Drei Monate nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean hat ein gewaltiges Erdbeben in der Region am Montag Dutzende Menschen in den Tod gerissen und eine Massenpanik ausgelöst. Auf der kleinen Insel Nias vor Sumatra starben nach Informationen des Senders CNN 50 Menschen. 300 Gebäude seien zerstört worden.
Nach Auskunft des UN-Hilfskoordinators Jan Egeland hat das neue Beben der Stärke 8,7 auf der Richterskala jedoch keine katastrophalen Schäden verursacht. "Es liegen bisher keine Berichte über Tsunamis oder ausgedehnte Schäden vor", sagte Egeland knapp vier Stunden nach dem Beben in New York.
Viele Häuser könnten wieder zerstört worden sein
Man befürchte, dass einige kleinere Inseln im Indischen Ozean verwüstet worden seien. Da die Regionen nachts von dem Beben getroffen wurden, könnten genauere Erkenntnisse erst bei Helligkeit gewonnen werden, sagte Egeland. Viele Häuser, die durch die Flutwelle vom Dezember beschädigt wurden, könnten jetzt eingestützt sein. Vor allem in der indonesischen Provinz Aceh trieb die Angst vor neuen Flutwellen (Tsunami) die Menschen in die Flucht.
Die Meteorologische Behörde in Jakarta stufte jedoch am Morgen (Ortszeit) die Gefahr einer Flutwelle als niedrig ein. Später beruhigten sich die Menschen in Aceh nach Berichten ausländischer Reporter größtenteils wieder. Die meisten Bewohner gingen wieder schlafen.
"Potenzial eines höchst zerstörerischen Tsunamis"
Das Warnzentrum für Tsunamis im Pazifik auf Hawaii hatte zunächst gewarnt, dass das neue Beben, dessen Stärke auf auf der Richterskala anfangs mit 8,2 angegeben wurde, das "Potenzial eines höchst zerstörerischen Tsunamis" habe. Die Regierungen in der Region wurden zu Sofortmaßnahmen gedrängt. Später erklärte das Zentrum, es sei keine größere Flutwelle in der Nähe des Epizentrums beobachtet worden. Nur vor den zu Australien gehörenden Cocos Islands (rund 1000 Kilometer südwestlich von Java) sei eine kleinere Welle registriert worden. Wie ein Sprecher ergänzend sagte, handelte es sich um eine Veränderung des normalen Wasserstandes um etwa zehn Zentimeter.
In mehreren Staaten rund um den Indischen Ozean, die von der Naturkatastrophe am 26. Dezember stark getroffen waren, waren zuvor Tsunami-Warnungen herausgegeben worden. Viele Bewohner der indonesischen Provinzhauptstadt Banda Aceh leben seit dem Beben Ende 2004 in Notunterkünften, viele sind noch traumatisiert.
Die Menschen hätten nach dem neuen Erdbeben fluchtartig ihre Häuser verlassen. Sie eilten mit allen zur Verfügung stehenden Transportmitteln landeinwärts, berichteten Augenzeugen. Später legte sich in Banda Aceh jedoch die Panik wieder. Die Bevölkerung habe sich durch Mund-zu-Mund Propaganda und Internet-Berichte informiert und das Gefühl gewonnen, dass kein Tsunami kommt, berichteten Journalisten.
Katastrophenstab in Indien gebildet
Auch auf Sri Lanka flüchteten die Menschen in Massen weg von den Küsten auf höher gelegenes Gelände, sagte ein örtlicher Priester dem US-Sender CNN. Die thailändischen Behörden lösten Alarm in sechs Provinzen an der Andamanischen-See, darunter auch für die Touristeninsel Phuket, aus. Auch wurden Fischer aufgefordert, unverzüglich an Land zurückzukehren.
In Indien wurde sofort ein Katastrophenstab eingerichtet. Auf den südindischen Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren seien leichte Erschütterungen zu spüren gewesen.
"Die Behörden können davon ausgehen, dass die Gefahr vorüber ist, wenn innerhalb von drei Stunden des Erdbebens keine Wellen beobachtet werden", teilte das Warnzentrum für Tsunami auf Hawaii mit. Patrick Leahy vom amerikanischen Geological Survey sagte, wenn es überhaupt eine Flutwelle geben sollte, würde sie sich in südliche Richtung auf den offenen Ozean hin bewegen in Richtung Mauritius.
Das Zentrum des Bebens habe rund 100 Kilometer südlich des Erdstoßes vom 26. Dezember 2004 gelegen, bei dem in Folge von Tsunamis mehr als 300 000 Menschen ums Leben gekommen waren. Die erneute Erschütterung ereignete sich nach amtlichen Angaben in Jakarta gegen 23.10 Uhr (Ortszeit). Das Epizentrum lag in etwa 33 Kilometern Tiefe unter dem Meeresboden vor der Küste 420 Kilometer südöstlich der Provinzhauptstadt von Banda Aceh.
Vermutlich Nachbeben der Dezember-Erschütterung
Nach japanischen Angaben handelte es sich bei der erneuten Erschütterung vermutlich um ein Nachbeben in Folge der Erschütterung vom 26. Dezember. Wegen der Dunkelheit sei es jedoch schwer, sich ein Bild der Lage zu machen, sagte ein Augenzeuge. Man müsse auf Tageslicht warten.
Nach dem neuerlichen Erdbeben hat das Auswärtige Amt in Berlin die deutschen Botschaften in Südostasien dazu aufgefordert, Kontakt mit den örtlichen Regierungen zu halten.