La Palma befindet sich wegen des Vulkanausbruchs weiter im Ausnahmezustand. Seitdem die Cumbre Vieja im Süden der Kanareninsel am Sonntag erstmals seit 50 Jahren wieder anfing, flüssiges Gestein und Schwefeldioxid auszuspucken, hat herabfließende Lava bis Donnerstagabend etwa 350 Häuser und 166 Hektar Land zerstört. Rund 6100 Menschen, darunter 400 Touristen, mussten in Sicherheit gebracht werden.
Einer der beiden Lavaströme kam am Donnerstag zum Stillstand. Der zweite, rund 500 Meter breite Strom setze seinen Weg zum Meer fort, "aber sehr viel langsamer als vorher", sagte Maria José Blanco, Leiterin des Nationalen Geografischen Instituts.
Eruption kann noch wochenlang andauern
Die Behörden befürchten, dass giftige Gase freigesetzt werden könnten, wenn sich die Lava ins Meer ergießt. Der Forscher David Calvo vom kanarischen Vulkanforschungsinstitut Involcan mahnte zu äußerster Vorsicht angesichts der zu erwartenden Gase und Wasserdämpfe und verglich das Zusammentreffen von Lava und Meerwasser mit einem "Kampf der Titanen".
Auch Explosionen glühender Lavabrocken und kochend heiße Flutwellen sind nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS möglich. Die Regionalregierung der Kanaren verhängte ein Sperrgebiet im Umkreis von zwei Seemeilen rund um die Stelle, wo die Lava den Berechnungen zufolge ins Meer fließen wird.
Am Donnerstag besuchten der spanische König Felipe VI. und seine Frau Letizia La Palma. In Breña Baja sprach das Paar mit Rettungskräften und Menschen, die wegen der Eruption ihre Häuser verlassen mussten. Viele von ihnen haben ihr gesamtes Hab und Gut durch den Vulkanausbruch verloren. Regierungschef Pedro Sánchez, der das Königspaar begleitete, sagte den Betroffenen Unterstützung zu: "Es wird nicht an Hilfe mangeln."

Laut dem kanarischen Vulkanforschungsinstitut Involcan kann die Eruption noch zwischen drei und zwölf Wochen andauern. Die Kanaren, zu denen auch die beliebten Ferieninseln Gran Canaria, Teneriffa und Lanzarote gehören, sind vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch des Cumbre Vieja hatte sich 1971 ereignet. Überhaupt war er im 20. Jahrhundert nur zweimal ausgebrochen: 1971 und zuvor 1949. Ansonsten galt er als schlafender Vulkan. Zuletzt gab es in der Region 2011 einen Vulkanausbruch am Meeresboden vor der Insel El Hierro.