Klaus Reinhardt "Vollkommen fehl am Platz": Präsident der Bundesärztekammer fordert Böllerverbot

Silvesterfeuerwerk 2017/2018 in Stuttgart. Inzwischen werden wieder Rufe nach einem Böllerverbot zum Jahreswechsel laut.
Silvesterfeuerwerk 2017/2018 in Stuttgart. Inzwischen werden wieder Rufe nach einem Böllerverbot zum Jahreswechsel laut.
© Christoph Schmidt / DPA
Alle Jahre wieder ... Auch in diesem Jahr läuft die Debatte über ein Böllerverbot an Silvester. Nun hat sich der Präsident der Bundesärztekammer positioniert.

Der Präsident der Bundesärztekammer hat sich für ein "dauerhaftes und umfassendes" Böllerverbot ausgesprochen. Die "ungeregelte Knallerei" sei "schlecht für Umwelt und Klima und führt immer wieder zu schweren Verletzungen", sagte Klaus Reinhardt der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahren seien von Knalltraumata betroffen, dazu kämen Verletzungen am Auge und Verbrennungen. "Das bedeutet eine starke zusätzliche Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken, die ohnehin schon seit Monaten am Limit arbeiten", sagte Reinhardt.

Böllerverbot an Silvester gefordert

In den vergangenen beiden Jahren durften in Deutschland keine Böller verkauft werden und an bestimmten Orten waren private Feuerwerke verboten. Hintergrund war die Auslastung der Krankenhäuser in der Corona-Pandemie. In diesem Jahr sind solche rechtlichen Einschränkungen nicht absehbar.

Reinhardt wünschte sich auch angesichts der Weltlage ein Umdenken: Es sei "vollkommen fehl am Platz, das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, während in Europa ein Krieg wütet", sagte er. "Bei zahlreichen Geflüchteten aus Kriegsgebieten löst die Silvesterknallerei schlimme Gefühle aus, bei manchen sogar Todesängste. Statt Geld für Böller und Raketen auszugeben, wäre mir ein Spenden-Feuerwerk für diese Menschen lieber."

Feuerwerkshersteller blicken optimistisch auf Jahreswechsel

Die deutschen Feuerwerkshersteller erwarten indes nach zwei Corona-Wintern in diesem Jahr wieder ein gutes Silvestergeschäft: Viele Unternehmen würden bereits keine Vorbestellungen mehr annehmen, da sie entweder ausverkauft seien oder keine Kapazitäten mehr beim Transport hätten, sagte Ingo Schubert, Vorsitzender des Bundesverbands für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk, kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir spüren bei vielen Menschen, dass sie den bunten Silvesterbrauch sehr vermisst haben. Da ist der Wunsch, etwas nachzuholen."

Der Verband geht davon aus, dass das Silvesterfeuerwerk dieses Jahr wieder wie gewohnt stattfinden wird, sagte Schubert weiter. Inflation und sonstige Belastungen könnten die Nachfrage aber etwas dämpfen, so dass der Umsatz vermutlich eher auf dem Niveau von vor Corona bleibe, anstatt zu wachsen.

DPA · AFP
wue

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