Nach dem Tod einer Offiziersanwärterin auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" im vergangenen November geht die Marine einem Verdacht der "Meuterei" nach. Unterdessen fragen sich die Kommentatoren von "Lübecker Nachrichten" und "Flensburger Tageblatt", inwiefern eine Ausbildung auf einem Segelschiff überhaupt noch zeitgemäß ist.
"Flensburger Tageblatt"
Für das "Flensburger Tageblatt" gehört die Ausbildung auf einem Segelschulschiff der Vergangenheit an:
Ist die obligatorische Segelausbildung für Kadetten im Zeitalter computergesteuerter Kriegsschiffe überhaupt noch zeitgemäß? Darauf lässt sich eine klare Antwort finden: Nein, natürlich nicht! Die von den maritimen Traditionalisten beschworene Crewkameradschaft lässt sich ebenso auf jedem anderen Schiff erleben wie die vier Elemente Wasser, Wellen, Wind und Wetter. Dafür muss sich kein Offiziersanwärter in schwindelerregender Höhe in Lebensgefahr begeben. Den Abgesang auf die "Gorch Fock" muss das nicht bedeuten. Sie kann als Botschafter weiterhin gute Dienste für die Bundesrepublik leisten.
"Lübecker Nachrichten"
Die "Lübecker Nachrichten" bezweifeln nicht den Sinn einer Segelausbildung an sich, wohl aber ihre an Bord der "Gorch Fock" praktizierte Form.
"Die seemännische Ausbildung auf einem Segelschulschiff mag auch im Zeitalter Computer-gesteuerter Kampfschiffe unersetzlich sein. Aber so wie sie anscheinend auf der Gorch Fock praktiziert wird, ist sie unerträglich. Da weht, das legt der Alarm-Brief des Wehrbeauftragten nahe, ein eisiger Wind und herrscht ein unsäglicher Kommiss-Geist. Das Vorzeigeschiff der Marine ist moralisch auf Grund gelaufen."
