An einem Bericht des ZDF aus dem von Russland besetzten Mariupol üben viele Menschen Kritik. Der Sender verschickt eine Stellungnahme – doch nun mischt sich auch Kiew ein.
Ein Beitrag aus der von Russland besetzten Stadt Mariupol bringt dem ZDF reichlich Ärger ein. Zunächst sagt Armin Coerper, Leiter des ZDF-Studios Moskau, darin, das Team habe sich den Besuch in Mariupol "von russischer Seite" genehmigen lassen. Er schildert auch die enorme Zerstörung, sagt aber auch zwei Mal – einmal im Beitrag und einmal im anschließenden Interview – dass Russland Unsummen in den Wiederaufbau der von Russland zerstörten Stadt stecke, etwa für den Bau von Schulen und Wohnungen.
Daran entzündet sich die Kritik vieler Zuschauerinnen und Zuschauer auf X. So schreibt etwa Userin "Anna Zhukovets": "Schockiert von der ZDF-Liveschalte zu meinem Geburtsort Mariupol & der mangelhaften Arbeit Armin Coerpers. Seit 2023 leitet er das ZDF-Studio in Moskau. Scheint so, als sei die russische Staatspropaganda & Unfähigkeit, Zusammenhänge zu verstehen, in diesen Mann eingedrungen."
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">SCHOCKIERT von der ZDF-Liveschalte zu meinem Geburtsort Mariupol & der mangelhaften Arbeit Armin Coerpers. Seit 2023 leitet er das ZDF-Studio in Moskau. Scheint so, als sei die russische Staatspropaganda & Unfähigkeit Zusammenhänge zu verstehen, in diesen Mann eingedrungen<br>🧵time</p>— Anna Zhukovets 🇺🇦 (@ZhukovetsAnna) <a href="https://twitter.com/ZhukovetsAnna/status/1752310395149185418?ref_src=twsrc%5Etfw">January 30, 2024</a></blockquote>
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Weitere Tweets sprechen von "erfolgreicher russischer Propaganda" im ZDF.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">It's absolutely outrageous situation. One more step in empowering of russian <a href="https://twitter.com/hashtag/propaganda?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#propaganda</a> in the West. <a href="https://twitter.com/hashtag/ZDF?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#ZDF</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/Mariupol?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Mariupol</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/RussianUkrainianWar?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#RussianUkrainianWar</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/disinformation?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#disinformation</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/FIMI?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#FIMI</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/Ukraine?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Ukraine</a> <a href="https://t.co/iGbUNpHY4B">https://t.co/iGbUNpHY4B</a></p>— Yehor Brailian (@YehorBrailian) <a href="https://twitter.com/YehorBrailian/status/1753445698845163953?ref_src=twsrc%5Etfw">February 2, 2024</a></blockquote>
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Auch als schlicht "schlechte Arbeit" wird die ZDF-Schalte bezeichnet.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">russians are happy because of the poor work of German <a href="https://twitter.com/hashtag/ZDF?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#ZDF</a> <a href="https://t.co/8hLGXIopRg">https://t.co/8hLGXIopRg</a></p>— Jürgen Nauditt 🇩🇪🇺🇦 (@jurgen_nauditt) <a href="https://twitter.com/jurgen_nauditt/status/1753409285940261071?ref_src=twsrc%5Etfw">February 2, 2024</a></blockquote>
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Am Freitag hat auch die Ukraine reagiert. Oleh Nikolenko, ein Sprecher des Außenministeriums in Kiew, schrieb auf X: "Eine Verzerrung der Realität ist kein Journalismus." Außerdem verstoße der Besuch des Moskauer Büroleiters im besetzten Mariupol ohne die Zustimmung der Ukraine gegen ukrainisches Recht. "Wir rufen das ZDF auf, eine offizielle Erklärung abzugeben."
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">Distorting reality is not journalism. Moreover, <a href="https://twitter.com/ZDF?ref_src=twsrc%5Etfw">@ZDF</a> Moscow bureau chief’s visit to occupied Mariupol without Ukraine's consent violated Ukrainian legislation. We call on <a href="https://twitter.com/ZDF?ref_src=twsrc%5Etfw">@ZDF</a> to provide an official explanation. Violating Ukraine’s laws may impact media’s further work in Ukraine. <a href="https://t.co/8Gif5ZrPhq">pic.twitter.com/8Gif5ZrPhq</a></p>— Oleh Nikolenko 🇺🇦🇨🇦 (@OlehNikolenko_) <a href="https://twitter.com/OlehNikolenko_/status/1753374801882739098?ref_src=twsrc%5Etfw">February 2, 2024</a></blockquote>
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Die bisherige Erklärung des ZDF reicht Nikolenko offenbar nicht. Auf erste Kritik an Beitrag und Interview hatte der Sender mit einer Stellungnahme geantwortet: "Das ZDF nimmt die Kritik an der Berichterstattung aus Mariupol ernst. Der Moskauer Studioleiter Armin Coerper ist nach Mariupol gereist, um sich dort als Journalist ein unabhängiges Bild der Lage in den völkerrechtswidrig besetzten Gebieten zu machen. Dabei berichtet er über die durch den russischen Angriffskrieg völlig zerstörte Stadt und ihre erzwungene Russifizierung. Armin Coerper macht auch transparent, dass Gegner der russischen Besatzung Repressalien zu fürchten haben, wenn sie mit einem westlichen Journalisten sprechen."
Coerper habe die missverständliche Formulierung "Die Stadt funktioniert" benutzt. Und weiter: "Das ZDF hat in seiner Berichterstattung aus der Ukraine zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran gelassen, dass es sich bei Mariupol um von Russland widerrechtlich besetztes Territorium handelt und wer in diesem Krieg Angreifer und Opfer ist."
Kritik an ZDF-Beitrag
Und auch Coerper selbst hatte wohl schon mit Kritik gerechnet. Am Ende der Liveschalte aus Mariupol sagt er: "Die Menschen, mit denen wir hier sprechen, die sind in der Regel pro-russisch, weil das die sind, die sich vor der Kamera äußern." Die anderen äußerten Kritik bestenfalls hinter vorgehaltener Hand. "Ich halte es dennoch für wichtig von hier zu berichten, denn Journalismus kann ja nicht da aufhören, wo es schwierig wird", sagt Coerper da. "Und wir sollten auch die Menschen hören, die eine andere Meinung haben zu diesem Krieg."