Spektakuläre Bruchlandung, glimpfliche Folgen: Auf der indonesischen Insel Bali hat am Samstag ein Flugzeug des privaten indonesischen Billigfliegers Lion Air die Landebahn des Hauptstadtflughafens verfehlt. Nach Angaben von Reisenden setzte die Maschine ohne Vorwarnung mit lautem Knall auf dem Wasser auf. An Bord brach Panik aus. "Das Flugzeug wollte gerade landen, als es plötzlich ins Meer stürzte. Es gab keinerlei Warnung der Crew", sagte eine Passagierin namens Dewi der Nachrichtenagentur AFP. Nach Informationen des Flughafenmanagers Eko Dantoro hatte der Pilot eine Notlandung angekündigt. Die Unfallursache sei noch unbekannt. Zur Landezeit nieselte es bei Denpasar leicht.
Alle 108 Insassen konnten gerettet werden, erklärte Dantoro. "An Bord waren 101 Passagiere, darunter zwei Ausländer", sagte der Polizeichef der Insel, Arif Wachyunadi, dem Fernsehsender TVOne. Ein AFP-Reporter berichtete von sieben Passagieren offenbar indonesischer Herkunft, die ins Krankenhaus von Denpasar eingeliefert wurden. Sie schienen lediglich leichtere Verletzungen an Kopf und Gliedmaßen erlitten zu haben. Ob sich möglicherweise auch Deutsche unter den Passagieren befanden, war zunächst unklar. "Die deutsche Botschaft in Jakarta und der deutsche Honorarkonsul auf Bali sind um Aufklärung bemüht und stehen mit den örtlichen Behörden in Kontakt", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin.
Herry Bhakti, Luftverkehrsdirektor im indonesischen Verkehrsministerium, hatte zunächst erklärt, das Flugzeug sei über die Landebahn hinausgeschossen und dann ins Meer gestürzt. Später korrigierte er seine Angaben und erklärte, die Maschine habe die Landebahn komplett verfehlt und sei direkt ins Wasser gestürzt. "Es gab keine Anzeichen, dass etwas nicht stimmte, und dann schlug die Maschine plötzlich auf dem Wasser auf", gab eine Passagierin Tantri Widiastuti später zu Protokoll. Viele Passagiere seien nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Flugzeuginsassen aus eigener Kraft an Land geschwommen. Auf Bildern von der Unglücksstelle, die schon nach kurzer Zeit auf Twitter kursierten, war das Flugzeug halb ins Wasser getaucht zu sehen, von den Vorderausgängen wurden aufblasbare Rutschen ausgelassen. Im Wasser schwammen Passagiere mit gelben Rettungswesten.
Lion Air auf Schwarzer Liste der EU
Bei der verunglückten Maschine handelte es sich nach Angaben des Lion-Air-Direktors um eine erst im März in Dienst gestellte Boeing vom Typ 737-800 NG. Flug JT904 war auf einem Inlandsflug von Bandung unterwegs und sollte um 15.40 Uhr (Ortszeit) in Denpasar landen. Das Unglück passierte um 15.35 Uhr. Die Behörde für Transportsicherheit (KNKT) entsandte ein Ermittlerteam nach Bali. Der Flughafen war für zwei Stunden geschlossen. Der Unfall ist bereits der dritte Zwischenfall eines Lion-Air-Fliegers binnen weniger Monate: Bereits am 1. November und am 30. Dezember kamen Flieger bei der Landung in der indonesischen Stadt Pontianak von der Piste ab.
Lion Air ist die größte private Airline Indonesiens. Die Fluggsellschaft bedient hauptsächlich Ziele im Inselreich sowie einige internationale Destinationen wie Singapur, Kuala Lumpur in Malaysia und Ho-Chi-Minh-City in Vietnam. Derzeit sind rund 90 Flugzeuge in Betrieb, über 570 weitere Maschinen bestellt. Erst Ende 2012 gab es wieder eine Großbestellung bei Boeing und jüngst bei Airbus. Wie viele andere Fluggesellschaften aus Indonesien steht Lion Air auf der Schwarzen Liste der EU. Flüge der Gesellschaft in Länder der Europäischen Union sind damit verboten. Die USA haben ebenfalls ein Flugverbot für Lion-Air-Maschinen verhängt.
Auch in Indonesien selbst hat die Airline einen schlechten Ruf. Nach Angaben der angesehenen Aviation Savety Network-Webseite, die weltweit sämtliche Flugunfälle dokumentiert, waren Lion-Air-Maschinen seit 2002 sieben Mal in Zwischenfälle verwickelt - fast immer ging es um Probleme bei der Landung. Der letzte Unfall mit Todesfolge ereignete sich im November 2004: 25 von 164 Insassen kamen ums Leben, als eine McDonnell Douglas Maschine in Solo auf Java im Regen über die Landebahn hinausschoss und in einen Friedhofszaun raste. Im Januar vergangenen Jahres wurden Strafmaßnahmen gegen die Fluglinie verhängt, nachdem mehrere Piloten wegen Drogenbesitzes festgenommen wurden.