Der Krisenstab der Bundesregierung geht davon aus, dass die im Irak entführte Susanne Osthoff am Leben ist. Unter Berufung auf Erkenntnisse des Krisenstabs berichtet das Magazin "Focus", die 43-Jährige sei offenbar auch bei guter Gesundheit. Zudem seien ihre Entführer inzwischen überzeugt davon, dass sie mit der Deutschen keine Spionin für einen westlichen Geheimdienst vor sich hätten.
Geiselnehmer im Irak haben ihren Opfern wiederholt vorgeworfen, mit den im Land stationierten, US-geführten Truppen zusammenzuarbeiten. Viele ausländische Geiseln wurden mit dieser Begründung getötet, andere kamen nach monatelangen Verhandlungen wieder frei.
Der Krisenstab habe zudem inzwischen Hinweise darauf, welche Extremisten-Gruppe Osthoff und ihren irakischen Fahrer in der Gewalt hat, so das Magazin. Demnach handelt es sich um die "Armee der Mudschahedin". Als Mudschahedin bezeichnen sich Kämpfer für einen rechtgläubigen Islam.
Im Februar hatte sich eine Gruppe unter diesem Namen zur Entführung einer Journalistin und eines Kameramanns aus Indonesien bekannt. Die beiden kamen innerhalb einer Woche wieder frei und sagten, die Geiselnehmer seien sehr besorgt um sie gewesen und hätten wiederholt versichert, es drohe ihnen keine Gefahr.
Dem Bericht zufolge ist der Krisenstab zu dem Schluss gekommen, dass der irakische "Rat der islamischen Gelehrten" am ehesten in der Lage sei, einen direkten Kontakt zu den Geiselnehmern aufzubauen. Der Rat hat wiederholt im Irak vermittelt und gilt als Interessenvertretung der sunnitischen Minderheit, die den Aufstand im Land mehrheitlich trägt.
Großbildkampagne in Berlin und Frankfurt
Unterdessen macht sich eine Berliner Initiative von 50 Medienschaffenden mit einer Großbildkampagne und einem TV-Spot für die Freilassung der Geiseln stark. Leuchtwände in Berlin und Frankfurt am Main zeigen überdimensionale Fotos Osthoffs.
Auf dem Bild stehen in deutscher und arabischer Sprache die Worte: "Lasst sie frei". Der TV-Spot läuft zunächst auf Bildschirmen in 1100 Wagen der Berliner U-Bahn und im TV-Programm der Deutschen Welle, das auch im Irak zu empfangen ist. Vorbild seien ähnliche Aktionen für französische und italienische Geiseln, sagte Initiator Andreas Rosteck, Ex-Chefredakteur der "Taz".
Osthoff war am 25. November zusammen mit ihrem Fahrer auf einer Fahrt von Bagdad in den Nordirak entführt worden. Die Geiselnehmer haben gedroht, die Archäologin zu töten, falls Deutschland seine Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung nicht einstellt. Die Bundesregierung hat dies abgelehnt und erklärt, sie lasse sich nicht erpressen.