Henry "Enrique" Tarrio USA: Anführer der rechtsradikalen Proud-Boys wegen Kapitol-Erstürmung festgenommen

USA: Proud-Boys Anführer Tarrio mit einer Zigarette im Mund
Henry "Enrique" Tarrio ist in den USA einer der Anführer der rechtsradikalen Gruppierung Proud-Boys, die Ex-Präsident Donald Trump sehr zugewandt ist.
© Allison Dinner / Picture Alliance
Vor über einem Jahr gingen Bilder aus den USA um die Welt, die eine wütende Menge Trump-Anhänger bei der Erstürmung des Kapitols in Washington zeigten. Nun wurde der Anführer der rechtsradikalen Proud-Boys-Gruppierung festgenommen.

Wegen der Erstürmung des US-Kapitols im Januar 2021 ist der frühere Chef der rechtsradikalen Gruppierung Proud Boys, Henry "Enrique" Tarrio, festgenommen worden. Der 38-Jährige wurde unter anderem wegen "Verschwörung zur Behinderung eines offiziellen Vorgangs" angeklagt, wie Bundesstaatsanwalt Matthew Graves am Dienstag in Washington mitteilte.

Hatte Tarrio den Angriff geplant?

Die Justiz wirft dem in Miami festgenommenen Tarrio demnach zwar nicht vor, persönlich an der Kapitol-Erstürmung teilgenommen zu haben. Er habe aber die Planungen für den Angriff geleitet und während der Attacke in Kontakt zu anderen Mitgliedern der Proud Boys gestanden, die in das Kapitol eingedrungen seien.

Tarrio war zwei Tage vor der Kapitol-Erstürmung festgenommen worden, weil er eine Fahne der Anti-Rassismus-Bewegung Black Lives Matter verbrannt hatte. Der Anhänger des damaligen Präsidenten Donald Trump kam dann zunächst unter der Auflage frei, sich aus Washington fernzuhalten.

Radikale Gruppen im Zentrum des Sturms auf das Kapitol

Tarrio ist bereits der zweite bekannte Rechtsextremen-Anführer, der wegen der Kapitol-Erstürmung festgenommen und angeklagt wurde. Vor zwei Monaten wurde der Gründer der rechtsextremen Gruppierung Oath Keepers, Stewart Rhodes, inhaftiert.

Hunderte radikale Trump-Anhänger hatten das Kapitol am 6. Januar 2021 erstürmt, als dort der Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl vom November 2020 zertifiziert werden sollte. Der Sturm auf den Sitz des Kongresses mit fünf Toten sorgte weltweit für Entsetzen und gilt als schwarzer Tag in der Geschichte der US-Demokratie. In der Folge wurden mehr als 750 Menschen festgenommen.

Im Zuge der juristischen Aufarbeitung der Kapitol-Erstürmung sind schon mehrere Angreifer zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, unter ihnen der mit seiner Büffelhorn-Fellmütze als "QAnon-Schamane" bekannt gewordene Jacob Chansley. Die Haftstrafen wurden jeweils verhängt, nachdem die Angeklagten sich schuldig bekannt hatten. Es gab in diesen Fällen deswegen keine Strafprozesse.

Welche Strafe droht den Beschuldigten in den USA?

Am Dienstag wurde nun erstmals in einem Strafprozess ein Kapitol-Angreifer verurteilt. Der 49-jährige Guy Reffitt aus dem Bundesstaat Texas, ein Mitglied der rechten Miliz Three Percenters, wurde unter anderem schuldig gesprochen, eine Schusswaffe nach Washington mitgebracht, Polizisten angegriffen und einen offiziellen Vorgang behindert zu haben. Das Strafmaß soll im Juni verkündet werden. Theoretisch drohen Reffitt bis zu 20 Jahre Gefängnis.

Videos zeigen, wie der Ölarbeiter sich auf den Stufen des Kapitols Auseinandersetzungen mit Polizisten lieferte und andere Angreifer anspornte. Die Anklage hatte Reffitt während des Prozesses als "Speerspitze dieses Mobs" bezeichnet. "Er hat das Streichholz angezündet, das das Feuer entfacht hat."

AFP
ldh

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