Keine Stadt in der Ukraine leidet so schwer unter dem Krieg wie Mariupol. Die Hafenstadt ist zum Symbol für die Verbrechen Russlands geworden, es droht eine humanitäre Katastrophe. Immer noch sind auch viele Frauen und Kinder dort gefangen, ohne eine Möglichkeit, sich vor den russischen Bomben in Sicherheit zu bringen.
Der ukrainische Polizeigeneral Wjatscheslaw Abroskin hat Russland nun ein Angebot unterbreitet: Er möchte sich selbst ausliefern, wenn im Gegenzug die Kinder, die in Mariupol eingeschlossen sind, die Stadt verlassen dürfen. Das schrieb Abroskin auf seiner verifizierten Facebook-Seite. "Es gibt immer noch viele Kinder in der zerstörten Stadt, die sterben werden, wenn sie nicht gerettet werden", so der Ukrainer. Abroskin selbst steht nach eigenen Angaben auf der russischen Fahndungsliste.
Polizeigeneral will Kinder aus Mariupol retten
"Ich bin ein Polizeigeneral, der von 2014 bis 2018 den direkten Widerstand gegen Sie in der Region Donezk organisiert hat", schrieb er auf Facebook an die russischen Truppen gerichtet. "Sie haben einen Anschlag auf mein Leben organisiert, um mich zu beseitigen. Dutzende von Ihnen wurden getötet und Tausende Ihrer Komplizen wurden unter meiner Beteiligung verhaftet." Außerdem sei er "der General, der dem berühmten Asow-Regiment vielleicht am nächsten steht".

Sich in russische Gefangenschaft auszuliefern, könnte den Polizeigeneral womöglich das Leben kosten. Doch Abroskin scheint bereit zu sein, sich in diese Gefahr zu begeben. "Mein Leben gehört mir allein und ich biete es im Austausch für das Leben der Kinder, die noch in Mariupol sind", schreibt er auf Facebook. Seine Bedingung: Er möchte Zutritt in die Stadt bekommen und innerhalb von drei Tagen alle Kinder evakuieren. Anschließend werde er sich an einem Kontrollpunkt den russischen Truppen stellen. Die russische Seite hat noch nicht auf Abroskins Angebot reagiert.
Gnadenlos, unbeugsam, furchtlos: der Krieg und seine vielen Gesichter

Damit droht der frühere Geheimdienstchef auch, sollten sich die USA oder die Nato in die "militärische Spezial-Operation" einmischen. Putin lehnt es zwar ab, dort von Krieg zu reden. Aber das Wort benutzt er längst selbst. Angesichts der beispiellosen internationalen Sanktionen spricht er von einem Wirtschaftskrieg, mit dem der Westen die Rohstoffgroßmacht zerstören wolle. Trotzdem zeigt sich Putin weiter siegessicher.
Ukraine-Krieg: Russische Angriffe auf Zivilisten
Seit Wochen gibt es schwere Kämpfe um Mariupol. Den örtlichen Behörden zufolge sollen schon mehr als 3000 Menschen getötet worden sein. Auch vor Zivilisten macht die Gewalt Russland nicht Halt. Vor allem der Bombenangriff auf eine Geburtsklinik hatte für internationales Entsetzen gesorgt.

Am Mittwoch vergangener Woche hatte Russland zudem ein Theater in Mariupol bombardiert, in dem 1000 Zivilisten Schutz vor Luftangriffen gesucht hatten. Dabei sollen nach Angaben der Stadtverwaltung 300 Menschen ums Leben gekommen sein. Nach ukrainischen Angaben hatte Russland das Theater angegriffen, obwohl vor beiden Seiten des Gebäudes gut sichtbar das Wort "Kinder" auf Russisch auf den Boden gemalt war.
Quellen: Wjatscheslaw Abroskin auf Facebook / DPA /AFP