Florida "Ich habe alles verloren" – Anwohner kehren nach Hurrikan "Ian" in verwüstete Häuser zurück

Anwohner kehren nach Hurrikan "Ian" in verwüstete Häuser zurück
Eine Anwohnerin berichtet von der Zerstörung ihres Anwesens nachdem der Hurrikan "Ian" über Florida hinwegfegte
© Reuters
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Hurrikan "Ian" war einer der stärksten Stürme, die jemals das Festland der USA heimgesucht haben. Er hat sich inzwischen abgeschwächt. Aber die Schäden, besonders an der Südwestküste Floridas sind immens. Es gibt erste Berichte über Todesopfer. Doch die Lage ist unübersichtlich. Die Behörden konnten bisher noch keine genauen Opferzahlen nennen. Die materiellen und wirtschaftlichen Schäden gehen in die Milliarden. Viele Menschen haben alles verloren: „Wenn einem sowas passiert, begreift man das erst gar nicht. Man ist taub, geschockt. Es war nicht mein erster Hurrikan, aber ich habe zum ersten Mal alles verloren. Ich versuche tapfer zu sein. Ich bin sicher, es ist alles weg. Aber ich will tapfer sein.“ Wo noch etwas zu retten ist, werden die Aufräumarbeiten Monate dauern. Mehr als 2,6 Millionen Haushalte und Unternehmen in Florida waren weiterhin ohne Strom. Der Bundesstaat Florida hat bereits um Hilfen bei der Regierung in Washington gebeten.
Einer der stärksten Stürme, die je die USA getroffen haben, hat ganze Regionen in Florida verwüstet. Viele Menschen haben alles verloren und berichten von ihrem Schicksal.

Im US-Bundesstaat Florida steigt die Zahl der Todesopfer infolge des Durchzugs von Hurrikan "Ian" weiter. Wie der Sender CNN sowie Vertreter verschiedener örtlicher Behörden am Donnerstag berichteten, wurden mindestens zwölf Menschen durch den verheerenden Sturm getötet. Nachdem sich "Ian" vorübergehend zu einem Tropensturm abgeschwächt hatte, stufte ihn das US-Hurrikanzentrum NHC im weiteren Verlauf wieder als Hurrikan ein und warnte weiterhin vor "lebensbedrohlichen, katastrophalen" Sturmfluten, starkem Wind und Regen. Der Hurrikan ist eine der stärksten Stürme, die die USA jemals erreicht haben. Es sei noch zu früh, um abzuschätzen, wie viele Menschen tatsächlich infolge des Hurrikans gestorben seien, sagte der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Hunderte Menschen waren seinen Angaben zufolge weiterhin auf Hilfe durch Rettungskräfte angewiesen. 

Hurrikan "Ian" könnte sich erneut verstärken

Der Hurrikan zog am Donnerstagabend weiter in Richtung der Bundesstaaten Georgia sowie South- und North-Carolina. Von der Hurrikan-Warnung des NHC waren die gesamten Küstenregionen von South Carolina sowie Teile von Georgia und North Carolina betroffen. Nach Angaben des NHC könnte sich der Sturm erneut verstärken, bevor er wieder auf Land trifft. Er werde sich wahrscheinlich über dem Südosten der USA in der Nacht von Freitag auf Samstag "rasch abschwächen". "Ian" hatte Florida am Mittwochnachmittag mit Windgeschwindigkeiten von 240 Stundenkilometern erreicht und dort schwere Verwüstungen angerichtet. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, Bäume und Stromleitungen stürzten um. Überschwemmungen und Zerstörungen wurden vor allem aus den Städten Fort Myers und Naples gemeldet.

Biden warnt vor "tödlichstem Hurrikan in Floridas Geschichte"

In Naples standen ganze Viertel unter Wasser. Fernsehbilder von dort zeigten komplett überschwemmte Straßen, in denen Autos trieben. Rettungskräfte waren in verschiedenen Gegenden mit Hubschraubern und Booten im Einsatz, um von den Wassermassen eingeschlossene Menschen zu retten. Laut der Website poweroutage.us waren zwischenzeitlich mehr als 2,6 Millionen Haushalte und Geschäfte ohne Strom. US-Präsident Joe Biden warnte am Donnerstag, es könnte sich um den "tödlichsten Hurrikan in der Geschichte Floridas" handeln: Die Zahl der Todesopfer sei noch "unklar", es könnte aber einen "bedeutenden Verlust von Leben" geben.

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Schäden von historischem Ausmaß

Gouverneur DeSantis sprach von Schäden von "historischem" Ausmaß und Überschwemmungen, wie sie nur "alle 500 Jahre" vorkommen. "Wir haben noch nie eine solche Überschwemmung gesehen", sagte der konservative Politiker. "Wir haben noch nie eine Sturmflut dieser Größe gesehen." Manche Gegenden wie die Stadt Fort Myers an Floridas Südwestküste seien "durch diesen Sturm wirklich überschwemmt, wirklich verwüstet" worden. Im Vorfeld des Wirbelsturms hatten Experten dramatische Warnungen ausgesprochen, für 2,5 Millionen Einwohner Floridas galt eine verpflichtende Evakuierungsanordnung. Der Leiter des Nationalen Wetterdienstes, Ken Graham, bezeichnete "Ian" als Sturm, "über den wir noch jahrelang reden werden". Der Flugverkehr an den Flughäfen Tampa und Orlando wurde eingestellt.

Erderwärmung als Ursache für steigende Zahl von Tropenstürmen

Zuvor waren durch den Hurrikan in Kuba bereits mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Durch den Sturm fiel in dem Karibikstaat am Dienstag landesweit der Strom aus. Bis Mittwoch konnte die Stromversorgung in Teilen der Hauptstadt Havanna und mehreren Provinzen wiederhergestellt werden. Die am schwersten betroffenen Regionen im Westen des Landes saßen jedoch weiterhin im Dunklen. Wissenschaftlern zufolge führt die vom Menschen verursachte Erderwärmung zu einer steigenden Zahl und höheren Intensität von Tropenstürmen und Wirbelstürmen. Studien deuten zudem auf einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer extrem raschen Intensivierung von Tropenstürmen hin, bei der ein relativ schwacher Tropensturm binnen 24 Stunden Hurrikan-Kategorie 3 oder mehr erreicht.

AFP · Reuters
mth

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