"Wie bitte schön ist das denn hierher gekommen?!" Diese Frage dürften sich die Helferinnen und Helfer von Clean Ocean Action (COA) ziemlich häufig stellen. Die US-Umweltschutzorganisation veranstaltet jedes Jahr im Frühling und im Herbst Müllsammlungen an den Stränden des Bundesstaates New Jersey und hat jetzt das Ergebnis der Aktionen von 2021 veröffentlicht.
Dem Bericht zufolge kam im vergangenen Jahr eine Rekordmenge an Unrat zusammen. Mehr als als 10.000 Freiwillige hätten insgesamt 513.605 Gegenstände entlang der 204 Kilometer langen Küste eingesammelt – so viel wie noch nie seit Beginn der Veranstaltungen im Jahr 1985. "Es ist enttäuschend, dass die Zahl gestiegen ist. Wir hoffen immer noch, dass die Zahlen sinken werden", sagte COA-Direktorin Cindy Zipf der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). "Und die merkwürdigen Dinge werden immer merkwürdiger."
Mehr als 82 Prozent der Fundstücke aus Plastik
Was Zipf damit meint, enthüllt ein Blick auf die Auflistung der Fundstücke. Zwar stießen die Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten im Sand des "Garden State" vor allem auf Gegenstände wie Plastikdeckel und -verschlüsse, PET-Flaschen sowie Lebensmittel- und Süßigkeitenverpackungen, doch zu ihrer Ausbeute gehörten auch jede Menge bizarre Abfälle. Unter der Rubrik "Das Seltsamste vom Seltsamen" stehen in dem Bericht: Zahnschienen, ein vollständiger Zahnersatz, ein Bündel Haare, ein Jahrbuch, Teile eines Globusses, Amazon-Pakete, ein Duschkopf, eine Wetterfahne, eine Korblampe, ein Wasserprüfgerät, eine Staffelei und das Trittbrett eines Pickup-Trucks.
Und es gibt noch viele weitere Funde, die man ohne Übertreibung als seltsam bezeichnen kann: Potenzpillen, ein im Dunkeln leuchtendes Kondom, ein Tanga, ein gebrauchtes Medizin-Kit zur Behandlung einer Drogen-Überdosis, mehrere leere Marihuana-Tütchen, eine Patronenhülse und ein falscher Augapfel.
Außerdem ein Lottoschein, ein Klebestift, ein Mini-Kühlschrank, eine Klobürste, eine TV-Fernbedienung, ein Plastikaffe, Rosenkranzperlen, Teile eines Geschirrspülers, ein CD-Ständer mit CDs von Limp Bizkit, ein Plastik-Akkordeon, eine Mausefalle, ein Scheck über einen Dollar, eine Perücke und eine US-Flagge inklusive Mast.
Mehr als 82 Prozent der Fundstücke waren nach COA-Angaben Gegenstände oder Teile aus Plastik oder Schaumstoff. Die Zahl der Flaschen- und Becherdeckel habe mit 69.454 einen neuen Höchststand erreicht, ebenso die Zahl der Lebensmittel- und Süßigkeitenverpackungen (58.589).
In 67 von 95 Kategorien gab es dem Bericht zufolge im Herbst deutlich mehr Müll als im Frühjahr, darunter Hundekotbeutel, Plastikflaschen, Raucherabfälle, Plastikmaterial zum Lebensmitteltransport und Eislöffel oder -stiele. Im Frühjahr seien dagegen mehr Atemschutzmasken gefunden worden als im Herbst, insgesamt seien es mehr als 3.600 gewesen.
New Jersey verbietet Einweg-Plastiktüten
Clean Ocean Action nutzt die gesammelten Daten, um sich für Gesetze wie das Verbot von Einweg-Plastiktüten einzusetzen, das viele Städte bereits eingeführt haben und das am 4. Mai in ganz New Jersey in Kraft treten soll. Zipf nannte es eines der schärfsten Gesetze dieser Art in den Vereinigten Staaten.
Auch ein Gegenstand, den wohl jeder Strandbesucher gerne mal entdecken würde, war unter den Fundstücken der Umweltschützer: eine Flaschenpost. "Wir wissen nicht, was darin stand", sagte Zipf AP. "Aber ich hoffe, es war: 'Bitte sauberhalten!'"