Erdrutsche in Rio Schwerste Regenfälle seit 30 Jahren

Schwere Regenfälle in der Metropolregion Rio de Janeiros haben die Millionenstadt in Brasilien ins Chaos gerstürzt. Vor allem die Slums sind akut von Erdrutschen bedroht. Fast 100 Menschen starben bereits.

Von schweren Unwettern ausgelöste Erdrutsche haben im Großraum Rio de Janeiro mindestens 95 Menschen in den Tod gerissen. Weitere 100 wurden verletzt, wie die Feuerwehr in der brasilianischen Metropole mitteilte. Betroffen waren vor allem Slumsiedlungen an den steilen Hängen über der Stadt. Dort zermalmten Schlammlawinen Holzhütten wie Betonhäuser und rissen die Trümmer mit sich fort.

In weniger als 24 Stunden fielen am Dienstag 28 Zentimeter Regen; ein Rekord in der Geschichte Rio de Janeiros. Am Mittwochmorgen begann es erneut zu regnen. Bürgermeister Eduardo Paes ordnete die Schließung sämtlicher Schulen in Rio an und mahnte alle Einwohner, zu Hause zu bleiben. Die meisten Geschäfte in der Stadt blieben geschlossen.

Ohnehin war auf den überschwemmten Straßen praktisch kein Vorwärtskommen. Der Verkehr brach völlig zusammen und mehrere Tunnel wurden wegen Überflutung gesperrt. Tausende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Vereinzelt gelang es ihnen, Verschüttete nach stundenlangem Ausharren aus den Trümmern von eingestürzten Häusern zu bergen. Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten noch steigen wird. Mindestens 10.000 Häuser seien von Erdrutschen bedroht. Bereits am Dienstag wurden 1.200 Menschen in Rio de Janeiro und der Nachbarstadt Niterói obdachlos.

Es regnet nicht jeden Tag, wie es auch nicht jeden Tag Erdbeben in Haiti oder Chile gibt

Vor allem Bewohner der Favelas gefährdet

In einigen Teilen der Stadt am Zuckerhut fiel seit Montagabend binnen zwölf Stunden doppelt so viel Regen wie sonst im gesamten April - und Meteorologen sagten weitere Niederschläge voraus. Gefährdet sind vor allem Bewohner der auf Hügeln liegenden Armensiedlungen (Favelas). Durch die völlig aufgeweichte Erde kommt es dort immer wieder zu Erdrutschen, bei denen die provisorisch und illegal errichteten Häuser von den Schlammlawinen mitgerissen werden. Allein in Rio wurden 140 Erdrutsche gemeldet, bei denen in 26 Fällen Häuser unter den Geröllmassen begraben wurden.

Das Unwetter bekam auch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu spüren, der am Dienstag das Programm seines Rio-Besuches ändern musste. Er sagte den Behörden jegliche Hilfe zu und rief bei einer Veranstaltung zu einer Gedenkminute für die Opfer auf. Zugleich betonte er, dass derart starke Regenfälle außergewöhnlich seien. Rio bereite sich darauf vor, die Olympischen Spiele (2016) und die Fußball-Weltmeisterschaft (2014) auszutragen. "Es regnet nicht jeden Tag, wie es auch nicht jeden Tag Erdbeben in Haiti oder Chile gibt. Normalerweise sind die Monate Juni und Juli (in denen die großen Sportereignisse anstehen) ruhiger."

Rios Bürgermeister Eduardo Paes sprach von einem "absoluten Chaos". Alle wichtigen Straßen der Stadt seien blockiert. Es handele sich um die schlimmsten Regenfälle seit 1966. Die Cariocas, wie die Einwohner Rios heißen, mussten durch die teils hüfthohen braunen Wasserfluten stapfen. Rund 3000 Feuerwehrleute und 4000 Mitarbeiter der Stadtreinigung waren nach Worten von Paes im Einsatz. Er mahnte die Einwohner, ihre Wohnungen nicht zu verlassen und vor allem nicht mit dem Auto zu fahren.

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