In Berlin haben am Sonntag tausende Menschen trotz Verbots gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei kam es auch zu Angriffen gegen Einsatzkräfte. Am Nachmittag begannen die am Großen Stern im Stadtteil Mitte Versammmelten schließlich damit, sich zu zerstreuen, teilte die Polizei Berlin auf Twitter mit.
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte am Samstag mehrere geplante Demonstrationen aus dem Kreis der "Querdenken"-Bewegung verboten. Gegen das Verbot einer der Veranstaltungen war auch ein Antrag auf den Erlass einer einstweiligen Anordnung beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht worden, den dieses am Sonntag aber ablehnte..
Polizeiketten durchbrochen
Ein Autokorso war genehmigt worden, an diesem wollten die Protestler ursprünglich zu Fuß oder im Reisebus teilnehmen. Weil dies nicht ging, versammelten sie sich zunächst im Stadtteil Charlottenburg und zogen dann in Gruppen durch die Straßen der Stadt.

Dabei seien Absperrungen ignoriert und teilweise überrannt und Einsatzkräfte angegriffen worden, erklärte die Polizei. Demonstrierende hätten versucht, die Polizeikette zu durchbrechen und Beamte herauszuziehen. Am Großen Stern drohte die Polizei demnach mit einem Wasserwerfer. Nach drei Lautsprecherdurchsagen löste sich die Versammlung dort auf, hieß es weiter.
Später hätten sich Gruppen im Stadtteil Schöneberg auf verschiedenen Straßen bewegt, dafür seien aber die Fahrbahnen nicht gesperrt worden. Die Polizei versuche, "zeitnah den Verkehr zu regeln".
Die Beamten nahmen nach eigener Aussage mehrere Menschen fest. Die Einsatzkräfte hätten außerdem Platzverweise erteilt, Personalien aufgenommen und Anzeigen gefertigt. Die Teilnahme an einer verbotenen Versammlung sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 1000 Euro Bußgeld bestraft werden könne, wurde betont.
Schäuble kritisiert "Querdenker"
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat die "Querdenker"-Szene unterdessen scharf angegriffen. "Wenn weltweit praktisch alle Fachleute sagen, Corona ist gefährlich und Impfen hilft, wer hat dann eigentlich das Recht zu sagen: Ich bin aber klüger? Das ist für mich ein nahezu unerträgliches Maß an Überheblichkeit", sagte Schäuble der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der CDU-Politiker appellierte an die Szene: "Bitte schauen Sie sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse an, lassen Sie sich nicht von billigen Parolen hinter die Fichte führen!" Schäuble fügte hinzu: "Auch bei den Querdenkern sollte die Betonung auf 'Denken' liegen und nicht auf 'Quer'."
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach seiner Erstveröffentlichung umfassend aktualisiert.