Nach Terroranschlag in Minsk Lukaschenko gibt "Demokratie" Schuld für Blutbad

Für den weißrussischen Despoten Alexander Lukaschenko ist die Sache klar: Die "Demokratie" sei Schuld an dem U-Bahn Anschlag in Minsk. Das Regime des autoritären Staatschef am Belarus gerät selbst immer mehr in Verdacht, Drahtzieher des Blutbads zu sein.

Für den "letzten Diktator Europas" ist die Demokratie Schuld an dem Blutbad in der Minsker U-Bahn vor anderthalb Wochen. "Es gab schon so viel Demokratie, dass einem das Kotzen kam", sagte Weißrusslands autoritärer Staatschef Alexander Lukaschenko in seiner Rede an die Nation. Äußere Kräfte versuchten, "Belarus in die Knie zu zwingen", sagte er. Seit 1994 regiert der Despot das Land.

Fragwürdige Informationspolitik: Nachdem Lukaschenko den Anschlag in der Minsker Metro am 11. April wenig später als "aufgeklärt" bezeichnet hatte, sagte er nun, dass es keine Hinweise auf die Drahtzieher des Verbrechens gebe. "Wir haben bisher überhaupt keine Verbindungen gefunden - weder zur Kriminalität noch zu Banditen noch zu Politikern", sagte Lukaschenko.

Die Behörden in Minsk hatten einen Schlosser, seinen Komplizen sowie eine Bekannte der beiden festgenommen. Die Beschuldigten hätten ein Geständnis abgelegt. Über ihr Motiv wird in einigen Medien seither spekuliert. Von Geldgier und Mordlust etwa ist die Rede. Die Angaben der Ermittler werfen weiter viele Fragen auf.

Das Regime steht selbst unter Verdacht. In Minsk vertreten nicht nur viele Oppositionelle die Meinung, dass der Geheimdienst KGB oder andere Kräfte im Machtapparat den Terroranschlag inszeniert haben könnten. Verbreitet ist die Ansicht, dass wie zu Zeiten des Sowjetdiktators Josef Stalin die unzufriedene Bevölkerung mit blutigem Staatsterror eingeschüchtert werden soll.

Alexander Lukaschenko, der die KGB-Mitarbeiter wie zu Stalins Zeiten als Tschekisten bezeichnet, sagte, dass jeder Versuch einer Revolution verhindert werde. "Es wird nicht gelingen, unser Land kaputtzumachen. Wir werden jede 5. oder 25. Kolonne vernichten." Mit "Kolonne" fühlt sich die prowestliche Opposition in Minsk angesprochen.

Lukaschenko hatte schon nach den gewaltsam aufgelösten Protesten gegen seine Wiederwahl am 19. Dezember Dutzende seiner Gegner ins Gefängnis werfen lassen. Weißrussland ist das letzte Land in Europa, das die Todesstrafe vollstreckt - durch Genickschuss.

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liri/DPA