USA Krämpfe, Brechreiz, Ohnmacht: Bauarbeiter in Texas leiden unter brennender Hitze

Ein Bauarbeiter in Austin, Texas
Ein Bauarbeiter in Austin, Texas
© Brandon Bell / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / / AFP
In Texas haben es die Bauarbeiter derzeit besonders schwer: Nicht nur die anhaltende Hitzewelle macht ihnen zu schaffen. Ein neues Gesetz soll Trinkpausen für die Bauarbeiter künftig erschweren. Die Baustellen seien "extrem heiß – wir sterben".

Sich in kühlen Räumen aufhalten und viel trinken – solche Tipps zum Umgang mit Hitzewellen können Bauarbeiter im US-Bundesstaat Texas kaum umsetzen. Sie müssen auch bei sengender Hitze weiterarbeiten. Maynor Alvarez kann davon eine Ballade singen. Er bekam Krämpfe in Armen und Beinen und hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, als er in der Sonne auf einer Arbeitsplattform stehend eine zehn Meter hohe Mauer anstreichen sollte. Er wollte von der Plattform hinabsteigen, doch von seinem Vorarbeiter hieß es: "Mach weiter!"

Der Süden der USA leidet bereits seit fast einem Monat unter einer Hitzewelle – und Bauarbeiter, die oft bei Temperaturen von über 40 Grad arbeiten, bekommen die gesundheitlichen Auswirkungen besonders häufig zu spüren.

"Ich habe schon mehrmals einen Hitzeschlag bekommen", erzählt der 42-jährige Alvarez seinen Kollegen vor dem Rathaus der texanischen Großstadt Houston. "Wisst Ihr, wie sich das anfühlt? Krämpfe in Beinen und Armen, Kopfschmerzen, Brechreiz, das Herz rast." Sein Vorarbeiter habe aber kein Erbarmen mit ihm gehabt und ihm befohlen, weiterzuarbeiten.

Neues Gesetz reguliert Trinkpausen: "Dieses Gesetz tötet"

"Ich bin trotzdem hinabgestiegen, weil ich es nicht mehr aushalten konnte", sagt Alvarez, der aus Guatemala stammt. "Wäre ich fünf Minuten länger geblieben, wäre ich jetzt nicht hier."

Alvarez und die anderen Bauarbeiter haben sich vor dem Rathaus versammelt, um gegen ein Gesetz zu protestierten, das der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, jüngst unterzeichnet hat. Es hindert Städte wie Austin oder Dallas daran, eine regelmäßige Trinkpause für Bauarbeiter vorzuschreiben.

Trinkpausen sind damit künftig nicht verboten. Aber nicht mehr die oftmals von den Demokraten regierten und arbeitnehmerfreundlicheren Kommunen, sondern der Bundesstaat regelt dann solche Vorgaben einheitlich und branchenübergreifend. Das Gesetz 2127 tritt im September in Kraft. Für Alvarez ist klar: "Dieses Gesetz tötet."

Baustellen seien "extrem heiß – wir sterben"

Alvarez erzählt, dass viele seiner Kollegen lieber nicht über die Arbeitsbedingungen klagen, weil sie dann Gefahr laufen, weniger Schichten zu bekommen. Zu ihnen gehört auch Edwin, der rund 20 Kilometer weiter nördlich auf einer Baustelle arbeitet. Der 21-Jährige hat sich vorsorglich ein kühles Getränk mitgebracht und versucht, sich nicht zu beklagen. "Ich bin fast daran gewöhnt", sagt der aus Mexiko stammende Bauarbeiter. "Aber dieses Jahr ist die Hitze noch stärker."

Luz Martínez hingegen ist zur Demonstration vor dem Rathaus von Houston gekommen. Sie erzählt, dass sie in einem 20-stöckigen Gebäude gearbeitet hat, in das sie und die anderen Bauarbeiter kein Wasser mitbringen durften. Um etwas zu trinken, mussten sie das Gebäude jedes Mal verlassen.

Am 4. Juli, dem US-Nationalfeiertag, renovierte sie mit anderen eine Schule, erzählt Martínez weiter. Die Klimaanlage sei ausgeschaltet gewesen, "weil sie den Strom nicht zahlen wollten". Einer ihrer Kollegen sei wegen der Hitze umgekippt: "Er fiel in Ohnmacht und begann, sich zu übergeben." Die Baustellen seien "extrem heiß – wir sterben", betont auch Martínez. "Dass sie uns unser Wasser, unsere Trinkpausen wegnehmen, ist nicht gerecht."

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Trinkpausen abschaffen "schlicht Wahnsinn"

Martínez und ihre Mitdemonstranten stehen noch unter dem Eindruck des Todes eines Kollegen Mitte Juni. Der 46-jährige Felipe Pascual war bei Betonarbeiten auf einer Baustelle in einem Vorort von Houston zusammengebrochen.

Solche Todesfälle sind in Texas häufiger als in jedem anderen US-Bundesstaat: Die Bundesbehörde für Arbeitsmarktstatistik verzeichnete von 2011 bis 2021 in Texas 42 Todesfälle unter Bauarbeitern im Zusammenhang mit Hitze.

Christian Canela von der Bauarbeiter-Gewerkschaft IUPAT sagt, natürlich könnten Bauarbeiter nicht immer im Schatten arbeiten. "Aber wenigstens gibt es diese Trinkpausen", sagt Canela. Diese zu abzuschaffen, sei schlicht "Wahnsinn".

AFP
rw / Moisés Ávila

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