Die Menschen in Dhaka kämpfen gegen die stinkenden Fluten, die immer größere Gebiete der Millionenmetropole unerbittlich überschwemmen. Glücklich können sich diejenigen Bewohner von Bangladeschs Hauptstadt schätzen, bei denen das verseuchte Wasser nicht im eigenen Schlafzimmer steigt. In die Krankenhäuser kommen immer mehr Menschen mit schweren Durchfallerkrankungen. Erste Berichte von Toten durch Darmerkrankungen verbreiten sich in der Stadt wie ein Lauffeuer.
Mufazzal Hussain misst den Wasserstand im Schlafzimmer seines überfluteten Hauses, keinen Kilometer von Dhakas zentralem Geschäftsviertel entfernt. "Noch ein paar Zentimeter und ich muss meine Familie woanders hinbringen", sagt der Taxifahrer im Arbeiterbezirk Sabujbagh. Mit seinen drei Kindern und seiner Frau harrt er auf einem Holzaufbau aus. Die Familie lebt von Puffreis, Keksen und Melasse. Jeden Tag muss er die Holzkonstruktion ein Stückchen anheben.
Über die Ufer getretenen Flüsse mit Abwasser vermischt
Hussain gehört nicht zu den am schwersten betroffenen Menschen in Dhaka. Am meisten bedroht sind arme Familien, die in Booten auf dem stinkenden, mit Keimen verseuchten Wasser zu überleben versuchen. Längst hat sich das Wasser der über die Ufer getretenen Flüsse mit dem Abwasser der unterirdischen Kanäle der Zehn-Millionen-Stadt vermischt. Mediziner fürchten den Ausbruch von Cholera-, Typhus- und Ruhr-Epidemien. Im internationalen Cholera-Krankenhaus der Stadt herrscht wegen sprunghaft angestiegener Patientenzahlen drangvolle Enge. In der Stadt kursieren Berichte, nach denen bereits 65 Menschen an Darmkrankheiten gestorben seien. Hilfsorganisationen wie die Unicef warnen, dass als erstes die Kinder sterben.
Spenden für die Flutopfer
Für ihre Hilfsprogramme ruft Caritas international zu Spenden auf, die mit Stichwort "Überschwemmungen Asien" erbeten werden auf:
Caritas international
, Freiburg, Spendenkonto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe BLZ 660 205 00
Diakonie Katastrophenhilfe
, Stuttgart, Spendenkonto 502 707 bei der Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70
Schon jetzt ist die Hälfte der Bevölkerung Dhakas von der Katastrophe betroffen. Die Menschen aus 25.000 Haushalten sind in Notunterkünften untergekommen. Schulen haben geschlossen, um weiteren Notleidenden Platz zu bieten. Seit Tagen sind in den sonst wuseligen Straßen statt Bussen und Autos nur noch Boote und Kanus unterwegs. Am Mittwoch machten weitere Geschäfte und Märkten zu, während das Wasser Richtung Zentrum vorrückte. Viele Angestellte und Bewohner des feinen Diplomatenviertels, in dem sich der Gestank des Flutwassers ebenfalls breit macht, sind in weiter entfernte Hotels geflüchtet.
Obwohl Bangladesch am schlimmsten von der Flutkatastrophe betroffen ist, wütete der starke Monusmregen, der zum Überlaufen der Flüsse führte auch in Indien und China. Insgesamt ist die Zahl der Opfer in Asien auf fast 1200 gestiegen. Millionen Inder haben nach offiziellen Angaben vom Dienstag ihre gesamte Habe verloren und nur ihr Leben gerettet. In den Dörfern könnten sich die Menschen oft nur mit Booten oder schwimmend fortbewegen. Viele hocken auf den Dächern ihrer Häuser und warten, dass sie von Armee-Hubschraubern mit Nahrung versorgt werden. In China starben in den vergangenen Wochen auf Grund von Überschwemmungen und Erdrutschen 400 Menschen. Landesweit waren rund 46 Millionen Menschen von den Unwettern betroffen, berichteten die Behörden.
