Die Ermittler in Regensburg versuchen vieles, um das mysteriöse Verschwinden der Studentin Malina K. im März aufzuklären: Bereitschaftspolizisten durchforsteten die Domstadt, Beamte befragten unzählige Bewohner und Passanten, Kriminaltechniker werteten das Handy der jungen Frau aus und Hundeführer suchten die Donau und Parks mit ihren Spürhunden ab. Taucher stiegen in das trübe Wasser des Flusses hinab und Polizeihubschrauber über der Stadt auf, auch die Behörden im nahen Tschechien sind in die Ermittlungen eingebunden - alles bisher ohne Erfolg, es gibt immer noch keine Spur zu der jungen Frau. Die eigens gegründete Ermittlungsgruppe will dennoch nicht aufgeben, versichert die Polizei.
Im Fall Malina K. setzt die Polizei auf Öffentlichkeit
Was als normale Vermisstensuche mit Plakaten in Regensburg begann, ist längst ein bundesweit bekannter Fall und die Beamten versuchen auf immer neuen Wegen, die Öffentlichkeit zu erreichen: Suchaufrufe bei Facebook sind inzwischen Routine, zudem gibt die Presseabteilung der Polizei fast im Tagesrhythmus ihre neuen Erkenntnisse bekannt. Jetzt hat sie den vielleicht aufmerksamkeitsstärksten Weg gewählt, den Deutschland in puncto Fahndungen zu bieten hat.
Der Fall der vermissten 20-Jährigen wurde von der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" aufgegriffen. Eine Fahndung in dem Traditionsformat gilt bei Kriminalbeamten als "letzter Strohhalm". Laut ZDF sind es oft "die hoffnungslosen Fälle", die in der Sendung landen, häufig sind alle herkömmlichen Ermittlungsmethoden schon ausgeschöpft. Die Erfolgsquote der Sendung liegt nach Senderangaben bei etwa 40 Prozent. Auf einen Erfolg hoffen auch die Ermittler aus Regensburg.
"Aktenzeichen XY"-Zuschauer liefern Hinweise
Gegen 21.20 Uhr richtete der Regensburger Kriminalhauptkommissar Heinrich Christl sein Wort an an die Menschen vor dem Fernseher: "Wir können nicht sagen, wie es Malina geht oder wo sie sich aufhält." Er wünsche sich, dass sich jemand melde, der Malina K. noch am Morgen ihres Verschwindens oder danach gesehen hat. Dazu wurden Fotos der Studentin gezeigt, ihr Irrweg durch die Regensburger Altstadt beschrieben (siehe Grafik unten) und die Telefonnummer für Hinweise eingeblendet.

Rund 5,6 Millionen Menschen sahen den Anruf , auf fast jedem fünften Fernseher in Deutschland lief das ZDF und es riefen tatsächlich Zuschauer an, "im zweistelligen Bereich", so Armin Bock von der bayrischen Polizei im Gespräch mit dem stern. "Allerdings stehen viele Informationen in keinen Zusammenhang mit dem Sachverhalt." Ein entscheidender Tipp, der bei der Aufklärung des Falls helfen könnte, sei nicht dabei. Wieder kein Erfolg. Bock hofft, dass sich in den kommenden Tagen noch weitere Fernsehzuschauer melden.
Partygäste sollen helfen

Hinweise versprechen sich die Ermittler auch von dem jüngst eingerichteten Upload-Portal auf der Internetseite der Polizei. Dort sollen Besucher der Party im Regensburger Veranstaltungszentrum "Alte Mälzerei", nach deren Besuch Malina K. vermisst wurde, ihre Fotos und Videos von dem Abend hochladen. Die Beamten wollen mit ihrer Hilfe die letzten Stunden vor dem Verschwinden der Studentin rekonstruieren. Das Internet-Formular wird genutzt, soviel erfuhr der stern aus Reihen der Polizei. Allerdings werde die Auswertung noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Details auf den eingegangen Bildern zum Teil nur schwer zu erkennen seien.
Parallel ermitteln die rund ein Dutzend Beamten der Ermittlungsgruppe weiter. Vom Schreibtisch aus, aber auch neue Suchaktionen soll es geben, wenn entsprechende Hinweise eingehen. Die Polizisten halten immer noch alles Denkbare für möglich: Einen Unfall, ein Verbrechen oder ein Verschwinden aus freien Stücken. Dass mit Fortschreiten der Zeit die Hoffnung schwindet, den Fall Malina K. zu einem guten Ende zubringen, will Kriminalhauptkommissar Christl bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" nicht aussprechen. Er sagt: "Wir haben den Mut noch nicht verloren, dass wir sie noch lebend finden."

Vermisstenfall Malina K.
Malina K. ist nach einer Party am Morgen des 19. März nicht nach Hause gekommen und wird seither vermisst. Die letzte Spur verliert sich in der Nähe des Regensburger Stadtparks, weitab von ihrem eigentlichen Heimweg. In der Nähe hatte ein Spaziergänger wenig später das Handy der Studentin am Ufer der Donau gefunden.
Die Studentin ist 1,67 Meter groß und schlank. Sie hat braune, schulterlange, lockige Haare. Vor ihrem Verschwinden hat sie einen hellen Wollmantel mit auffälligem Fischgrätenmuster, eine schwarze Lederjacke, eine enganliegende schwarze Jeans mit braunem Ledergürtel und ein schwarz-weiß gemustertes Top mit Spaghettiträgern getragen.
Hinweise zum Aufenthaltsort von Malina K. nimmt die Kriminalpolizei Regensburg unter der Telefonnummer (0941) 50 62 888 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.