Enterbter Brauerei-Sohn Carl-Clemens Veltins: "Was mit mir gemacht wurde, war sittenwidrig"

Carl-Clemens Veltins
Carl-Clemens Veltins scheiterte vor Gericht damit, einen Anteil am Millionenerbe der Familie einzuklagen 
© Alex Talash / DPA
Vom Erben zum Angeklagten – und zurück? Carl-Clemens Veltins hat Millionen verprasst, wurde enterbt, bekommt Bürgergeld. Doch er kämpft weiter um seinen Anteil am Familienerbe.

Als jüngster Sohn der bekannten Brauereidynastie Veltins hätte Carl-Clemens Veltins ein Leben im Wohlstand führen können. Stattdessen blickt der heute 63-Jährige auf verlorene Millionen, zwei Jahre Haft – und den anhaltenden Streit um ein Erbe, das ihm seiner Ansicht nach zusteht. In einem Interview mit dem "Spiegel" erzählt er seine Version der Familiengeschichte.

Nach dem Tod seiner Mutter 1994 erbten seine beiden älteren Schwestern das Millionenvermögen. Carl-Clemens Veltins ging leer aus. "Was mit mir gemacht wurde, war sittenwidrig. Mir war nicht klar, was ich tat", sagt er im Interview. Er erzählt, dass ihn seine Mutter nach einer durchzechten Nacht am Morgen seines 18. Geburtstags "geweckt und zum Notar geschleppt" hätte. "Sie hat gesagt, ich müsse etwas unterschreiben, das sei wichtig für die Firma." Dabei habe es sich um seinen Pflichtteilsverzicht am Familienerbe gehandelt.

Im Juni dieses Jahres versuchte er vor dem Landgericht Arnsberg, einen Anteil am Veltins-Erbe einzuklagen – und scheiterte. Nun will er in die nächste Instanz gehen. Dem "Spiegel" sagt er, dass er sich gute Chancen ausrechne.

Carl-Clemens Veltins: "Ich habe viel gefeiert und hatte immer wunderschöne Frauen" 

In dem Gespräch wird der Brauerei-Sohn auf seinen fragwürdigen Umgang mit Geld angesprochen. In den 1980er Jahren hatte ihm seine Mutter mindestens fünf Millionen Mark zukommen lassen, wovon nichts übrig geblieben sei. "Ich habe in Firmen investiert, zig Millionen verdient und alles ausgegeben", so Veltins. "Ich bin Rennen gefahren mit meinem 911er-Porsche, habe viel gefeiert und hatte immer wunderschöne Frauen. Ich habe zehn Jahre lang super gelebt."

Bis August dieses Jahres soll Veltins von Bürgergeld gelebt haben. Jetzt würden ihn Freunde finanziell unterstützen. "Wer sein Lebtag Gutes tut, dem widerfährt auch Gutes", sagt er. "Wenn das hier vorbei ist, wohne ich wieder auf Teneriffa und halte meinen Wanst in die Sonne."

Vom Alkohol zum Kokain 

2005 wurde Veltins wegen Kokainhandels und Verstoßes gegen das Waffengesetz zu zwei Jahren Haft verurteilt. Im Interview zeigt er kein Zeichen der Reue und nennt stattdessen das Gerichtsurteil einen "Witz". "Das Gericht war zur Erkenntnis gekommen, ich hätte eine Kalaschnikow besessen, doch es konnte sie weder vorzeigen noch es anderweitig beweisen. Dass ich wegen Kokainhandels verurteilt wurde, war lächerlich. Es ging um ein Gramm, und das hatte ich verschenkt", sagt er. "Hier in Berlin hätten sie auf diese Anklage nicht mal gepupst, die wäre nie vor Gericht gelandet."

Für seine Verfehlungen macht Veltins seine Eltern mitverantwortlich. Als sie sich scheiden ließen, war Veltins zehn Jahre alt. Daraufhin zog sein Vater weg und seine Mutter schickte ihn auf ein Internat. "Wenn Sie mit zehn Jahren keinen mehr haben, der Ihnen sagt, wo’s langgeht, müssen Sie sich was ausdenken", sagt er. "Hätten sie mehr auf mich achtgegeben, wäre manches nicht passiert. Meine Mutter hätte einen Nachhilfelehrer oder eine Betreuung organisieren können, anstatt mich abzuschieben."

Auffällig ist im Interview vor allem, wie offen Veltins mit seinem früheren Kokain-Konsum umgeht – und diesen sogar verharmlost. Zwischenzeitlich legt er dem Interviewer sogar die Droge nahe. "Jetzt mal ohne Scheiß: Das solltest du probieren. Also, Kokain ist eine Offenbarung", sagt er. "Das ist so, als wenn du mit einem D-Zug die Bimmelbahn überholst. Das ist echt ein Hammer." Er selbst sei mittlerweile weg vom Kokain.

Auch Alkohol trinke der Brauerei-Sohn nach eigenen Angaben kaum noch. "Aber wenn, dann Veltins."

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