Schauspieler.
Der Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen war eines der bestimmenden Themen beim Filmfestival in Venedig. Rund 2000 Menschen aus der Filmindustrie hatten einen offenen Brief einer "Venice4Palestine" genannten Organisation unterzeichnet, in dem ein deutlichere Stellungnahme gegen die israelische Kriegsführung gefordert wurde. Unter den Unterzeichnern waren die Regisseure Guillermo del Toro und Todd Field.