Lebensmittelskandal Italienischer Gammelkäse in Deutschland

Angeblich mit Abfall und Mäusedreck verunreinigter italienischer Gammelkäse soll möglicherweise auch in Deutschland verkauft worden sein. Ein Filialbetrieb im Allgäu wurde im Auftrag der Memminger Staatsanwaltschaft durchsucht. Auch in Frankreich, Österreich und Spanien sei der Gammelkäse angeboten worden

Ein neuer Lebensmittelskandal in Italien trifft auch deutsche Verbraucher. Verunreinigter Käseabfall sei wieder aufbereitet und offenbar auch nach Deutschland exportiert worden, teilte die Polizei in Cremona am Freitag mit. Im Landkreis Unterallgäu durchsuchten Lebensmittelkontrolleure die Schmelzkäse-Herstellung eines italienischen Unternehmens. Die Betrüger hatten sich der italienischen Polizei zufolge von Käsereien dafür bezahlen lassen, Käseabfall zu entsorgen. Der mit Plastikstücken und Mäuseexkrementen verunreinigte Abfall sei statt dessen weiterverarbeitet worden und offenbar in Italien, Deutschland, Österreich, Frankreich und Spanien verkauft worden.

Ministerium kritisiert Italien

Das italienische Gesundheitsministerium schloss nicht aus, dass er in den Einzelhandel gelangt ist. Bereits im März 2007 seien drei Männer wegen Betrugs festgenommen worden. Der Skandal wurde aber erst am Freitag durch italienische Medienberichte bekannt. Darin hieß es, auch ein Werk im bayerischen Woringen habe vergammelten Käse verarbeitet. Das bayerische Gesundheitsministerium und die Staatsanwaltschaft Memmingen ließen den Betrieb am Freitag sofort durchsuchen, Proben nehmen und Unterlagen sicherstellen. Ein Ministeriumssprecher warf Italien vor, die anderen EU-Länder nicht alarmiert zu haben: "Wir haben gar nichts. Das ist eine Nullnummer", kritisierte er. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten teilte am Freitagabend mit, die Lebensmittelproben würden chemisch analysiert. Mit Ergebnissen sei nicht vor Wochenmitte zu rechnen.

Vorwürfe werden geprüft

Ein italienischer Unternehmer habe seit vier Jahren ein stillgelegtes Molkereigebäude der Allgäuland-Käserei gemietet, sagte Geschäftsführer Manfred Herrmann. Der Betrieb stelle dort mit vier oder fünf Mitarbeitern Schmelzkäse her. Schmelzkäse werde aus Naturkäse, Gewürzen und Schmelzsalz hergestellt. Auf knapp 200 Quadratmetern Produktionsfläche könnten nach seiner Schätzung rund 500 Tonnen Käse im Jahr produziert werden. Der Betrieb sei aber laufend kontrolliert worden. "Der ist so klein, da kann man eigentlich nichts verstecken", sagte Herrmann. Allgäuland habe mit dem Betrieb des Italieners keinerlei Geschäftsbeziehungen, betonte Herrmann: "Wir bekommen nur die Miete." Das Kemptener Polizeipräsidium betonte, derzeit könnten die Vorwürfe gegen die Firma in Woringen weder bestätigt noch dementiert werden. Die Ermittlungen zu den Warenströmen dauerten an. Einen Verantwortlichen der Firma habe man vor Ort bisher nicht angetroffen.

In Italien hatte es zuletzt häufiger Lebensmittelskandale gegeben: Im März waren in Süditalien Molkereien und Agrarunternehmen ins Visier der Ermittler geraten, weil in der Büffelmilch, mit der Mozzarella hergestellt wird, Dioxin gefunden worden war. Im April war bekanntgeworden, dass Millionen Liter Wein mit krebserregenden Stoffen verunreinigt waren.

AP

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