Nach Vulkanausbruch Mit der Katastrophenhilfe kam das Virus: Jetzt muss auch Tonga in den Corona-Lockdown

Auf dem Fua'amotu International Airport in Tonga werden Hilfsgüter aus Australien ausgeladen
Auf dem Fua'amotu International Airport in Tonga werden Hilfsgüter aus Australien ausgeladen
© Ben Dempster, Australian Defence Force / AFP
Mitte Januar hatte der Ausbruch eines Unterseevulkans Tonga schwer verwüstet. Mehrere Staaten brachten nach der Katastrophe Hilfsgüter per Schiff und Flugzeug auf die Inseln im Pazifik – und das Coronavirus.

Der Inselstaat Tonga muss zweieinhalb Wochen nach dem gewaltigen Ausbruch des Unterseevulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai nun auch noch einen Corona-Ausbruch bekämpfen. Bis Mittwochnachmittag (Ortszeit) seien fünf Infektionsfälle bestätigt worden, teilte Premierminister Siaosi Sovaleni mit. Das Virus sei zuerst im Rahmen von routinemäßigen Tests bei zwei Männern nachgewiesen worden, die im Hafen der Hauptstadt Nuku'alofa arbeiteten, wo nach dem Vulkanausbruch im Januar Hilfslieferungen aus der ganzen Welt eingetroffen waren. Später bestätigten die Behörden noch drei weitere Infektionen bei Familienangehörigen der Männer, darunter zwei Kinder.

Tonga war bisher einer der wenigen Orte auf der Welt, in denen sich das Virus noch nicht ausgebreitet hatte. Der Pazifikstaat hatte im März 2020 seine Grenzen geschlossen und sich von der Außenwelt weitgehend abgeschottet. So mussten ankommende Reisende drei Wochen in Quarantäne verbringen. Seitdem war in dem 100.000-Einwohner-Land nur ein einziger Corona-Fall bei einem Reiserückkehrer aus Neuseeland registriert worden. Deshalb war nach dem Vulkanausbruch die Sorge groß, dass ausländische Helfer das Virus einschleppen könnten.

Corona-Infizierte auf australischem Marineschiff

An den Hilfsmaßnahmen waren unter anderem Australien, Neuseeland, Japan, China und Frankreich beteiligt. Um das Virus nicht einzuschleppen, blieben die Besatzungen der Schiffe und Flugzeuge jeweils nur kurz in Tonga und bemühten sich um eine kontaktlose Übergabe. Die Hilfsgüter wurden zudem drei Tage lang isoliert, bevor sie in Empfang genommen wurden.

Wie sich die Hafenarbeiter, die beim Entladen der Schiffe geholfen hatten, infiziert haben, ist noch unklar. In der vergangenen Woche hatte das australische Marineschiff "HMAS Adelaide" trotz dutzender Corona-Fälle an Bord in Nuku'alofa angelegt. Der Einsatzleiter der australischen Streitkräfte, Greg Bilton, erklärte am Mittwoch, die Infektionsfälle in der Hauptstadt seien nicht auf das Schiff zurückzuführen. Es habe in einem anderen Hafenbereich angelegt und die Hilfsgüter kontaktlos entladen, erklärte Bilton im Sender Sky News Australia. "Ich glaube also nicht, dass es eine Verbindung gibt, dafür gibt es keine Beweise."

Auch Besatzungsmitglieder an Bord von Hilfsflügen aus Japan und Australien meldeten Infektionen. Etwa 61 Prozent der Einwohner Tongas seien vollständig geimpft, berichtet der US-Sender NBC.

Kommunikation auf Tonga noch immer gestört

Der Lockdown in Tonga trat nach Angaben der Regierung am Mittwoch um 18 Uhr Ortszeit (6 Uhr MEZ) in Kraft. Unter anderem wurde der Schiffs- und Bootsverkehr sowie auch der Flugverkehr zwischen den verschiedenen Inseln des Archipels eingestellt. Schulen wurden geschlossen und die Menschen wurden aufgefordert, weitgehend in ihren Häusern zu bleiben. Die Regierung will die Lage alle 48 Stunden neu bewerten.

Die durch die Eruption zusammengebrochenen Kommunikationsverbindungen sind allerdings immer noch gestört. "Tonga steht nun vor seinem ersten Covid-19-Lockdown, bevor die Telekommunikation vollständig wiederhergestellt wurde und bevor Unternehmen und Haushalte wieder funktionierendes Internet haben", schrieb das Portal "Matangi Tonga".

Der unterseeische Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai, der nur 65 Kilometer nördlich von Nuku'alofa liegt, war am 15. Januar ausgebrochen und hatte eine gigantische Wolke aus Asche und Gas kilometerweit in die Höhe geschleudert. Die Eruption löste einen Tsunami aus, dessen Flutwellen sogar weit entfernte Regionen wie Alaska und Südamerika erreichten. Ein Dorf auf der Insel Mango wurde vollständig zerstört, während in mehreren anderen Dörfern, die über den gesamten Archipel verstreut sind, nur wenige Häuser noch stehen. Tongas Regierung bestätigte drei Tote und mehrere Verletzte.

DPA · AFP
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