Transrapid Regierung will Münchner Strecke

  • von Jens Tartler
Trotz des schweren Unglücks mit dem Transrapid gehen die Planung für eine Strecke in München weiter. Die Ursache für die Tragödie war wohl menschliches Versagen.

"Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um das Projekt in München oder gar die Technologie insgesamt zu bewerten oder in Frage zu stellen. Das wäre vorschnell und unangemessen", sagte am Sonntag Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nach einem Gespräch mit seinem bayerischen Amtskollegen Erwin Huber (CSU). An der Planung für die Strecke in München werde weitergearbeitet, machten beide klar. Im Oktober gebe es die nächsten Gespräche.

Bei dem Zusammenstoß zwischen einem Transrapid und einem Werkstattwagen auf der Versuchsstrecke im Emsland waren am Freitag 23 Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück ist wahrscheinlich auf menschliches Versagen zurückzuführen. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück prüft, warum die zwei Mitarbeiter der Leitstelle die Fahrt der Magnetschwebebahn freigaben, obwohl der Werkstattwagen noch auf der Strecke stand. Hinweise für technische Fehler gab es bis am Sonntagabend nicht. Die Mitarbeiter der Leitstelle seien noch nicht vernehmungsfähig, da sie unter Schock stünden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Gefunden in

Tiefensee und Huber räumten ein, dass das Sicherheitskonzept der Strecke im Emsland verbesserungsfähig sei. Nach Aussage der Politiker hätte ein solcher Unfall bei der geplanten Magnetschwebebahn zum Münchner Flughafen aber nicht passieren können. "Das Sicherheitskonzept für den Transrapid in München ist auf einem anderen technischen Niveau als bei einer Teststrecke", sagte Huber. "Es ist ein integriertes Sicherheitssystem bereits vorgesehen, in dem alle Fahrzeuge eingebunden sind, die sich auf dieser Strecke bewegen."

Um die Finanzierung der Münchner Strecke gibt es Streit zwischen Bundes- und Landesregierung. Das Betreiberkonsortium von ThyssenKrupp und Siemens muss außerdem darum bangen, ob die existierende Strecke in China verlängert wird. Im Gespräch ist, die 30 Kilometer lange Trasse in Shanghai bis in das 190 Kilometer entfernte Hangzhou auszubauen.

Beide Minister kündigten ein gemeinsam geplantes und finanziertes unabhängiges Gutachten an. Das Papier soll Erkenntnisse aus der Unglücksfahrt nahe der niedersächsischen Stadt Lathen für andere Transrapid-Vorhaben wie in München nutzbar machen. Ferner wies Tiefensee das Eisenbahn-Bundesamt in Bonn an, bei der Aufklärung in Lathen unterstützend tätig zu werden. Huber rechnet damit, dass das Gutachten in sechs bis acht Wochen fertig gestellt ist.

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