Nach der Giftschlammkatastrophe hat Ungarn die EU um Zivilschutz-Hilfe gebeten. Ungarn benötige dringend "drei bis fünf" Experten, die Erfahrung mit Giftschlamm haben, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. EU-Kommissarin Kristalina Georgieva bat die EU-Mitgliedsstaaten um Unterstützung der Regierung in Budapest. Umweltkatastrophen dieser Art machten nicht an Grenzen halt, erklärte sie. Unterdessen weist der ungarische Aluminiumhersteller MAL alle Schuld an von sich, stellte aber den Behörden 110.000 Euro für die Bekämpfung der Folgen der Katastrophe zur Verfügung.
Man werde alle "Energie" dafür einsetzen, die Auswirkungen der Giftschlamm-Flut durch mehrere Dörfer zu mindern, teilte das Unternehmen mit. Nach Angaben des Bürgermeisters von einem der am schwersten betroffenen Dörfer sollen von dem durch MAL bereitgestellten Betrag die ersten Hilfen an die Einwohner in Höhe von je 360 Euro gezahlt werden.
360 Euro Soforthilfe
Am Montag waren aus einem Auffangbecken in der Aluminiumfabrik Ajka, 165 Kilometer westlich von Budapest, etwa 1,1 Millionen Kubikmeter hochgiftiger roter Schlamm ausgelaufen. Vier Menschen starben, darunter ein Kleinkind, mehr als 120 weitere wurden verletzt und drei Menschen werden noch immer vermisst. Der Schlamm breitete sich über eine Fläche von 40 Quadratkilometer aus, mehrere Dörfer wurden dabei verseucht. Ministerpräsident Viktor Orban sagte bei einem Besuch in dem betroffenen Dorf Kolontar, der Ort werde vermutlich nicht wiederaufgebaut, die Einwohner müssten sich auf einen Umzug einstellen.
Angesichts des Ausmaß der Katastrophe rief EU-Kommissarin Georgieva die EU-Staaten zur Solidarität auf. "In dieser Stunde der Not fordere ich alle EU-Mitgliedstaaten auf, großzügig auf die Bitte Ungarns zu reagieren", heißt es in ihrer Erklärung. Die Kommission rechnet schon in Kürze mit Hilfsangeboten. Das Hilfeersuchen aus Ungarn sei am Donnerstagabend unverzüglich an die Mitgliedsstaaten weitergericht worden.
Europas Zivilschutz reicht über EU hinaus
Der europäische Zivilschutz-Mechanismus sorgt für rasche Hilfe bei Katastrophen. An ihm beteiligen sich neben den 27 EU-Mitgliedern auch Kroatien, Island, Liechtenstein und Norwegen. Wird er ausgelöst, koordiniert er die Hilfe der beteiligten Staaten. Der Mechanismus wurde 2001 ins Leben gerufen. Er greift nicht nur bei Katastrophen innerhalb Europas, sondern weltweit - wie etwa bei den verheerenden Erdbeben in Haiti und Chile in diesem Jahr.