Nordkorea-Krise: China geht auf Distanz zu Pjöngjang

Im Konflikt mit Südkorea und den USA geht Nordkorea weiter auf Konfrontationskurs: Pjöngjang kündigte an, seinen Reaktor in Yongbyon wieder in Gang zu setzen, der Plutonium für sein Atomwaffenprogramm liefern könnte.

Im Konflikt mit Südkorea und den USA geht Nordkorea weiter auf Konfrontationskurs: Pjöngjang kündigte an, seinen Reaktor in Yongbyon wieder in Gang zu setzen, der Plutonium für sein Atomwaffenprogramm liefern könnte. Nordkoreas traditioneller Verbündeter China reagierte "mit Bedauern" auf die Ankündigung, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte vor einer weiteren Eskalation des Konflikts.

Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, sämtliche Anlagen in Yongbyon sollten "nachjustiert und neu gestartet" werden. Ein Atomenergiesprecher in Pjöngjang sagte, die Wiederinbetriebnahme sei Teil einer Politik der "qualitativen und quantitativen Stärkung der atomaren Streitkraft". Außerdem diene sie dazu, die "akute" Energielücke, die zu Stromausfällen führe, zu schließen.

"Wir rufen alle beteiligten Seiten auf, Ruhe zu bewahren und Zurückhaltung zu üben", sagte der chinesische Außenamtssprecher Hong Lei in Peking. Die derzeitige Lage auf der koreanischen Halbinsel sei "kompliziert" und "sensibel". China trete weiterhin für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel sowie für Frieden und Stabilität in der Region ein.

Das südkoreanische Außenministerium rief Nordkorea auf, "frühere Vereinbarungen und Zusagen einzuhalten. Ein Sprecher sagte, Seoul werde die Lage genau verfolgen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte vor einer Eskalation. Die nordkoreanischen "Atomdrohungen" seien "kein Spiel", sagte Ban während eines Besuchs in Andorra. Er sei überzeugt, dass niemand Nordkorea wegen "Meinungsunterschieden über sein politisches System oder seine Außenpolitik" angreifen wolle. Er fürchte aber, dass es harte Reaktionen "auf jede neue Militärprovokation" durch Nordkorea geben könne.

Der knapp hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang gelegene Reaktor war im Sommer 2007 nach Verhandlungen der Sechser-Gruppe (Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland und die USA) abgeschaltet worden. In Yongbyon wurde Plutonium produziert, das Nordkorea für seine beiden Atomwaffentests 2006 und 2009 nutzte. Nach dem im Februar vorgenommenen dritten Atomtest war auch die mit Nordkorea verbündete Volksrepublik China auf Distanz zu Pjöngjang gegangen. Im UN-Sicherheitsrat stimmte Peking dafür, die gegen Nordkorea verhängten Strafmaßnahmen zu verschärfen.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit Wochen zunehmend angespannt. Inmitten der wachsenden Spannungen beorderten die USA in den vergangenen Tagen hochmoderne Kampfjets nach Südkorea, darunter Tarnkappenbomber und zwei atomwaffenfähige B-52-Bomber.

Für den Wissenschaftler Kim Yong Hyan von der Dongguk-Universität in Seoul könnten die jüngsten Erklärungen aus Nordkorea im Gegensatz zu den bisherigen Drohungen der Vorstoß sein, der die USA zu dem von der nordkoreanischen Führung gewünschten direkten Dialog mit Pjöngjang bringen könnte.

Die US-Regierung sah bis Montag nach eigenen Angaben keine Anzeichen dafür, dass Nordkorea seine militärischen Drohungen gegen Südkorea und die USA tatsächlich in die Tat umsetzen will. "Trotz der scharfen Rhetorik, die wir von Pjöngjang hören, sehen wir bei der Aufstellung des nordkoreanischen Militärs keine Veränderungen wie etwa umfangreiche Mobilisierungen und Positionierung von Truppen", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney.

AFP
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