Archäologie "Englisches Atlantis": Forschungsteam findet Überreste versunkener Stadt am Meeresgrund

Ein Sturm vor der Küste Yorkshires
Vor der Küste Yorkshires lag einst die Stadt Ravenser Odd
© Chris North / Picture Alliance
Ein Team von Wissenschaftler:innen der Universität von Hull in England hatte sich auf die Suche nach dem versunkenen Ravenser Odd gemacht. Jetzt wurden sie offenbar fündig.

Wohl kaum etwas ist mysteriöser und aufregender als die Entdeckung einer sagenumwobenen versunkenen Stadt. Während nach Atlantis noch immer gesucht wird, weiß man vom deutschen Rungholt inzwischen relativ vieles. Und auch in Großbritannien rückt man einer bislang unentdeckten untergegangenen Metropole nun zu Leibe. Ein Forschungsteam will mit modernen Mitteln ein für allemal die genaue Lage des verschwundenen Ortes Ravenser Odd herausfinden. Schon im Februar hatten die Expert:innen sich auf die Suche gemacht. Nun stießen sie auf erste Funde.

Das Team um Professor Dan Parsons von der Universität von Hull war sich bereits recht sicher, dass die mittelalterliche Handelsmetropole Ravenser Odd im Bereich des Humber vor der Küste Yorkshires gelegen haben muss. Man war in den vergangenen Jahren aber stets davon ausgegangen, dass die Überreste der Stadt mindestens zweieinhalb Kilometer von der heutigen Uferlinie entfernt liegen würden. Die erste Überraschung, die die Wissenschaftler:innen erlebten, war nun, dass sie bereits in einem Gebiet, dass nur wenige hundert Meter entfernt von der Küste liegt, auf Funde stießen.

Ravenser Odd lag überraschend nahe an der Küste von England

Entdeckt wurden bisher Mauerreste und Ziegel. Die Wissenschaftler:innen haben nun begonnen, das Gebiet mit modernsten Sonargeräten zu scannen, um zunächst die Hafenmauern der versunkenen Siedlung zu identifizieren und dann bestenfalls eine 3D-Karte des Stadtgrundrisses anfertigen zu können. "Die Lage war strategisch perfekt für einen Hafen", sagt Dan Parsons der Zeitung "Mirror". "Leider war die Küste hier aber immer stark in Bewegung." Das machte die Suche nach Ravenser Odd so schwierig, denn niemand wusste genau, bis wohin die Landfläche im frühen 14. Jahrhundert reichte.

Ravenser Odd ging unter, als im Jahr 1362 eine mächtige Sturmflut die Nordsee heimsuchte. In England ist sie als "The Second Great Drowning", also "das Zweite Große Ertrinken", in die Geschichte eingegangen (das "Erste Große Ertrinken" bezeichnet eine Sturmflut im Jahr 1219). Die Katastrophe ist auch als "St. Marcellusflut" oder – in Deutschland – als "Grote Mandrenke" bekannt. Mehr als 25.000 Menschen starben.

Die Wissenschaftler:innen sind sich sicher, dass die gefundenen Mauerreste Teil von Ravenser Odd sind und sie die versunkene Stadt gefunden haben. "Es ist faszinierend, aufregend und berauschend. Die genaue Lage dieser mittelalterlichen Metropole konnte nie zuvor genau benannt werden", sagt Dan Parsons. "Jetzt aber haben wir die Mittel und die Technologie, um da draußen Nägel mit Köpfen zu machen."

Quelle:  "Mirror"

wt

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