Nach dem Anschlag auf die U-Bahn von Minsk haben die weißrussischen Ermittler mehrere Menschen festgenommen. Inzwischen haben die Männer die Tat offenbar gestanden. Zudem hätten sie ihre Beteiligung an Bombenanschlägen in den Jahren 2008 und 2005 zugegeben, sagte Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko am Mittwoch im Staatsfernsehen. Zugleich beschuldigte er die Opposition, in das Attentat verwickelt zu sein.
Der Präsident sprach von drei Verdächtigen. Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Andrej Schwed hatte zuvor erklärt, es seien zwei Verdächtige festgenommen worden, darunter ein Mann, der den Sprengsatz in der U-Bahn-Station deponiert haben soll. Dies gehe auf Material aus Videokameras in dem Bahnhof zurück. Auf den Aufnahmen sei der Mann zu sehen, wie er eine Tasche hinter einer Bank platziere und die Station anschließend verlasse. Bei dem Anschlag in der U-Bahn-Station Oktjabrskaja unweit des Büros und der Residenz Lukaschenkos waren am Montag zwölf Menschen getötet und bis zu 200 verletzt worden.
"Vater" oder "Psychopath"? Lukaschenkos eisernes Regime
Seine weißrussischen Landsleute müssen Staatschef Alexander Lukaschenko "Batka" nennen - "Väterchen". Doch für seine Kritiker ist der autoritär regierende Präsident der "letzte Diktator Europas", der die frühere Sowjetrepublik seit 1994 mit harter Hand führt. Mit stalinistischen Methoden schaltete der Sowjetnostalgiker seine Gegner aus. Nach der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl im Dezember 2010 ließ er auch mehrere Herausforderer ins Gefängnis des Geheimdienstes KGB werfen.
In der Öffentlichkeit präsentiert sich Lukaschenko gerne als liebevoller Vater mit seinem außerehelichen Sohn Nikolai, kurz Kolja. Der Staatschef änderte sogar sein Geburtsdatum vom 30. auf den 31. August, um mit Kolja gemeinsam feiern zu können. Der Sechsjährige begleitet ihn auch auf Staatsreisen - und legte an der Stelle des Attentats in der Minsker Metro mit Lukaschenko Blumen nieder.
Vor allem bei ärmeren Menschen ist der Herrscher beliebt - mit billigem Öl und Gas aus Russland legte er zunächst die Grundlagen für ein gewisses Wirtschaftswachstum. Mittlerweile steht Weißrussland jedoch vor dem Staatsbankrott und hofft auf weitere Milliardenkredite anderer Ex-Sowjetrepubliken. Hilfe aus dem Westen im Gegenzug für demokratische Zugeständnisse lehnt Lukaschenko aber ab.
Mit dem mächtigen Nachbarn Russland hätte es sich der Präsident mit der Fistelstimme vergangenes Jahr ebenfalls fast verscherzt. Nach Attacken aus Minsk gegen Moskau hatte das russische Staatsfernsehen Lukaschenko als "Psychopathen" beschimpft. Doch kurz vor der Präsidentenwahl versöhnte sich "Batka" mit Kremlchef Dmitri Medwedew.
1954 in ärmlichen Verhältnissen an der Grenze zu Russland geboren, wuchs Lukaschenko ohne Vater auf. Er studierte Geschichte und Landwirtschaft, bevor er von 1987 an eine Kolchose leitete. Nach der Unabhängigkeit Weißrusslands 1991 machte sich der oft als "bauernschlau" beschriebene Lukaschenko als Kämpfer gegen die Kriminalität einen Namen.
Die Macht werde Lukaschenko niemals freiwillig abgeben, schrieben US-Diplomaten bereits 2006 nach Washington. Der Präsident selbst kündigte einst an: "Ich werde mein Volk, meinen Staat und meine Macht mit der Waffe im Arm verteidigen, notfalls auch allein."