Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, soll weit höhere Summen in der Schweiz versteckt gehabt haben als bislang bekannt. Auf dem Depotkonto von Hoeneß bei der Privatbank Vontobel hätten sich in den Jahren vor 2008 durchgehend Werte von mehr als 500 Millionen Schweizer Franken befunden. Das gab ein Hinweisgeber über seinen Anwalt bei der Münchner Staatsanwaltschaft an. Nach Informationen des stern machte der Hinweisgeber außerdem Angaben zu angeblichen Aktiengeschäften und zu Transaktionen auf Nummernkonten bei drei weiteren Schweizer Banken, die im Fall Hoeneß eine Rolle spielen sollen.
Wie stichhaltig die Angaben sind, muss noch geprüft werden. Die Staatsanwaltschaft wollte den Inhalt des Verfahrens nicht kommentieren. Vergangenen Freitag hat der stern zudem Hoeneß eine Reihe von Fragen zur Höhe der Summe sowie Herkunft des Geldes per Fax gestellt und ihm Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Hoeneß‘ Presseanwalt lehnte am Montag eine inhaltliche Stellungnahme ab.
Anwalt bestätigt Weiterleitung von Angaben an Ermittler
Vertreten wird der Whistleblower von der Kanzlei des Mainzer Wirtschaftsanwalts Volker Hoffmann. Die Kanzlei tritt in Unternehmen und Behörden immer wieder als Ombudsmann auf, die anwaltliche Schweigepflicht schützt die Hinweisgeber. Auch im Fall Hoeneß sei er nur Mittler, sagte Hoffmann dem stern. Er bestätigte die Existenz eines Hinweises: "Ich habe die Angaben in einem Vermerk an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet." Es geht um das Nummernkonto 4028BEA bei der Vontobel sowie dazugehörige Unterkonten für Währungen und Depots.
Das ist dieselbe Depotkontoverbindung, über die der stern am 17. Januar erstmals berichtete ("Das geheime Fußballkonto“) - damals noch ohne Namen, wer dahinterstecken könnte. Und es ist jene Bankverbindung, nach der befragt, Hoeneß vor ein paar Wochen in der "Zeit" erzählte, er habe darüber zwischen 2002 und 2006 in großem Stil gezockt: "Das waren Summen, die für mich auch heute schwer zu begreifen sind." Details nannte er in dem Interview nicht. Als sein versteckter Schatz im April öffentlich wurde, gab Hoeneß allerdings an, bei der Vontobel hätten in der Spitze 15 bis 20 Millionen Euro gelegen.
Hinweisgeber bringt drei weitere Geldhäuser ins Spiel
Der anonyme Hinweisgeber nennt nach stern-Informationen nun nicht nur ganz andere Zahlen: Die angegebenen 500 Millionen Franken wären damals umgerechnet rund 350 Millionen Euro gewesen. Er machte auch Angaben zu Aktientransaktionen. Danach hätten sich auf 4028BEA unter anderem in erheblichem Umfang Aktien der Deutschen Telekom befunden, mit denen sich Hoeneß auch an sogenanntem Dividendenstripping beteiligt habe. Grundsätzlich machen sich dabei ausländische und inländische Aktionäre unterschiedliche Besteuerungsregeln auf Dividenden- und Veräußerungsgewinne zunutze, indem Papiere eines Unternehmens zum Dividendenstichtag hin und her verkauft werden. Das ist zwar umstritten, dem Fiskus entgehen Riesensummen, aber illegal sind solche Transaktionen per se nicht.
Die Vontobel soll zudem nicht die einzige Bank gewesen sein, die in diesem Fall eine Rolle spielt. Der anonyme Hinweisgeber brachte drei weitere Geldhäuser ins Spiel: Danach sollen um das Jahr 2008 herum von 4028BEA erhebliche Summen auf Nummernkonten bei der Großbank Credit Suisse, der Züricher Kantonalbank und dem Bankhaus Julius Bär abgeflossen sein. Von Hoeneß gab es auch hierzu keinen Kommentar.