TV-Reporter im Kriegsgebiet "Russland pumpt enorme Summen in die besetzten Gebiete": ZDF erntet Kritik für Bericht aus Mariupol

Armin Coerper, Leiter des ZDF-Studios Moskau, spricht in ein Mikrofon
Armin Coerper, Leiter des ZDF-Studios Moskau, während seiner Live-Schalte aus Mariupol
© Screenshot / ZDF
An einem Bericht des ZDF aus dem von Russland besetzten Mariupol üben viele Menschen Kritik. Der Sender verschickt eine Stellungnahme – doch nun mischt sich auch Kiew ein.

Ein Beitrag aus der von Russland besetzten Stadt Mariupol bringt dem ZDF reichlich Ärger ein. Zunächst sagt Armin Coerper, Leiter des ZDF-Studios Moskau, darin, das Team habe sich den Besuch in Mariupol "von russischer Seite" genehmigen lassen. Er schildert auch die enorme Zerstörung, sagt aber auch zwei Mal – einmal im Beitrag und einmal im anschließenden Interview – dass Russland Unsummen in den Wiederaufbau der von Russland zerstörten Stadt stecke, etwa für den Bau von Schulen und Wohnungen.

Daran entzündet sich die Kritik vieler Zuschauerinnen und Zuschauer auf X. So schreibt etwa Userin "Anna Zhukovets": "Schockiert von der ZDF-Liveschalte zu meinem Geburtsort Mariupol & der mangelhaften Arbeit Armin Coerpers. Seit 2023 leitet er das ZDF-Studio in Moskau. Scheint so, als sei die russische Staatspropaganda & Unfähigkeit, Zusammenhänge zu verstehen, in diesen Mann eingedrungen."

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Weitere Tweets sprechen von "erfolgreicher russischer Propaganda" im ZDF.

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Auch als schlicht "schlechte Arbeit" wird die ZDF-Schalte bezeichnet.

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Am Freitag hat auch die Ukraine reagiert. Oleh Nikolenko, ein Sprecher des Außenministeriums in Kiew, schrieb auf X: "Eine Verzerrung der Realität ist kein Journalismus." Außerdem verstoße der Besuch des Moskauer Büroleiters im besetzten Mariupol ohne die Zustimmung der Ukraine gegen ukrainisches Recht. "Wir rufen das ZDF auf, eine offizielle Erklärung abzugeben."

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Die bisherige Erklärung des ZDF reicht Nikolenko offenbar nicht. Auf erste Kritik an Beitrag und Interview hatte der Sender mit einer Stellungnahme geantwortet: "Das ZDF nimmt die Kritik an der Berichterstattung aus Mariupol ernst. Der Moskauer Studioleiter Armin Coerper ist nach Mariupol gereist, um sich dort als Journalist ein unabhängiges Bild der Lage in den völkerrechtswidrig besetzten Gebieten zu machen. Dabei berichtet er über die durch den russischen Angriffskrieg völlig zerstörte Stadt und ihre erzwungene Russifizierung. Armin Coerper macht auch transparent, dass Gegner der russischen Besatzung Repressalien zu fürchten haben, wenn sie mit einem westlichen Journalisten sprechen." 

Coerper habe die missverständliche Formulierung "Die Stadt funktioniert" benutzt. Und weiter: "Das ZDF hat in seiner Berichterstattung aus der Ukraine zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran gelassen, dass es sich bei Mariupol um von Russland widerrechtlich besetztes Territorium handelt und wer in diesem Krieg Angreifer und Opfer ist."

Kritik an ZDF-Beitrag 

Und auch Coerper selbst hatte wohl schon mit Kritik gerechnet. Am Ende der Liveschalte aus Mariupol sagt er: "Die Menschen, mit denen wir hier sprechen, die sind in der Regel pro-russisch, weil das die sind, die sich vor der Kamera äußern." Die anderen äußerten Kritik bestenfalls hinter vorgehaltener Hand. "Ich halte es dennoch für wichtig von hier zu berichten, denn Journalismus kann ja nicht da aufhören, wo es schwierig wird", sagt Coerper da. "Und wir sollten auch die Menschen hören, die eine andere Meinung haben zu diesem Krieg."

Quellen:  Mariupol-Beitrag in der ZDF Mediathek, ZDF-Stellungnahme per Mail.

tkr