Angesichts harscher Kritik der Weltgemeinschaft hat die syrische Führung jegliche Verantwortung für das Massaker in der zentralen Stadt Hula mit mindestens 92 Toten zurückgewiesen. Es handle sich um eine "terroristische" Tat, die untersucht werde, sagte ein Sprecher des syrischen Außenamts in Damaskus. Die Armee setzte indes ihren Beschuss von Stellungen der Aufständischen fort.
Es sei eine Kommission eingesetzt worden, die das Massaker vom Freitag untersuchen solle, sagte Außenamtssprecher Dschihad Makdissi. Nach seiner Darstellung hatten "hunderte bewaffnete Männer" in Hula mit Raketenwerfern und schweren Waffen Stellungen der Armee in Hula angegriffen. Die Soldaten hätten "in legitimer Selbstverteidigung" zurückgeschossen.
Makdissi kündigte für Montag einen Besuch des Sondergesandten von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, in Damaskus an. Syrien strebe eine "Rückkehr zum Dialog und an den Verhandlungstisch" an, sagte er.
Am Freitag hatte Syriens Armee Hula angegriffen und dort laut UN-Beobachtern mindestens 92 Menschen getötet, darunter 32 Kinder. US-Außenministerin Hillary Clinton forderte, die Verantwortlichen für die "Gräueltat" zur Rechenschaft zu ziehen. Gemeinsam mit der Weltgemeinschaft wollten die USA den Druck auf Assad "und seine Kumpanen" weiter zu erhöhen. Die "New York Times" berichtete, die USA verhandelten mit Russland über neue Maßnahmen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Annan verurteilten das "empörende und schreckliche Verbrechen" als Verletzung des Völkerrechts. Nach ihren Angaben sahen UN-Beobachter in Hula die Leichen und stellten nach einer Untersuchung fest, "dass in Wohngebieten Granaten eingesetzt wurden". Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zeigte sich empört über das Massaker.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte den Angriff ebenfalls scharf und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. Zuvor hatten bereits Berlin, Paris und London ihr Entsetzen angesichts der Angriffe geäußert. Großbritannien kündigte die Beantragung einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats an.
Der Golfkooperationsrat forderte die Weltgemeinschaft auf, "Verantwortung zu übernehmen und das Blutbad in Syrien zu stoppen". Die Vereinigten Arabischen Emirate verlangten eine Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga. Das Emirat Kuwait, das der Staatengruppe derzeit vorsitzt, signalisierte Unterstützung.
Assad lässt den seit März 2011 andauernden Aufstand blutig niederschlagen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London am Sonntag mitteilte, wurden bisher mehr als 13.000 Menschen getötet. Eine offiziell geltende Waffenruhe ist trotz der Präsenz von rund 270 UN-Beobachtern brüchig.
Derweil gab es in der zentralen Rebellenhochburg Hama nach Angaben der Beobachtungsstelle wieder schwere Gefechte zwischen Rebellen und der Armee. Die Armee hielt demnach auch die Rebellenhochburg Rastan weiter unter Beschuss. Heftige Gefechte habe es zudem in der Stadt Harasta unweit von Damaskus gegeben.
Angesichts von Kämpfen an der Grenze zwischen Syrien und dem Irak versetzte Bagdad seine Truppen in der Region in der Nacht zum Sonntag vorübergehend in Alarmbereitschaft. In unmittelbarer Nähe der Grenze seien zwei Bomben explodiert, sagte ein Grenzschützer.
Der scheidende Präsident des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC), Burhan Ghaliun, forderte ein bewaffnetes Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in seinem Land. Für den Fall, dass es dazu nicht kommen, rufe er das gesamte syrische Volk zum "Freiheitskampf" auf, sagte Ghaliun in Istanbul. Die internationale Gemeinschaft müsse entsprechend dem Kapitel VII der UN-Charta eingreifen, das einen gewaltsamen Einsatz bei einer "Bedrohung des Friedens" möglich macht.
Die USA wollen offenbar mit Russland über einen Plan zur Beilegung des Konflikts in Syrien nach dem Vorbild Jemens verhandeln. Dieser solle auf einem Machtverzicht von Staatschef Baschar al-Assad zugunsten eines Übergangspräsidenten beruhen, berichtet die "New York Times". Weitere Verantwortliche der derzeitigen syrischen Führung sollten hingegen ihre Ämter behalten.
Nach Unruhen in seinem Land hatte sich der frühere jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh nach 33 Amtsjahren im Februar zum Rückzug bereit erklärt. Zum vorübergehenden Nachfolger wurde Abd Rabbo Mansur Hadi bestimmt. Ein Ausmaß wie in Syrien, wo laut Menschenrechtsaktivisten seit Mitte März 2011 bisher mehr als 13.000 Menschen getötet wurden, erreichte die Gewalt im Jemen nicht. Nach Angaben der "New York Times" hoffen die USA auf eine Einigung mit Russland, das als enger Verbündeter Syriens gilt.