30 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Fluten
In ganz Bangladesch sind mittlerweile 465 Menschen durch die Hochwasserkatastrophe getötet worden. 30 Millionen Menschen mussten vor den Fluten fliehen. In mindestens 26 Flüssen wälzen sich Unheil bringende Fluten durch das Land, darunter mächtige Ströme wie der Ganges, Jamuna oder Brahmaputra. Der Monsun bringt zwar jedes Jahr Hochwasser, aber in diesem Jahr kommt viel Schmelzwasser aus dem Himalaya dazu. Experten klagen zudem über die schrecklichen Folgen von Abholzung und Bodenerosion. Und auch die Klimaveränderungen werfen nach Ansicht von Meteorologen durch steigende Regenfälle bereits ihre Schatten voraus. Die letzten großen Flutkatastrophen hatten Bangladesch 1988 und 1998 heimgesucht.
An den Rändern Dhakas kämpfen Soldaten und Freiwillige um einen strategisch wichtigen Staudamm. Bricht dieser, wird die Lage in der Hauptstadt noch dramatischer. Helfer bereiten sich gleichzeitig auf weitere Regenfälle vor, wie sie Meteorologen vorhersagten. Bis zum Ende der Woche, so fürchtet die Katastrophenschutzbehörde der Regierung, drohen sich außerdem größere Wassermassen aus dem Gebirge im Norden durch das Land zu wälzen, bevor sie sich in den Golf von Bengalen ergießen.
Auswärtige Amt stellt 200.000 Euro Soforthilfe bereit
Für Bangladesch will das Auswärtige Amt nun zunächst 200.000 Euro bereitstellen, um die Arbeit humanitärer Organisationen zu unterstützen, teilte das Ministerium mit. Vordringlich gehe es darum, obdachlos gewordene Menschen mit sauberem Trinkwasser, Essens-Notrationen und medizinischer Notfallhilfe zu versorgen.
Als erstes werde die deutsche Hilfsorganisation "Ärzte für die Dritte Welt - German Doctors" unterstützt, die in drei Slums in Dhaka rund 8000 Menschen mit dem Nötigsten versorgen werde. Weitere Projekte mit anderen deutschen und mit einheimischen Hilfsorganisationen seien geplant. Auch Hilfsprojekte in den Überschwemmungsgebieten in Indien und Nepal würden vorbereitet.
Obwohl Bangladesch am schlimmsten von der Flutkatastrophe betroffen ist, wütete der starke Monusmregen, der zum Überlaufen der Flüsse führte auch in Indien und China. Insgesamt ist die Zahl der Opfer in Asien auf fast 1200 gestiegen. Millionen Inder haben nach offiziellen Angaben vom Dienstag ihre gesamte Habe verloren und nur ihr Leben gerettet. In den Dörfern könnten sich die Menschen oft nur mit Booten oder schwimmend fortbewegen. Viele hocken auf den Dächern ihrer Häuser und warten, dass sie von Armee-Hubschraubern mit Nahrung versorgt werden. In China starben in den vergangenen Wochen auf Grund von Überschwemmungen und Erdrutschen 400 Menschen. Landesweit waren rund 46 Millionen Menschen von den Unwettern betroffen, berichteten die Behörden.
Caritas und Diakonie stellen 100.000 Euro Soforthilfe bereit
Die Hilfsorganisationen Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe stellten 100.000 Euro Soforthilfe für Südasien zur Verfügung und riefen zu Spenden auf für die Opfer der Flutkatastrophe auf. Es bestehe dringend weiterer Bedarf vor allem an Medikamenten und Nahrungsmitteln. Millionen Tagelöhner, die ihre Familien von der Hand in den Mund ernährten, könnten ihrer Arbeit nicht nachgehen, teilten die Hilfsorganisationen in Freiburg mit.