Nach der Massenpanik mit mindestens 19 Toten bei der Loveparade in Duisburg hat am Sonntag die Suche nach den Verantwortlichen begonnen. Augenzeugen äußerten scharfe Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen bei dem Raver-Spektakel mit mehr als einer Million Teilnehmern vom Samstag. Politiker forderten eine genaue Untersuchung des tragischen Vorfalls, bei dem nach Polizeiangaben mehr als 340 weitere Menschen verletzt wurden.
Das Unglück ereignete sich am Samstag kurz nach 17.00 Uhr an einem überfüllten Tunnel, dem einzigen Zugang zu dem Partygelände am alten Duisburger Güterbahnhof. Der Duisburger Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe sagte in der ARD, die späteren Opfer seien offenbar an einer Tunnelwand hochgeklettert und abgestürzt. Nach ersten Angaben der Polizei wurden im Bereich des Tunnels "Menschen überrannt". Ermittlungen zur Klärung des genauen Unfallhergangs wurden eingeleitet.
Eine Raverin sagte im WDR-Fernsehen, im Tunnelbereich habe es "einfach gar keine Ausweichmöglichkeit" gegeben. Patrick Günther, ein 22-jähriger Bäcker aus dem Kreis Mannheim, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Organisation sei schlecht gewesen, außer Alkohol habe es schnell nicht mehr viel zu trinken gegeben. "Und obwohl es voll war, haben die immer mehr Leute reingelassen."
Auch Loveparade-Gründer Dr. Motte kritisierte in seinem Internet-Blog die Sicherheitsvorkehrungen. Ein einziger Zugang durch einen Tunnel berge "die Katastrophe in sich". An der zum dritten Mal im Ruhrgebiet veranstalteten Loveparade hatten laut Organisatoren über den gesamten Tag verteilt 1,4 Millionen Menschen teilgenommen. Nach dem Unglück wurden laut Polizei alle Notausgänge des Areals geöffnet, die für den Verkehr gesperrte Autobahn 59 neben dem Güterbahnhof wurde als Fluchtweg freigegeben.
Die Techno-Party wurde trotz der Tragödie noch eine Weile fortgesetzt. Der städtische Krisenstab habe gewollt, "dass diese Veranstaltung in Ruhe ausklingt" und keine Panik entstehe, begründete Ordnungsdezernent Rabe die Entscheidung.
Die Veranstalter der Loveparade sprachen den Angehörigen der Opfer in einer Internetmitteilung ihr Beileid aus. "Unser Anliegen, ein fröhliches Miteinander von Menschen durchzuführen, ist heute von den tragischen Unglücksfällen überschattet worden", hieß es in der kurzen Erklärung auf der Internetseite www.loveparade.net, die auf völlig schwarzem Hintergrund erschien. Unter den Todesopfern waren nach ersten Erkenntnissen auch eine 27-jährige Australierin, eine Italienerin und ein 22-jähriger Niederländer.
Bundespräsident Christian Wulff reagierte mit Bestürzung auf das Unglück. "Eine solche Katastrophe, die während eines friedlichen Festes fröhlicher junger Menschen aus vielen Ländern Tod, Leid und Schmerz verursacht, ist furchtbar", erklärte Wulff nach Angaben einer Sprecherin. Er äußerte die Hoffnung, dass "die Ursachen rückhaltlos aufgeklärt werden".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich "entsetzt" und "traurig" nach dem Unglück. "In diesen schweren Stunden bin ich in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer", erklärte Merkel. Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) telefonierte mit der NRW-Staatskanzlei und sagte die Hilfe des Bundes zu. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erklärte: "Das ganze Land trauert um die jungen Frauen und Männer, die friedlich feiern wollten und bei diesem grauenhaften Drama ihr Leben verloren haben." Im Nachrichtensender n-tv sagte sie: "Tatsache ist, es gab ein Nadelöhr." Was genau passiert sei, müsse nun untersucht werden. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland verteidigte das Sicherheitskonzept als "stichhaltig".