Es ist acht Uhr morgens und der Delta-Airlines-Flug 302 bereitet sich auf seinen Start vor. Von New York geht es nach San Juan auf der Karibik-Insel Puerto Rico. Doch auf das karibische Paradies bewegt sich an diesem Mittwochmorgen der schwerste Sturm der jüngsten Geschichte zu. Hurrikan "Irma" fegt mit der Stärke fünf durch den Atlantik.
Die Maschine startet trotz der Sturmwarnung. Während sich die Boeing 737-900ER mit 173 Passagieren an Bord der Insel nähert, wird klar: Auch "Irma" wird Puerto Rico bald erreichen. Maschinen der Airlines JetBlue und American Airlines drehen um. Doch der Delta-Flieger setzt seinen Flug fort.
Was dann geschieht, dokumentiert die Website Flightradar 24. Die Seite bietet kostenlose Flugverfolgung an. Mittels eines Signals, das von ADS-B Transpondern gesendet wird, kann Flightradar 24 jedes zivile Flugzeug orten und seine Flugroute nachverfolgen. Der Flugzeug-Blogger Jason Rabinowitz hält die Bewegungen der Maschine in zahlreichen Screenshots fest, die nun bei Twitter tausendfach geteilt werden.
Das Unglaubliche: Der Flightradar 24 zeigt, wie der Flieger nicht nur sicher landet, sondern sogar am Rand des Sturms zurückfliegt.
Meisterstück am Boden
Nach knapp vier Stunden erreicht Flug 302 den Flughafen von San Juan. Doch am Boden bleibt die Boeing gerade mal 52 Minuten. Im Rekordtempo wird das Flugzeug getankt, überprüft und neue Passagiere an Bord aufgenommen.
Bereits während des Hinflugs wurde nämlich entschieden, dass es sicherer sei, den Rückweg anzutreten, als das Flugzeug am Flughafen von San Juan zu lassen. "Unsere Meteorologen sind die Besten in der Branche", sagte der Leiter der Kommandozentrale von Delta Air Lines, Erik Snell, der "Washington Post". "Sie haben sich die Wetterdaten und den Verlauf des Sturms genau angesehen und mit der Flugbesatzung gesprochen und dann entschieden, dass es sicher sei, die Landung und den anschließenden Flug zurück wie geplant durchzuführen." Die Windgeschwindigkeiten auf der Route habe weit unter 31 Knoten gelegen und sei somit für eine Boeing 737-900ER kein Problem.
Das Flugzeug auf dem Flughafen zu lassen, hätte außerdem wahrscheinlich den Verlust der Maschine bedeutet. "Es ist wahnsinnig schwer, ein Flugzeug dieser Größe bei solch einem Unwetter über einen längeren Zeitraum auf dem Boden zu lassen, ohne dass es in ein anderes Flugzeug rollt oder sogar in das Terminal", erklärte der ehemaliger Navy-Testpilot Pete Field dem Magazin "Wired".
Durch Hurrikan "Irma" wieder zurück nach New York
Und so macht sich der Flieger zurück auf den Weg nach New York. Um 12.41 Uhr hebt die Maschine ab. Radarbilder zeigen, wie der Pilot nun zwischen den äußeren Ausläufern des Sturms hindurch manövriert. Um 16.22 landet das Flugzeug schließlich sicher in New York.