Die USA und Kanada beginnen sich von dem riesigen Stromausfall zu erholen, in New York konnte die gesamte Versorgung wiederhergestellt werden. Die Nachwehen machten den Menschen aber weiter zu schaffen. So liefen am frühen Samstagmorgen in New York nur zehn der 24 U-Bahnlinien. In Cleveland gab es zwar wieder Strom, aber kaum Wasser. In Michigan waren zwar Millionen Haushalte wieder am Netz, aber in Detroit war die Gasversorgung weiter unterbrochen.
Hunderttausende noch ohne Strom
Auch eineinhalb Tage nach dem Zusammenbruch der Stromversorgung in weiten Teilen Nordamerikas haben hunderttausende Menschen am Samstag vergeblich auf Strom gewartet. Für Millionen von Menschen normalisierte sich das Leben nach der Rückkehr der Energie am Samstagmorgen (Ortszeit) hingegen. Im US-Bundesstaat Michigan waren noch 600 000 Menschen ohne Strom. Vereinzelt sollte die Energie erst am Sonntag wieder zurückkehren. In New York wurde die Versorgung weitgehend wieder hergestellt. Bei Tagesanbruch nahmen auch die U- Bahnen ihren Betrieb fast wieder normal auf. Auch auf den drei großen Flughäfen herrschte wieder regulärer Betrieb.
Immer noch Black-Outs in Kanada
Teile Kanadas wurden in der Nacht zu Samstag immer wieder von weiteren Blackouts heimgesucht. Hunderte Techniker der Elektrizitätswerke arbeiteten auf beiden Seiten der Grenze weiter an der Behebung der Schäden. Ermittler gehen nach einem Bericht des Senders CNN davon aus, dass der Auslöser für den Blackout der Ausfall einer Leitung in Cleveland am US-Ufer des Erie-Sees war. Das Stromnetz an den Großen Seen an der Grenze zwischen USA und Kanada hatte bereits in der Vergangenheit Probleme bereitet.
Wasser soll abgekocht werden
Am Samstag wurden die Folgeprobleme des Stromausfalls immer deutlicher. Die Bürgermeisterin von Cleveland, Jane Campbell, rief die Einwohner dazu auf, möglicherweise verunreinigtes Trinkwasser abzukochen. In der Autometropole Detroit ging selbst Abschleppautos, die den Fahrern liegen bleibender Wagen zu Hilfe kommen wollten, wegen Versorgungsengpässen das Benzin aus. Der zuständige Gouverneur Jennifer Granholm hatte bereits am Freitag für die Stadt den Notstand ausgerufen und Notlieferungen mit Benzin per Schiff auf den Weg geschickt.
Der New Yorker Gouverneur George E. Pataki sagte, praktisch jeder Verbraucher der Millionenstadt habe wieder Strom. Vor allem Teile Kanadas wurden in der Nacht zu Samstag jedoch immer wieder von weiteren Blackouts heimgesucht, berichteten kanadische und US-Medien.
Ursache möglicherweise Ausfall einer Leitung in Cleveland
Hunderte Techniker der Elektrizitätswerke arbeiteten weiter an der Behebung der Schäden. Ermittler gehen nach einem Bericht des Senders CNN davon aus, dass die Ursache für den Blackout im Ausfall einer Leitung in Cleveland am US-Ufer des Erie-Sees. Das Stromnetz an den Großen Seen an der Grenze zwischen USA und Kanada hatte bereits in der Vergangenheit Probleme bereitet.
Trinkwasser soll abgekocht werden
Die Normalität kehrt in den betroffenen Gebieten nur langsam zurück. Zeitweise waren bis zu 50 Millionen Menschen ohne Strom. Vereinzelt sollte die Energie erst am Sonntag wieder zurückkehren.
50 Millionen Menschen betroffen
Zuvor waren in den USA noch vier Millionen Menschen den zweiten Tag in Folge ohne Elektrizität gewesen, die Hälfte von ihnen in New York. Am Donnerstagabend waren von dem Blackout rund 50 Millionen Menschen betroffen. In Michigan waren 600.000 Menschen weiter in Strom. Dort hieß es, das könne auch noch bis zum Ende des Wochenendes so bleiben.
