Die Wetter-Extreme der vergangenen Wochen und Monaten zeigen die verheerenden Auswirkungen, die der Klimawandel schon jetzt auf das Wetter hat. Hitze, Dürre und Trockenheit haben Europa, Nordamerika und China im Griff. Mit drastischen Folgen: Gewässer trocknen aus, riesige Waldareale brennen und im Reich der Mitte droht sogar Stromknappheit. Laut Regierungsangaben erleben große Teile des Landes derzeit den heißesten und trockensten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1961.
Rekordtemperaturen in China
Die Temperaturen haben in den vergangenen Wochen vielerorts die Marke von 40 Grad immer wieder überschritten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, sind derzeit 14 Regionen und Provinzen von "mittelschwerer bis schwerer" Dürre betroffen. Die verstärkte Nutzung von Klimaanlagen hat den Stromverbrauch nach oben schnellen lassen, gleichzeitig aber produzieren wichtige Wasserkraftwerke weniger Strom als üblich, weil Chinas größter Fluss, der Jangtse, in einem noch nie dagewesenen Ausmaß ausgetrocknet ist. Der drittlängste Fluss der Welt versorgt normalerweise mehrere Wasserkraftwerke und liefert beispielsweise 82 Prozent der Energie für die Provinz Sichuan.
Auch andernorts in China verursacht die Hitzewelle Probleme. In der Provinz Jiangsu im Osten des Landes stiegen die Temperaturen des Asphalts auf 68 Grad. Die örtlichen Behörden warnten die Autofahrer davor, dass die Reifen platzen könnten. Außerdem kam es zu mehreren Buschbränden rund um die Metropole Chongqing, für die Behörden ebenfalls die anhaltende Trockenheit und Hitzewelle verantwortlich machten. 1500 Menschen mussten evakuiert werden.
Lichter bleiben aus
Um Strom zu sparen, werden in viele Metropolen Chinas Klimageräte runtergefahren, Lichter und Rolltreppen ausgeschaltet. Seit mehr als einer Woche wird in Sichuan schon der Strom für die 81 Millionen Einwohner und Industriebetriebe rationiert. Manche Unternehmen mussten ihre Produktion stoppen. In der ebenfalls in der Provinz liegenden Millionenstadt Dazhou fiel zudem der Strom für einen Teil der Bevölkerung zeitweise aus.
In Chengdu mit seinen 31 Millionen Bewohnern sind an vielen Stellen die Beleuchtungen gedimmt und Leuchtreklamen abgestellt worden. Einkaufzentren dürfen künftig nur noch zwischen 16 und 21 Uhr öffnen. Die Situation sei laut Stadtverwaltung "äußerst ernst". Auch die berühmte Uferpromenade "The Bund" in Shanghai soll mindestens zwei Tage dunkel bleiben.

Aus Mangel an Wasserkraft laufen die Kohlekraftwerke Chinas auf Hochtouren. In der Provinz Sichuan in Südwestchina produzieren die 67 örtlichen Kohlekraftwerke 50 Prozent mehr Strom als die geplante Kapazität vorsieht, wie Staatsmedien berichteten.
Mit Blick auf den Herbst könnte die Hitzewelle eine weitere Krise verursachen: Die hohen Temperaturen bedrohen die Ernte. Es geht vor allem um die Ernte von Reis und Soja – beide Pflanzen brauchen viel Wasser. China kann normalerweise 95 Prozent seines Bedarfs an Reis, Soja und Mais selbst decken. Das Landwirtschaftsministerium in Peking rief dazu auf, die Pflanzen zu schützen und Wasser äußerst sparsam zu verwenden.