Nach dem Anschlag in der Metro der weißrussischen Hauptstadt Minsk ist die Zahl der Todesopfer auf 12 gestiegen. Mehr als Menschen seien verletzt worden, 22 von ihnen befänden sich in einem kritischen Zustand. Das teilte der Geheimdienst KGB der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik am Dienstagmorgen nach Medienangaben mit. Präsident Alexander Lukaschenko forderte den KGB auf, das Land auf der Suche nach den Tätern "auf den Kopf zu stellen". Und der KGB wurde rasch fündig: Mehrere Verdächtige wurden am Dienstag festgenommen. Das sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Andrej Schwed am Dienstag nach Angaben der unabhängigen Agentur Belapan. Nähere Angaben machte er zunächst nicht.
Beobachter erwarten, dass der seit 1994 regierende "letzte Diktator Europas" nun die Daumenschrauben noch fester anziehen wird.
Der mit Metallteilen gespickte Sprengsatz mit fünf bis sieben Kilogramm TNT war am Vortag im Berufsverkehr unter einer Sitzbank in der zentralen Haltestelle Oktjabrskaja nahe einer Residenz Lukaschenkos detoniert. Die Generalstaatsanwaltschaft spricht von einem Terroranschlag. Es soll kein Selbstmordattentat gewesen sein. Weißrussland galt bislang nicht als Ziel von Terroristen.
Verbindungen zum Anschlag von 2008?
Es gebe möglicherweise eine Verbindung zu einem Bombenanschlag am Tag der Unabhängigkeit in Minsk im Juli 2008 mit etwa 50 Verletzten, sagte Lukaschenko. Der KGB hatte damals vier mutmaßliche Mitglieder der nationalistischen Untergrundorganisation Weiße Legion unter Terrorverdacht festgenommen, die sich zur Gewalt im Kampf gegen staatliche Organe bekenne. Der Fall wurde allerdings nie aufgeklärt.
Nach dem Anschlag in der Metro seien sechs Todesopfer identifiziert, hieß es. In Minsk wurden unterdessen Experten des russischen Geheimdienstes FSB erwartet, die bei den Ermittlungen helfen sollen. Lukaschenko befahl, alle Militärlager auf fehlenden Sprengstoff zu überprüfen. Die Grenzkontrollen wurden verschärft. Der Bürgermeister von Minsk, Nikolai Ladutko, schlug vor, den 14. April zum Tag der Trauer auszurufen.
Opposition vermutet Inszenierung
In Internetblogs war in ersten Reaktionen die Rede davon, dass die weißrussische Führung möglicherweise versuche, von den schweren innenpolitischen Problemen des Landes abzulenken. Weißrussland steht vor dem Staatsbankrott und wartet auf einen Milliardenkredit aus dem Nachbarland Russland.
Zahlreiche Oppositionelle sitzen seit der gefälschten Präsidentenwahl im Dezember 2010 im Gefängnis oder stehen unter Hausarrest. Führende Regierungsgegner flohen ins Ausland. Das Regime hatte Proteste in der Wahlnacht niederknüppeln lassen. Weißrussland ist das einzige Land in Europa, das die Todesstrafe vollstreckt.