Fall wird immer rätselhafter Sohn von angeblich in Isolation lebender Familie soll Facebook-Profil betrieben haben

Hof in den Niederlanden; Facebook-Profil
Jahrelang soll die Familie in einem Bauernhof in den Niederlanden isoliert gelebt haben. Der 25-jährige Sohn soll dennoch ein Facebook-Profil betrieben haben
© Vincent Jannink / ANP / DPA, Screenshot / Facebook
Was trug sich in einem Bauernhof in den Niederlanden zu? Der Fall einer Familie, die dort angeblich jahrelang isoliert auf das "Ende der Zeit" gewartet hat, wird immer rätselhafter. Jetzt tauchte ein Facebook-Profil auf, das neue Fragen aufwirft.

Der Fall einer seit Jahren völlig isoliert lebenden Familie in den Niederlanden wird immer rätselhafter: Niederländische Medien berichteten inzwischen, der älteste Sohn der Familie, die neun Jahre lang auf einem abgelegenen Bauernhof gehaust haben soll, sei seit Juni auf Facebook aktiv. Die Polizei nahm unterdessen den 58-jährigen Mieter des Hofs, einen Österreicher, in Gewahrsam.    

In einer Erklärung der Staatsanwaltschaft hieß es, der Mann werde derzeit verdächtigt, in illegale Freiheitsberaubung verwickelt zu sein und die Gesundheit anderer geschädigt zu haben. Er werde am Donnerstag einem Ermittlungsrichter vorgeführt.

Der 25-jährige Sohn namens "Jan" hatte den Fall am Sonntagabend ins Rollen gebracht. Er war ungewaschen und mit langen zerzausten Haaren im Gasthaus des Dorfs Ruinerwold in der Provinz Drenthe aufgetaucht und hatte dem Besitzer Chris Westerbeek erzählt, dass er in den vergangenen neun Jahren nicht "draußen" gewesen sei und nie eine Schule besucht habe, wie der Lokalsender RTV Drenthe berichtete.

Der 25-jährige Sohn betreibt ein eigenes Facebook-Konto, das er seit diesem Jahr nutzte. "Habe einen neuen Job bei Creconat begonnen", schrieb er dort. Zudem postete er Fotos und veröffentlichte Links zu Kundgebungen wie etwa den jüngsten Klima-Märschen. Viele seiner Beiträge sind absichtlich zurückdatiert worden, so auch alle Posts, die älter sind als Juni 2019.    

Creconat gehört laut der Zeitung "De Telegraaf" zu einem anderen Unternehmen aus der nahegelegenen Kleinstadt Meppel. Sein Besitzer sei der 58-jährige Österreicher, berichtete "De Telegraaf". Es sei am Montag von den Polizei durchsucht worden.

Welche Rolle spielt "Josef, der Österreicher"?

Der Wirt beschrieb den jungen Mann, der am Sonntagabend zu ihm in Lokal kam, als "sehr verwirrt", zudem habe er auf eine kindliche Weise gesprochen. Westerbeek schaltete die Polizei ein. Diese entdeckte am Montag in einem verborgenen abschließbaren Raum des Bauernhofs fünf Geschwister im Alter zwischen 18 und 25 Jahren und ihren Vater. Zunächst hatte die Polizei von sechs Geschwistern gesprochen.

Einen 58-jährigen Mann nahm sie fest, weil er jede Zusammenarbeit verweigerte. Das österreichische Außenministerium bestätigte, dass es sich bei dem Mann um einen gebürtigen Wiener handelte. Dieser wolle aber keinen Kontakt zu den österreichischen Behörden, sagte Ministeriumssprecher Peter Guschelbauer der Nachrichtenagentur AFP.

Niederländischen und österreichischen Medien zufolge war der Mann als "Josef, der Österreicher" bekannt. Er soll den Bauernhof gemietet, die niederländische Familie dort offenbar festgehalten und für sie Gemüse im Garten angebaut sowie eine Ziege gehalten haben. Laut RTV Drenthe soll die Familie seit Jahren auf das "Ende der Zeit" gewartet haben.    

Rätsel für die Polizei in den Niederlanden

"Jan" besaß Medienberichten zufolge auch ein Nutzerkonto beim Karriere-Netzwerk LinkedIn. Dort schrieb er, dass seine Eltern bis zum Tod seiner Mutter im Jahr 2004 ein erfolgreiches Unternehmen geführt hätten.

Als die Polizei das Versteck entdeckte, lag der Vater laut RTV Drenthe im Bett. Er habe offenbar vor ein paar Jahren einen Schlaganfall erlitten.

Offenbar wusste aus dem Dorf niemand von der Familie. Sie habe seit neun Jahren völlig von der Außenwelt abgeschirmt gelebt, einige der Kinder stünden nicht einmal im Geburtenregister, berichtete Polizeivertreter Roger de Groot am Dienstag auf einer Pressekonferenz. "Mir ist so etwas noch nie zuvor begegnet", fügte er hinzu. Die Familie wurde zunächst in einer nahegelegenen Ferienanlage untergebracht.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach seiner ersten Veröffentlichung um weitere Angaben ergänzt.

Jan Hennop / AFP / wue

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