Weitere Ausfälle im Luftverkehr
Im Luftverkehr kam es auch am Freitag noch zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen, Geldautomaten funktionierten nicht, und die Telefonverbindungen waren überlastet. Die Elektrizitätswerke bemühten sich fieberhaft um die Wiederherstellung der Versorgung. Zahlreiche Autohersteller mussten die Produktion aussetzen.
New York rechnet mit schweren finanziellen Verlusten durch Blackout
In New York hat die Aufrechnung der finanziellen Verluste begonnen. Seit am Donnerstag der Strom wegblieb, sind den Unternehmen der Millionenstadt nach Angaben des Senders CBS vom Samstag Einnahmen in geschätzter Höhe von rund 750 Millionen Dollar entgangen (rund 670 Millionen Euro).
Große Mengen an Lebensmitteln verdarben
Während Supermärkte und Technikläden gleich nach dem Ausfall des Stroms einen Umsatzschub bei Getränken, Nahrungsmitteln in Konserven sowie Batterien, Taschenlampen und Transistorradios erlebten, verdarben in tausenden Gaststätten und Geschäften große Mengen an Lebensmitteln. Tonnenweise wurden am Samstag Nahrungsmittel aus abgetauten Kühlschränken und Tiefkühltruhen vernichtet.
Steuerausfälle in Höhe von 40 Millionen Dollar
Die Stadtkasse rechnet nach vorläufigen Angaben mit Steuerausfällen in Höhe von etwa 40 Millionen Dollar. Zugleich müssen die Kosten für die Bewältigung der Krise beglichen werden. Allein für die Überstunden von Polizisten, Feuerwehrleuten und anderen städtischen Angestellten werden rund 10 Millionen Dollar kalkuliert. Bürgermeister Michael Bloomberg äußerte sich aber zuversichtlich, dass New York die zusätzlichen Lasten trotz eines großen Haushaltsdefizits verkraften kann. "Das zwing uns nicht in Knie", sagte er.
Terroranschlag weiterhin ausgeschlossen
In den Ermittlungen wurde auch das Leitungsnetz um den Eriesee unter die Lupe genommen, bei dem es schon früher Probleme gab. Es bringt Strom vom Staat New York nach Detroit, Kanada und wieder zurück. Industrievertreter betonten jedoch, die Ursache sei noch nicht geklärt. Ein Terroranschlag wurde aber weiter ausgeschlossen.
Untersuchungskommission eingerichtet
Die USA und Kanada richteten eine gemeinsame Untersuchungskommission ein, die die Ursache des Stromausfalls klären soll. Das teilte das Büro des kanadischen Ministerpräsidenten Jean Chretien nach einem Telefonat zwischen Chretien und US-Präsident George W. Bush am Freitag mit. Geleitet werde die neue Task Force von US-Energieminister Spencer Abraham und dem kanadischen Minister für natürliche Ressourcen, Herb Dhaliwal. Sie würden ihre Arbeit sofort aufnehmen.
Bush für Modernisierung des Versorgungsnetzes
Bush habe in dem zehnminütigen Telefonat mit Chretien auf die Notwendigkeit hingewiesen, das veraltete Stromversorgungsnetz zwischen den USA und Kanada zu modernisieren, sagte Chretiens Sprecherin Thoren Hudyma in Toronto. Die neue Untersuchungskommission solle auch nach Wegen zur Vorbeugung künftiger Stromausfälle suchen.
US-Regierung war bereits seit Jahren gewarnt
Amerikanische Wissenschaftler erklärten unterdessen, sie hätten die US-Regierung bereits seit Jahren vor den Schwächen des Stromnetzes gewarnt. Der Nationale Forschungsrat wies in Berichten mehrfach auf landesweite Fehleranfälligkeiten des Systems hin und mahnte deren umgehende Behebung an.
"Überstürzte Liberalisierung" des Strommarktes möglicherweise mit verantwortlich
Ein Grund für den riesigen Stromausfall in Nordamerika war nach Ansicht des Chefs des deutschen Energieversorgers E.ON, Wulf H. Bernotat, die "überstürzte Liberalisierung". Durch den wachsenden Wettbewerbsdruck hätten zahlreiche US-Energieversorger die Investitionen in ihre Netze stoppen müssen, sagte der Vorstandsvorsitzende des führenden deutschen Energiekonzerns dem Magazin "Der Spiegel" (Montagsausgabe). Das habe "fatale Folgen für die Versorgungssicherheit" gehabt. In Deutschland sei ein großflächiger Stromausfall wie in den USA ausgeschlossen.