Millionen-Diebstahl Wie Märklin seine Geschichte wiederbekam

Zwei Monate nach dem spektakulären Einbruch in das Göppinger Märklin-Museum ist der Fall aufgeklärt. Die Ermittler waren den Tätern durch die Überwachung der Sammlerszene auf die Spur gekommen.

Große Erleichterung bei Märklin im schwäbischen Göppingen: Rund zwei Monate nach dem spektakulären Diebstahl von rund 150 historischen Exponaten aus dem Museum des Modelleisenbahnherstellers ist die Tat aufgeklärt. Die meisten der wertvollen Loks, Waggons, Schiffsmodelle und Prototypen sind schon wieder bei Märklin. "Wir haben unsere Geschichte wieder zurück", sagte Unternehmenssprecher Roland Gaugele am Mittwoch.

"Kripo hat Fall selbst aufgeklärt"

Die ausgelobte Belohnung von bis zu 200.000 Euro muss Märklin voraussichtlich nicht zahlen. "Die Kripo hat den Fall selbst aufgeklärt." Bewegung in den Fall war nach dem internationalen Fahndungsaufruf gekommen. Im Rahmen von Überwachungen in der einschlägigen Szene erhielt die Polizei nach Unternehmensangaben den Hinweis auf den geplanten Aufkauf einer Märklin-Sammlung im Wert von über einer Million Euro durch eine vermögende Privatperson.

Die Ermittlungen wurden daraufhin intensiviert. Um die wertvollen Exponate nicht zu gefährden, wurde die Festnahme der Täter auf den Zeitpunkt der Übergabe des Hauptteils der Sammlung festgesetzt, wie das Unternehmen berichtete. Sowohl die Überbringer der Ware als auch die Hintermänner in Deutschland seien gefasst worden. Allein in Wien waren in die Aktion dem Vernehmen nach rund 100 Beamte eingebunden. Sieben Personen wurden festgenommen.

Zunächst wurden sechs Täter - alle stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien - festgenommen. Die siebte Festgenomme war eine mutmaßliche Hehlerin, eine Österreicherin, die in Wien lebte. Drei von den Festgenommenen gelten nach Angaben der Polizei als Haupttäter. Drei weitere mutmaßliche Täter agierten den Ermittlungen zufolge als Hehler. Die Polizei setzte auch verdeckte Fahnder ein.

Aus den Vitrinen des Firmenmuseums hatten die Diebe in der Nacht auf 18. Januar praktisch einen großen Teil der Unternehmensgeschichte gestohlen. Der Beginn der Märklin-Historie als Modellbahnhersteller wird allgemein auf 1891 datiert, als die erste Bahn in einer Größe vorgestellt wurde, die der heutigen Spur 1 (Maßstab 1:32) entspricht.

Aus diesem Jahr stammt auch eines der kostbarsten Exponate, die Dampflok "Storchenbein", die die Diebe hatten mitgehen lassen. Gestohlen wurden auch fast alle Bestände der Spur 0, die Märklin von 1895 bis 1954 produzierte. Große Spielzeugschiffe aus der Kaiserzeit, die erst vor wenigen Jahren aus Sammlerbeständen auftauchten, ließen die Räuber ebenso mitgehen wie "Krokodile" aller Größen, Nachbauten einer berühmten Schweizer Gebirgslok, die seit den 30er Jahren ein Märklin-Klassiker sind. Unter ihnen sind auch echte Unikate wie ein Handmuster aus Messing von 1947 oder ein aufgeschnittenes Modell, das die aufwendige Antriebstechnik zeigt.

Rabiate Räuber

"Das 'Krokodile' und auch die Dampflok 'Storchenbein' sind auch wieder da", zeigte sich Gaugele erfreut. Über den Zustand der Modelle konnte er noch keine genauen Aussagen machen. Die Diebe seien mit den Exponaten aber nicht pfleglich umgegangen. Das Unternehmen will nun zunächst jedes einzelne historischen Stück genauer unter die Lupe nehmen, bevor es wieder der Öffentlichkeit im Museum gezeigt wird. Die Schau wird von über 200.000 Personen im Jahr besucht. Das Museum sei optimal gesichert gewesen, hatte Gaugele nach dem Diebstahl erklärt. Nachts sei aber immer die Kamerabeleuchtung ausgeschaltet gewesen.

Für historisches Blechspielzeug, das meiste stammt aus der Produktion von Märklin, gibt es einen großen Markt. Pro Jahr werden rund 300 Börsen veranstaltet. Märklin-Produkte sind bei Dieben begehrt. Vor rund 15 Jahren hatte es den letzten Diebstahl aus dem Museum gegeben. Modellbahn-Sammler geben pro Jahr mehrere tausend Euro für ihr Hobby aus. Selbst Verpackungen werden zu Handelsobjekten.

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Oliver Schmale/AP

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