Als Draylen Mason am vergangenen Montag ein Paket vor der Haustüre fand, dachte er sich vermutlich nichts weiter dabei. Er trug es nach innen und machte es sofort auf. Dann geschah es: Das Päckchen explodierte, der 17-jährige, ein talentierter Musiker, starb an seinen Verletzungen.
Es war bereits die dritte Paketbombe, die binnen weniger Tage in Austin explodierte. Zwei Menschen wurden getötet, neben Draylen Mason der 39-jährige Geschäftsmann Anthony House; eine 75-jährige Frau hispanischer Herkunft wurde schwer verletzt.
Austin fürchtet Fehler des Attentäters
Was genau hinter den Attentaten steckt, weiß die Polizei bisher nicht. Die Ermittler glauben aber, dass die Attacken zusammenhängen - obwohl der Fall der verletzten 75-Jährigen nicht zu ihrer Theorie passt. Nach bisherigen Erkenntnissen könnte es sich um Hassverbrechen handeln, die sich gegen die afro-amerikanische Gemeinde in Austin richten. House, das erste Todesopfer, ist laut US-Medienberichten Stiefsohn des weithin bekannten Pfarrers Freddie Dixon. Der wiederum ist mit dem Großvater des getöteten jungen Musikers befreundet.

Sollte die Polizei auf der richtigen Fährte sein, wäre der dritte Fall für die Menschen in der Stadt besonders beängstigend. Denn die verletzte 75-Jährige hatte laut einem Bericht der örtlichen Zeitung "Austin American-Statesman" keinerlei Verbindungen zu den beiden Todesopfern. Genauso verhalte es sich bei einer durch die Polizei befragten Nachbarin der Verletzten, die zufällig ebenfalls den Namen Mason trägt, heißt es. Die Beamten vermuten, dass der Täter in diesem Fall gleich zwei Fehler gemacht hat, indem er die falsche Mason treffen wollte und dann seine Paketbombe auch noch bei der falschen Wohnung platzierte.
Polizei setzt hohe Belohnung aus
Diese Hassverbrechen-Theorie der Polizei versetzt zwangsläufig vor allem die Afro-Amerikaner in der Stadt in Furcht und Schrecken. Denn sie könnten völlig zufällig Opfer des Attentäters werden. "Es ist gruselig", sagte die befragte Erica Mason, die Nachbarin der 75-jährigen Verletzten, dem "Austin Statesman". Vor allem sei beängstigend, dass es auch sie oder ihren Freund hätte treffen können, und dass es nun der "armen, unschuldigen Frau passiert ist".
Einen Verdächtigen kann die Polizei von Austin bisher nicht vorweisen. Es gebe lediglich Hinweise, dass die gefährlichen Pakete nicht von der Post oder anderen Paketdiensten vor den Wohnungen abgelegt worden seien, heißt es. Für Hinweise, die zur Festnahme des oder der Täter führen, wurde eine Belohnung von 65.000 Dollar ausgesetzt. Bis dahin raten die Beamten: Finger weg von Paketen oder anderen Postsendungen, deren Herkunft man sich nicht erklären kann: "Nicht berühren. Sofort den Notruf 9-1-1 anrufen. Sich von dem Paket fernhalten und sicherstellen, dass niemand sonst sich der Post nähert."
Die Besucher der Technik- und Musikmesse South by Southwest (SXSW), die derzeit wie in jedem Jahr zahlreiche Besucher aus aller Welt nach Austin lockt, hätten keinen Grund, sich Sorgen zu machen, betont die Polizei. Austin mit seinen knapp eine Million Einwohnern sei eine große Stadt, die Explosionen ereigneten sich weit entfernt vom Messegelände.