Am Tag nach dem Absturz von zwei "Eurofightern" der Luftwaffe in Mecklenburg-Vorpommern mit einem getöteten Piloten geht die Ursachensuche weiter. Wie ein Luftwaffen-Sprecher am Dienstagmorgen sagte, wurde auch in der Nacht die Suche nach Wrackteilen und die Sicherung der Absturzstellen fortgesetzt. Dabei kamen Nachtsichtgeräte und starke Scheinwerfer zum Einsatz. Insgesamt sei die Zahl der beteiligten Bundeswehrangehörigen auf mehr als 300 erhöht worden. Sie ersetzen die gut 200 Polizeibeamten, die am Montagnachmittag unmittelbar nach der Flugzeugkatastrophe mit der Suche nach den Piloten und der Sicherung der Unglücksorte begonnen hatten, am späten Abend dann aber abgezogen wurden.
Bei Luftkampfübungen waren zwei Eurofighter über der Mecklenburgischen Seenplatte zusammengestoßen und mehrere Kilometer voneinander entfernt abgestürzt. Beiden Piloten gelang es zwar noch, die Schleudersitze zu aktivieren, doch ein Pilot wurde getötet. Der zweite überlebte das Unglück und wurde verletzt in ein Krankenhaus nach Rostock gebracht. Er befinde sich in einer gesundheitlich stabilen Lage und es handele sich um einen der erfahrensten Fluglehrer der Luftwaffe, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur. Der bei dem Zusammenstoß ums Leben gekommene zweite Pilot sei ein jüngerer Offizier gewesen. Schlüsse zum Hergang der Unglücks könnten daraus aber nicht gezogen werden. Der Zusammenstoß gilt als das schwerste Unglück der Bundeswehr in Deutschland seit Jahren. Zivile Opfer gab es nicht.
Luftwaffe hat Untersuchung übernommen
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte am Montag den Unglücksort besucht und ihre Trauer über den Verlust der Soldaten bekundet. Die Maschinen gehörten zum Luftwaffengeschwader 73 "Steinhoff", das in Laage bei Rostock stationiert ist. Dessen Hauptaufgabe ist die Ausbildung der deutschen Eurofighter-Piloten. Trainingsflüge führen den Angaben zufolge regelmäßig ins Gebiet der Seenplatte.
Am Montagabend war dem Sprecher zufolge auch der General Flugsicherheit der Bundeswehr in Nossentin eingetroffen und hatte die Leitung der Flugunfalluntersuchung übernommen. Er habe nach einem Zwischenstopp am Flughafen Rostock-Laage die Absturzstellen überflogen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. "Jetzt geht es darum, den ganzen Vorgang lückenlos aufzuklären, um eine Erklärung für den Unfallhergang zu finden", sagte der Luftwaffen-Sprecher. Der General Flugsicherheit ist eine Position mit eigener Abteilung im Luftfahrtamt der Bundeswehr. Amtsinhaber ist Brigadegeneral Peter Klement.
Unklar ist, wann der überlebende Pilot befragt werden kann
Ob die Flugdatenschreiber der beiden Absturzmaschinen, von deren Auswertung sich die Fachleute wichtige Aufschlüsse erhoffen, bereits gefunden wurden, konnte der Sprecher nicht sagen. Unklar blieb zunächst auch, ob und wann der Pilot, der überlebte, befragt werden sollte. An der Übung sei auch ein drittes Kampfflugzeug beteiligt gewesen, das aber nicht in die Kollision verwickelt war. Der Pilot dieses Jets habe laut Luftwaffe von zwei Fallschirmen berichtet, die zu Boden gegangen seien. Einen der beiden Piloten bargen Rettungsmannschaften dann später lebend aus einer Baumkrone. "Er gab sofort ein Lebenszeichen von sich", hieß es im Polizeibericht. Die Eurofighter seien nicht bewaffnet gewesen, teilte die Luftwaffe weiter mit.
Die Linke forderte als Konsequenz ein Ende der militärischen Luftkampfübungen in Mecklenburg-Vorpommern. Sie seien nicht nötig und stellten eine Gefahr für Menschen sowie eine Belastung für die Umwelt dar, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Oppositionsfraktion im Schweriner Landtag, Peter Ritter, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir erwarten eine zügige Aufklärung der Ursachen für das Unglück, damit ähnliche Vorfälle verhindert und weitere Gefahren für die Bevölkerung ausgeschlossen werden können."