Die dunkle Jahreszeit lässt auf sich warten. Statt verregneten Tagen und sturmreichen Nächten heißt es in vielen Teilen Deutschlands weiterhin "heiter Sonnenschein". Nachdem bereits der September neue Maßstäbe in Sachen Hitze setzen konnte – er gilt als wärmster September seit Beginn der Aufzeichnungen – könnte auch der Oktober den ein oder anderen Rekord bereithalten. So werden heute mancherorts knapp 30 Grad Celsius erwartet.
Der verlängerte Sommer sorgt dabei nicht nur für Begeisterung. "Die Stimmung ist ein bisschen gekippt", sagt RTL-Meteorologe Martin Pscherer im Gespräch mit dem stern dazu. Früher habe man sich gefreut, wenn es mal länger warm war. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel sehe man das dann mittlerweile schon kritischer. "Deswegen freut man sich dann auch mal wieder über kühlere Witterungsphasen, wie wir sie zum Beispiel im August hatten. Der war insgesamt kühler und nässer als in früheren Jahren."
Omega-Wetterlage im September
Auf den durchwachsenen August folgte der Hitze-September, der in die meteorologischen Geschichtsbücher eingehen sollte. Mit teilweise mehr als 36 Grad Celsius war es der heißeste Spätsommer, der jemals in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern gemessen wurde. Ein Symptom des Klimawandels? Nicht unbedingt, wie Pscherer erklärt: "Im September hatten wir eine sogenannte Omega-Wetterlage." Dabei handelt es sich um eine stabile Hochdruckwetterlage mit warmen und sonnigen Wetter.
"Man hat ein Hochdruckgebiet über Deutschland, das links und rechts von einem Tiefdruckgebiet eingerahmt wird. Die wetterbestimmende Strömung bildet dadurch eine Omegaform. Das ist eine sehr stabile Wetterlage, die sich nur sehr langsam verändert", sagt der Meteorologe. Das aktuelle Hoch sei aber nicht mehr Teil der Omega-Wetterlage. In diesem Zusammenhang spricht ein Kollege von Pscherer, Meteorologe Dominik Jung, in einer Pressemitteilung von einer "Wärmewelle historischen Ausmaßes, die Europa und Deutschland seit Tagen fest im Griff hat."
Rekordhitze durch steigende Basistemperatur
Ein bisschen was ist in diesem Jahr also doch anders. Laut Pscherer liegt das vor allem an der steigenden globalen Basistemperatur. "Wenn die Temperatur generell niedriger ist, dann fällt auch eine Hochdrucklage nicht ganz so heiß aus", erklärt der Experte. "Durch die steigenden globalen Temperaturen erleben wir allerdings immer neue Hitzerekorde." Und auch die lang anhaltenden Hitzephasen könnten uns in den nächsten Jahren zunehmend begleiten. Das heißt: Der Klimawandel wirkt sich indirekt auf unser Wetter aus, sodass es insgesamt immer wärmer wird.
Und nicht nur das: So gebe es die Theorie, dass die stationären Wetterlagen durch den Klimawandel zunehmen. Das heißt, man hat etwa längere Zeit eine nasse Witterung, durch die wiederum die Hochwassergefahr steigt, weil die Trockenphasen fehlen. Die Wetterlagen bleiben durch den Klimawandel also beständiger. Pscherer betont allerdings, dass es für diese Tendenz noch zu wenige Belege gibt: "So ganz sicher ist man sich in der Theorie noch nicht."
Wetter aus Kindheitstagen
Ein Argument, das dagegen spricht, ist etwa der Sommer in Deutschland. Nach einem warmen und trockenen Start im Juni wurde es dann doch sehr wechselhaft. An einem Tag wechselte die Witterung teilweise stündlich. Laut Pscherer ein Sommer, wie er im Buche steht: "Das ist eigentlich früher so typisch gewesen. Deswegen haben wir den Sommer auch so empfunden, wie einen Sommer aus unserer Kindheit."
Können wir uns also auch auf einen schneereichen Winter freuen, wie wir ihn aus Kindertagen kennen? Das will Pscherer weder verneinen noch bestätigen. Eine eindeutige Aussage über die aktuelle Wetterlage hinaus hält er für unseriös. Kollege Jung wagt in der Pressemitteilung aber zumindest eine vorsichtige Prognose und sagt, der herbstliche Wettersturz wird kommen – nur wann, das könne man aktuell noch nicht voraussagen.
Quelle: Wetter.com, Wetter.net