Der US-Medienkonzern News Corp. von Rupert Murdoch zieht als Folge der Abhöraffäre seiner Zeitungen sein Gebot für die britische Senderkette BSkyB zurück. Es sei nicht länger geplant, die restlichen BSkyB-Anteile zu übernehmen, teilte News Corp. am Mittwoch mit. Damit reagierte Murdoch auf eine Forderung der britischen Politik.
Das Parlament in London wollte sich am Mittwoch mit einem Antrag der oppositionellen Labour-Partei befassen, in dem der Medienmogul aufgefordert werden sollte, von der Übernahme Abstand zu nehmen. Auch die Koalitionsregierung von Premierminister David Cameron hatte ihre Unterstützung für den Antrag durchblicken lassen. Am Montag hatte Kulturminister Jeremy Hunt das Übernahmeangebot bereits zur Prüfung an die Wettbewerbsbehörde überwiesen. Kritiker befürchteten im Fall der Übernahme von BSkyB die weitere Stärkung des ohnehin bereits erheblichen Einflusses von News Corp in Großbritannien.
Ausschuß soll Politiker, Polizisten und Journalisten vorladen
Zudem stand das weitere Vorgehen im Falle von News International in Großbritanniens Unterhaus auf dem Programm. Der britische Premierminister David Cameron forderte juristische Konsequenzen für die Verantwortlichen. Diejenigen, die für die "schändlichen" Praktiken verantwortlich seien, sollten strafrechtlich verfolgt werden, sagte Cameron im Parlament. Der Premier rief zudem den Verlag News International des Medienmoguls Rupert Murdoch zu einer vollständigen Aufarbeitung der Anschuldigungen auf.
Cameron legte Details zu einem richterlichen Untersuchungsausschuss dar. Dieser soll sich parallel zu den Polizeiermittlungen mit der Affäre um abgehörte Telefone von Prominenten und Privatleuten bei News International befassen. Er soll Journalisten, Politiker, Polizisten und andere Beteiligte vorladen können, um unter Eid auszusagen. Untersucht werden sollen auch die Bestechungszahlungen an die Polizei.
Bislang seien acht Verdächtige bei dem eingestellten Boulevardblatt "News of the World" festgenommen worden, sagte Cameron.
Skandal erreicht die USA
Derweil scheint der Skandal um das Murdoch-Unternehmen auch auf die USA überzuschwappen: Erstmals forderte ein hoher US-Politiker eine Untersuchung. Nach Bekanntwerden der Abhörmethoden bei "News of the World" müsse ernsthaft gefragt werden, ob damit auch amerikanische Gesetze verletzt worden seien, sagte US-Senator und Vorsitzender des Handelsausschusses John Rockefeller am Dienstag. "Ich bin besorgt, dass sich die Abhöraktionen bei News Corp auch auf Opfer des 11. September oder andere Amerikaner erstreckt haben", erläuterte er. Für den Fall drohte er mit "ernsten Konsequenzen".
Bislang hatte sich die Affäre auf Großbritannien beschränkt - die mächtige US-Regulierungsbehörde FCC sieht nach Aussagen ihres Chefs keinen Grund zum Eingreifen. Falls jedoch auch die USA die Ermittlungen aufnehmen, könnte Murdoch Ungemach drohen. Der 80-Jährige ist einer der einflussreichsten Medienunternehmer des Landes. Zu seinem New Yorker Konzern News Corp gehören etwa das "Wall Street Journal" - die auflagenstärkste US-Zeitung - und die "Fox"-Fernsehsender.