Ihre Farbe ist blau, tiefblau. Ihre Turbane und Kleidung färben sie so intensiv mit Indigo, dass er manchmal auf die Haut abfärbt. Deswegen wurden die Tuareg auch die "blauen Ritter der Wüste" genannt. Bilder von Männern mit üppigen Turbanen vor einer Dünenlandschaft im Abendlicht zieren viele Kataloge für Abenteuerreisen. Tuareg - das klingt so sehr nach Freiheit und Weite, dass selbst ein solider deutscher Autobauer auf Wüstenromantik setzt und eines seiner Autos nach dem Berbervolk benannt hat. Durch ihre Vermittlerrolle im Konflikt um die Sahara-Geiseln sind die Tuareg seit einigen Tagen in die Öffentlichkeit gekommen.
Auswanderung nach Algerien
Afrikanische Kommentatoren werten es als Erfolg langer Friedensbemühungen, dass die malische Regierung sich in diesem heiklen Fall der Expertise der Wüstenkenner bedient hat. Mitte der 80er Jahre waren viele Tuareg in Folge einer Trockenperiode von Mali nach Algerien ausgewandert. Als sie Anfang der 90er Jahre zurückkamen, gab es heftige Ausschreitungen. Tuareg griffen Dörfer an, Regierungstruppen schlugen zurück. Die Regierung in der Hauptstadt Bamako fürchtete eine Abspaltungsbewegung und verhängte den Ausnahmezustand. Erst nach langen Verhandlungen kam es zu Abkommen, eine große Zahl der Tuareg wurde in die malische Armee integriert.
Heute leben weniger als eine Million Tuareg (Einzahl: Targi) in Afrika, vor allem in Algerien, Mali und Niger. Im Unterschied zu den schwarzafrikanischen Völkern stammen sie von den hellhäutigeren Berbern ab. Sie haben bis heute eine eigene Schrift bewahrt. Der katholische Missionar Charles de Foucauld hat als einer der ersten diese Sprache gründlich erforscht. Die Tuareg sind im Lauf der Jahrhunderte islamisiert worden, was sich auch auf die gesellschaftliche Stellung der Frau ausgewirkt hat. Ursprünglich waren die Frauen unverschleiert, das Stammesleben hatte matriarchalische Züge. Der Brauch der Frauenbeschneidung ist ihnen im Unterschied zu vielen benachbarten Völkern unbekannt.
Prachtexemplare aus Stoff
Der Schleier spielt dennoch eine große Rolle. Allerdings sind es die Männer, die ihn tragen, und zwar in Form eines Turbans, der zusätzlich das Gesicht und den Hals verhüllt. Prachtexemplare werden aus bis zu 15 Meter langen und 1 Meter breiten Stoffbahnen gebunden. Diese Turbane schützen vor Sonne, Wind und Sandsturm - und gelten traditionell auch als Schutz vor bösen Geistern, die durch den Mund in den Körper gelangen könnten. Die Wüste ist das Zuhause der Tuareg. Es heißt, dass ihre Kinder schon mit Sand in den Augen geboren werden.
Ihre große Zeit hatten die Tuareg vor Beginn der Kolonialzeit. Sie herrschten über ein riesiges Wüstenreich und galten als unbesiegbar - bis sie 1902 in der Schlacht von Tit im heutigen Algerien von der französischen Kolonialarmee vernichtend geschlagen wurden. Heute verdienen sich viele ihren Lebensunterhalt im Tourismus und führen Wüstenbegeisterte durch ihre alte Heimat. Karten und Kompass brauchen die blauen Ritter der Wüste dafür nicht.