Silvester in Deutschland Polizei im Dauerstress

Obwohl insgesamt die Silvesterfeiern in Deutschland friedlich verliefen, waren in einigen Großstädten Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz.

Partylaune und Großeinsatz der Polizei: Auf der größten Silvesterfeier Deutschlands am Brandenburger Tor in Berlin haben zum Jahreswechsel etwa eine Million Menschen ausgelassen in das neue Jahr 2004 hinein gefeiert. Dennoch waren Polizei und Feuerwehr im Dauerstress. In mehreren Städten Deutschlands kam es zu Gewalttätigkeiten. In Leipzig wurden bei Krawallen zwölf Polizeibeamte verletzt. Ein Dachstuhlbrand im Gebäude des ZDF- Hauptstadtstudios wurde vermutlich von einer Silvesterrakete ausgelöst. Trotz Konjunkturflaute schossen die Deutschen nach Schätzungen der pyrotechnischen Industrie Knaller und Raketen für rund 100 Millionen Euro in die Luft, ebenso viel wie vor einem Jahr.

Die Party in Berlin hatte sogar 250.000 Menschen mehr angezogen als die Feier in New York. Der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor wurde gegen 23.30 Uhr wegen Überfüllung gesperrt. Bands wie die Puhdys und Hochseil-Artisten sorgten für prächtige Stimmung und Spannung: In schwindelnder Höhe von 40 Metern rotierten zwei Männer auf einem Motorrad 15 Mal um die eigene Achse und stellten damit einen Weltrekord auf. Trotz der enormen Menschenmassen verlief die Feier laut Polizei "friedlich und gut gelaunt".

ZDF-Sendebetrieb nicht beeinträchtigt

Insgesamt zählte die Polizei in Berlin bis 6.00 Uhr 74 Verletzte, davon die meisten bei Schlägereien. Im Vorjahr hatte die Zahl bei 85 gelegen. Eine 59 Jahre alte Frau und ein 15-jähriges Mädchen erlitten Schussverletzungen. Die Polizei geht aber davon aus, dass auf beide nicht gezielt geschossen wurde. Die Feuerwehr rückte rund 1700 Mal aus. Das waren 250 Einsätze mehr als vor einem Jahr. Bei dem Brand im Dachstuhl des ZDF-Hauptstadtgebäudes wurden Anlagen der Haustechnik beschädigt und einige Büros durch Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen. "Der Sendebetrieb ist in keiner Weise beeinträchtigt", sagte der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Peter Frey.

Nach den Auseinandersetzungen in Leipzig zwischen mehreren hundert Randalierern und der Polizei nahmen die Einsatzkräfte 16 Menschen vorläufig fest. Sie kamen am Donnerstagmorgen wieder auf freien Fuß. Eine Polizistin wurde in einer Klinik behandelt. Die meist jugendlichen Randalierer waren mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern bewaffnet auf die Polizisten losgegangen.

Action in Düsseldorf

Für die Düsseldorfer Polizei war die Nacht nach eigenen Angaben die "arbeitsreichste und aufregendste" seit dem Jahrtausendwechsel. Bereits kurz nach Mitternacht sei auf den Polizeiwachen keine Ausnüchterungszelle mehr frei gewesen. Eine Jugendbande verwüstete eine Tankstelle und Bushaltestellen.

In Walderloh (Nordrhein-Westfalen) machte ein 60-Jähriger nach der Explosion eines Silvester-Krachers an seinem Fenster eine filmreife Jagd auf zwei Jungen. Zunächst verfolgte er mit dem Auto die 10 und 13 Jahre alten mutmaßlichen Böller-Werfer. Dabei fuhr er mit dem Wagen ein Kind an. Schließlich hielt er einem Jungen eine schussbereite Luftdruckwaffe an die Schläfe, um ein Geständnis zu erpressen. Die verängstigten Kinder alarmierten ihre Eltern.

Massenschlägerei in Hof

Im niederbayerischen Dingolfing erstach ein 20-jähriger Türke am Rande einer Silvesterparty einen 19-jährigen Iraker vor einer Diskothek. Der Täter wurde noch in der Nacht festgenommen. Im bayerischen Hof lieferten sich 150 Türken eine Massenschlägerei.

In Lehre (Niedersachsen) kam ein 48 Jahre alter Mann beim Zünden eines genehmigungspflichtigen Silvesterböllers ums Leben. Die so genannte Feuerwerks-Batterie, bei der mehrere Knallkörper in Serie abgeschossen werden, ist nicht frei verkäuflich.

In vielen anderen Landesteilen verlief die Nacht weitgehend friedlich. In Hessen gab es zwar mehrere 100 Einsätze von Polizei und Feuerwehren, ungewöhnlich große Unglücke wurden aber nicht gemeldet. Auch die Norddeutschen ließen es weitgehend friedlich krachen.

Und wer macht das alles weg?

Am Neujahrsmorgen begann in Berlin das große Aufräumen: Rund 600 Beschäftigte der Stadtreinigung rückten aus, um Böller-Reste und Sektflaschen einzukehren. Allein auf der Festmeile am Brandenburger Tor waren über 100 Tonnen Müll liegen geblieben.

DPA

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