Die außer Kontrolle geratenen Waldbrände nahe Athen haben jüngsten Angaben zufolge mindestens 50 Menschen das Leben gekostet und mehr als 150 verletzt. Viele von ihnen schweben in Lebensgefahr, wie Rettungskräfte in der Nacht zum Dienstag mitteilten. Das Feuer hat für viele Griechen existenzbedrohende Ausmaße angenommen. Im Großraum Athen wurde der Notstand ausgerufen.
Reporter des Nachrichtensenders Skai berichteten, in einem Haus seien die Leichen von zwei Frauen mit ihren Kindern entdeckt worden. "Die Frauen hatten ihre Kinder in ihrer Verzweiflung umarmt, um sie vor den Flammen zu schützen", sagte ein Reporter des Senders. Auch die Leiche eines weiteren Kleinkindes sei entdeckt worden. Die Feuerwehr wollte am Vormittag eine Bilanz ziehen. Informationen über Touristen unter den Opfern lagen zunächst nicht vor.
Hunderte Mensche retten sich in Griechenland vor den Flammen ins Meer
In der Hafenstadt Rafina drangen die Flammen bis in den Stadtkern hinein. Tausende Menschen flohen aus der Region. Hunderte retteten sich vor den Flammen ins Meer. Stundenlang zogen Fischer und vorbeifahrende Schiffe die Menschen aus den Fluten. Im Hafen von Rafina zeigten Dutzende Menschen Fotos ihrer Verwandten und fragten Passanten, ob sie sie gesehen hätten.
Fischer, die Küstenwache und Urlauber mit Schlauchbooten konnten mehr als 700 Menschen in Sicherheit bringen, die an Stränden und felsigen Küstenabschnitten Zuflucht vor den Flammen gesucht hatten. Die meisten Brände wurden in der Nacht unter Kontrolle gebracht, nachdem die Winde nachgelassen hatten. Tausende Menschen übernachteten im Freien, in Autos und Sporthallen, wie das Staatsfernsehen berichtete.
Die Feuer waren so groß, dass Rauchwolken über Athen hingen und die Sonne verdunkelten. In der Region westlich und östlich der Hauptstadt haben Tausende Athener ihre Ferienwohnungen. Mehrere Bürgermeister schilderten Reportern, dass allein im Osten Athens mehr als 200 Häuser und Hunderte Autos zerstört oder beschädigt worden seien.

Tsipras kehrt wegen Waldbrand nach Athen zurück
"Es ist das sogenannte schlimmste Szenario eingetreten", sagte der Chef des griechischen Zivilschutzes, Giannis Kapakis, im Fernsehen. Die Flammen wüteten in einem dicht mit Pinien bewaldeten Gebiet, wo es überall Ferienhäuser gibt. Viele Einwohner flüchteten in Panik, mehrere Kinder-Zeltlager mussten evakuiert werden. Strom, Telefon und Internet fielen in einigen Regionen aus. Wegen der starken Rauchbildung wurden die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Athen und Korinth gesperrt.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras brach einen Besuch in Bosnien-Herzegovina vorzeitig ab und eilte nach Athen zurück. "Meine Gedanken sind bei den Menschen und den Einsatzkräften", sagte er dem griechischen Fernsehsender ERT. Er äußerte den Verdacht, dass Brandstifter hinter den Feuern stecken könnten. Tsipras ordnete an, dass Feuerwehren anderer Regionen sowie das Militär nach Athen zur Hilfe kommen, wie das Staatsradio berichtete. Zudem habe Griechenland andere Länder der EU um Hilfe gebeten, sagte eine Feuerwehrsprecherin am Montagabend.
Zurzeit herrschen in Griechenland Temperaturen um die 40 Grad. Zudem wehen in der betroffenen Region Windböen der Stärke sieben.