"Die weltweiten Wasservorräte stehen unter zunehmendem Druck", erklärte WMO-Chefin Celeste Saulo in Genf. "Zugleich haben extremere wasserbedingte Gefahren immer größere Auswirkungen auf Leben und Lebensgrundlagen."
Im vergangenen Jahr herrschten nur in einem Drittel der weltweiten Flussgebiete "normale" Bedingungen, wie der in Genf vorgestellte WMO-Bericht darlegt. Gletscher seien vielerorts dramatisch geschmolzen, während zugleich Dürren und Flutkatastrophen verheerende Schäden anrichteten. 3,6 Milliarden Menschen weltweit haben nach Angaben der UNO mindestens einen Monat pro Jahr nur unzureichenden Zugang zu Wasser.
Laut dem WMO-Jahresbericht war das vergangene Jahr das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Hohe Temperaturen und weit verbreitete Trockenheit führten demnach zu anhaltenden Dürren im Norden Südamerikas, im Amazonasbecken und im südlichen Afrika. Große Teile Zentral- und Westafrikas, Mitteleuropas und Asiens dagegen waren von überdurchschnittlich hoher Feuchtigkeit und zahlreichen schweren Überschwemmungen betroffen.
Wie zudem aus dem Bericht hervorgeht, fiel 2024 in den afrikanischen Tropen ungewöhnlich viel Regen - infolge der Überflutungen starben rund 2500 Menschen, vier Millionen Menschen mussten fliehen. Durch tropische Wirbelstürme und Rekordregenfälle in Asien und im Pazifikraum kamen mehr als tausend Menschen ums Leben. Europa wiederum erlebte die schwersten Überschwemmungen seit mehr als einem Jahrzehnt - dem Bericht zufolge überschritt ein Drittel aller Flussläufe die Hochwassergrenze.
2024 sei das sechste Jahr in Folge mit einem "deutlichen Ungleichgewicht" in den Flussgebieten der Welt gewesen, heißt es in dem Bericht. Zwei Drittel der Flüsse haben demnach "zu viel oder zu wenig" Wasser. Zugleich lagen die Temperaturen von fast allen der weltweit untersuchten 75 großen Seen im Juli vergangenen Jahres über oder weit über dem Normalwert - was sich erheblich auf die Wasserqualität auswirkte.
Besonders alarmierend ist laut dem Bericht der dramatische Massenverlust in allen Gletscherregionen der Welt - bereits das dritte Jahr in Folge. Weltweit gingen insgesamt 450 Gigatonnen Eis verloren.
Durch die Gletscherschmelze sei der weltweite Meeresspiegel in einem einzigen Jahr um 1,2 Millimeter gestiegen, erklärte die WMO. Damit gehe ein erhöhtes Hochwasserrisiko für hunderte Millionen Menschen in Küstengebieten einher. Besonders stark schmolzen dem Bericht zufolge Gletscher in Skandinavien und Nordasien, andere Regionen erlebte demnach weniger starke Verluste bei den wichtigen Wasserspeichern.
Die WMO forderte angesichts der Entwicklung mehr Überwachung und verstärkten Datenaustausch, um das Verständnis für die Wasserressourcen und die Wasserextreme sowie deren Bewertung "auf globaler, regionaler und lokaler Ebene" zu verbessern. Dies sei "von entscheidender Bedeutung für das Management der Risiken, die durch Dürren, Überschwemmungen und den Verlust der Kryosphäre" entstehen, die das Eis der Pole und Gletscher, aber auch Permafrostböden umfasst.
Eine Auswertung von Daten EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus durch die Nachrichtenagentur AFP ergab, dass im August 2025 die Böden in Europa und im gesamten Mittelmeerraum so trocken waren wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2012. Demnach waren vergangenen Monat 53 Prozent der dortigen Böden von Trockenheit betroffen. Dieses Allzeithoch liegt 23 Prozentpunkte über dem Monatsmittel in den Jahren 2012 bis 2024.
Besonders stark betroffen von der Dürre in diesem August waren Osteuropa und der Balkan. Dort begünstigte die Trockenheit Brände, in deren Folge zwei Menschen ums Leben kamen und tausende Anwohner ihre Häuser verlassen mussten.
Auch Westeuropa litt gebietsweise schwer unter Trockenheit. So waren 70 Prozent von Portugal und 66 Prozent von Frankreich von trockenen Böden betroffen. Im östlichen Mittelmeerraum litten Armenien, Georgien und der Libanon mit einer Rate von mehr als 95 Prozent besonders stark unter Trockenheit. In der Türkei waren immerhin 84 Prozent der Böden betroffen, was ebenfalls zu zahlreichen Waldbränden führte.