Astrologen-Voraussagungen 2005 Die Zukunft lag im Nebel

Das war kein gutes Jahr für die Astrologen: Großereignisse kamen 2005 für sie aus heiterem Himmel, meist lagen sie daneben. Sie hatten vielmehr mit einer Liaison zwischen Condoleezza Rice und Kim Jong II gerechnet.

Als der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im vergangenen Mai die vorgezogene Bundestagswahl ausrief, überraschte er nicht nur politische Freunde und Feinde. Auch für die Zunft der Sterndeuter kam das innenpolitische Großereignis des zu Ende gehenden Jahres aus heiterem Himmel: Kein einziger Astrologe, Wahrsager oder Numerologe hatte die Neuwahl vorausgesagt. Bei anderen Themen lagen die Zukunftsdeuter mit ihren Prognosen für 2005 kaum weniger daneben. Zu diesem Ergebnis kommt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften im südhessischen Roßdorf in ihrer jährlichen Auswertung der Vorhersagen.

110 Prognosen von 27 Wahrsagern hat der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel für die Gesellschaft gesammelt und ausgewertet. Seine vorgestellte Bilanz fällt vernichtend aus: "Auch dieses Jahr muss man den Auguren insgesamt ein ungenügendes Zeugnis ausstellen." Überwiegend hätten sie "Banales, Unverständliches oder gänzlich Absurdes" vorausgesagt, findet Kunkel. Und wo sie konkret geworden seien, hätten sie sich abgesehen von Zufallstreffern geirrt.

Drohender Diktator 2010

Wichtigstes Thema der Sterndeuter war zwar die Bundestagsneuwahl, dies allerdings erst mit einiger Verspätung. "Zum Jahresbeginn war diese Prognose - im Gegensatz zu den Vorjahren - kaum zu finden", sagt Kunkel. Nachdem die Wahlen einmal angekündigt waren, wurden dann alle erdenklichen Ergebnisse prophezeit, von einer Fortsetzung der rot-grünen Koalition bis zu Spekulationen über eine bevorstehende Revolution oder einem für das Jahr 2010 drohenden Diktator.

Die Astrologin Edeltraud Lukas Möller sah immerhin die CDU-Politikerin Angela Merkel als Bundeskanzlerin voraus - allerdings nur bei einem Wahltermin im November. Am tatsächlichen Wahltermin 18. September hätte nach ihrer Prognose ein anderer Unionskandidat triumphieren müssen. Durchaus zutreffend war dagegen die Voraussage Alexandra Klingshammers, die ein politisches Patt nach der Wahl sah - allerdings erst drei Tage vor dem Wahltermin.

Anschlag auf US-Präsident Bush

Auch mit Prophezeiungen zum Tod des Papstes, die in den 80er und 90er Jahren zu ihrem Standardrepertoire gehörten, hielten sich die Wahrsager für 2005 erstaunlich zurück. Erst als Johannes Paul II. im Februar bereits zum zweiten Mal im Krankenhaus lag und nicht mehr sprechen konnte, wagte Martin Schmid, den Tod des Heiligen Vaters für Ende April oder Anfang Mai anzukündigen. Dieser kam dem Deuter dann aber am 2. April zuvor.

Zu den weiteren Fehl-Prophezeiungen für 2005 gehörten ein Anschlag auf US-Präsident George W. Bush, ein Zusammenbruch des US-Dollars und eine Samstagabendshow für TV-Talkerin Sandra Maischberger. Dankbar für die mangelnde Aussagekraft der Prognosen dürfte Fernsehmoderator Frank Elster sein. Die Berliner Astrologin Monika Transier hatte ihm ebenso wie dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der Schauspielerin Doris Day und dem britischen Prinz Philip ein baldiges Ableben mit konkretem Termin vorausgesagt. Trotz mehrerer Terminkorrekturen sind alle vier bislang wohlauf.

Condolezza Rice und Kim Jong II: Ein Liebespaar?

Wenigstens beim Thema Fußball gelangen den Wahrsagern ein paar Treffer: Der nach eigenen Angaben mehr als 600 Jahre alte Rei Souli prophezeite zutreffend, dass Schalke 04 nicht Deutscher Meister werden würde. Und der Zahlendeuter Arndt Aschenbeck sagte das 1:0 von Schalke gegen Bayern München im März voraus - auch wenn er ein 1:1 ebenfalls nicht ausgeschlossen hatte. "Die üblichen Ergebnisse bei einer Fußballpartie sind übersichtlich", kommentiert Kritiker Kunkel.

Glück im Unglück hatte der Inder Kunjilal Malviya mit einer falschen Prophezeiung in eigener Sache. Für den Nachmittag des 20. Oktober hatte der 75-Jährige seinen natürlichen Tod angekündigt. Hunderte Schaulustige konnten anschließend bezeugen, dass er sich geirrt hatte. Die Familie machte die Gebete der Zuschauer für den Wandel des Schicksals verantwortlich.

Als absurdeste Prognose des Jahres machte Kunkel die Voraussage von Feng-Shui-Meistern aus Hongkong aus, der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il werde sich in US-Außenministerin Condoleezza Rice verlieben. Diese werde den Diktator zur Öffnung seines abgeschotteten Regimes bewegen, und gemeinsam würden beide den Terror-Paten Osama bin Laden aufspüren.

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Christoph Dreyer/DPA

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